Amélie Mummendey

Prof. Dr. Amélie Mummendey

Ehemalige Professorin für Sozialpsychologie an der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Amélie Mummendey
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Prof. Dr. Amélie Mummendey

»Questioning what is taken for granted. «

Werdegang

1968 · Studienabschluss
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

1970 · Promotion
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

1970 bis 1974 · Postdoc-Phase

1974 · Habilitation
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

1980 · Erste Professur
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

1997 bis 2011 · Professur
Friedrich-Schiller-Universität Jena

2007 bis 2011 · Prorektorin für die Graduierten-Akademie
Friedrich-Schiller-Universität Jena

2011 bis 2018 · Professorin im Ruhestand

Interview

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin? Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?

Es ist eine Möglichkeit, sich selbstbestimmt und unabhängig von Vorgesetzten oder thematischen Vorgaben systematisch mit selbst ausgewählten und für wichtig erachteten Themen auseinanderzusetzen, anzusehen, was andere sich dazu ausgedacht haben, Fragen zu ent­decken und mit ernstem Bemühen zu Erkenntnissen zu gelangen. Außerdem gefällt mir besonders die Möglichkeit, mit anderen Menschen gemeinsam an einem Problem zu arbeiten, sich zu streiten und neue Ideen zu entwickeln.

Welche Vorbilder haben Sie beruflich geprägt?

Das war unter anderen eine Großtante, die zum ersten Abiturjahrgang von Frauen in Bonn gehörte, Naturwissenschaftlerin und schließlich Professorin für Psychologie wurde. Sie war bis ins höchste Alter begeistert von der Psychologie und ihrem Beruf. Und später war es ein sehr bedeutender europäischer Sozialpsychologe, der mir zum großen Vorbild wurde in seiner Leidenschaft und Meisterschaft, tiefe Verpflichtung für Humanität, für Toleranz und gegen Diskriminierung und Gewalt brillant mit der grundlagenwissenschaftlichen Präzision in der Konzipierung und Entwicklung seiner Forschung zu verknüpfen.

Wer oder was hat Ihnen auf dem Weg zur Professur am meisten geholfen?

Geholfen hat mir ein Grundklima im Elternhaus und später in meiner eigenen Familie, in dem meine Berufstätigkeit allgemein und die wissenschaftliche Tätigkeit im Besonderen immer selbstverständlich waren. In ganz besonderer Weise wurde ich von meinem damaligen Mann unterstützt, der mir immer wieder dabei geholfen hat, die häufigen Zweifel an meinen Fähigkeiten zu mildern.

Für wie wichtig halten Sie Networking in Ihrem Beruf?

Es ist einfach hilfreich, kurze Wege und einen kurzen Draht zu anderen Kollegen und Kolleginnen zu haben, um die unterschiedlichsten Fragen zu besprechen und Informationen auszutauschen. Bereits Doktoranden müssen angeregt und unterstützt werden, an internationalen summer schools zu ihrem Forschungsgebiet teilzunehmen, Konferenzen zu besuchen und Aufenthalte in anderen, einschlägigen Forschungsgruppen zu realisieren.

Wie schaffen Sie es, einen solch anspruchsvollen und fordernden Beruf mit dem Privatleben in Einklang zu bringen?

Ich hatte immer das Glück, auf Verständnis dafür zu stoßen, dass die Tätigkeiten im Rahmen meines Berufes einfach Spaß machen und eben Zeit in Anspruch nehmen. Es gab und gibt da keine Konflikte, wahrscheinlich auch wegen der hohen Flexibilität und Selbstbestimmtheit in der Arbeitsverteilung über die Zeit, die eine Professur immer noch gewährt.

Ihre Tipps für Nachwuchswissenschaftlerinnen?

Sie sollten sich genau prüfen, ob sie Leidenschaft für ihre Forschung empfinden. Im positiven Falle sollten sie auf keinen Fall vor den Herausforderungen zurückschrecken, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Kompromisse sind hier gar nicht angesagt – vielmehr Selbstbewusstsein und gute Organisation. Sie sollten auf keinen Fall akzeptieren, dass im Zweifel sie als Frauen diejenigen sind, die zu Gunsten der Familie die wissenschaftliche Karriere zurückstellen. Die Herausforderungen betreffen alle Beteiligten, Frauen wie Männer, in gleichem Maße.