Forschung

Ziele und Maßnahmen der Nachhaltigkeitsstrategie im Bereich Forschung
Dr. Anke Hädrich erklärt im Video Maßnahmen zur Nachhaltigkeit im Forschungsbereich.

Wissenschaftliche Forschung erfüllt bei der Bearbeitung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart wichtige Funktionen. Sie liefert Grundlagen für technologische und soziale Innovationen und erzeugt Orientierungswissen, das für die Gestaltung komplexer Transformationsprozesse unerlässlich ist. Zudem treiben Forschende als gesellschaftlich relevante Akteure selbst Veränderungsprozesse voran.

Die Friedrich-Schiller-Universität trägt durch die vielfältigen – sowohl disziplinären als auch inter- und transdisziplinären – Forschungsaktivitäten ihrer Mitglieder zur Beantwortung gesellschaftlicher Zukunftsfragen bei und setzt sich dafür ein, die Rolle wissenschaftlicher Erkenntnisse und Fakten in gesellschaftlichen Debatten zu stärken.

Um nachhaltige Entwicklung zu fördern und selbst nachhaltig zu agieren, will die Friedrich-Schiller-Universität Bedingungen für eine nachhaltige Forschungspraxis schaffen und Räume der kritischen Reflexion von Wissenschaft und Forschung eröffnen.

Das offene Hinterfragen traditioneller Rollenverständnisse, impliziter Wissenshierarchien oder problematischer Fortschrittsmodelle gehört ebenso zu den Selbstverständlichkeiten nachhaltiger Forschung wie z. B. die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks des Forschens oder die Erhöhung der Chancengleichheit im Wissenschaftsbetrieb.

Die Friedrich-Schiller-Universität unterstützt im Bereich der Forschung den gesellschaftlichen Wandlungsprozess zur Nachhaltigkeit unter Wahrung des Grundrechts der Wissenschaftsfreiheit mit zwei übergeordneten Zielen, aus denen sich jeweils weitere Ziele und Maßnahmen ergeben.

F.1 Forschung im Bereich der Nachhaltigkeit stärken

Die Friedrich-Schiller-Universität verpflichtet sich dazu, Forschung zu zukunftsrelevanten Themen zu unterstützen und deren Sichtbarkeit zu stärken. Forschende aller Fakultäten sollen bei der Einwerbung von Drittmitteln, der Vernetzung in der regionalen und internationalen Forschungslandschaft, sowie durch Angebote zur Weiterbildung zu Forschungsformaten unterstützt werden.

  • F.1.1 Die Friedrich-Schiller-Universität stärkt die Sichtbarkeit von Forschung und Forschungsergebnissen im Bereich der Nachhaltigkeit.

    An der Universität gibt es bereits eine Vielzahl an Forschungsprojekten mit Nachhaltigkeitsbezug. Das hier generierte Wissen ist bislang jedoch nicht gebündelt sichtbar. Die Universität Jena setzt sich daher zum Ziel, die Sichtbarkeit aktueller Forschungsprojekte im Bereich der Nachhaltigkeit zu erhöhen und dadurch auch die Vernetzung von Forschenden innerhalb der Universität zu stärken.

    • F.1.1.1 Erarbeitung einer Systematik zur Kennzeichnung der Nachhaltigkeitsbezüge von Forschungsprojekten
    • F.1.1.2 Sammlung und systematisierte Darstellung nachhaltigkeitsbezogener Forschung an der Universität auf einer digitalen Plattform
    • F.1.1.3 Ausschreibung eines jährlichen Nachhaltigkeitspreises für abgeschlossene Promotionen, für den Beiträge aus allen Fachrichtungen eingereicht werden können
    • F.1.1.4 Erprobung neuer Vernetzungsformate von Nachhaltigkeitsforschenden innerhalb der Universität sowie an weiteren Forschungsstandorten und Sammlung von Good Practice Beispielen
  • F.1.2 Die Friedrich-Schiller-Universität unterstützt transdisziplinäre Forschungsformate.

    Die notwendige gesellschaftliche Transformation zur Nachhaltigkeit erfordert praxisorientierte und alltagsnahe Lösungen für verschiedenste Lebensbereiche. Um Forschung an gesellschaftlichen Problemen zu orientieren, ist es notwendig, das Wissen vielfältiger Akteure aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft in den Forschungsprozess zu integrieren.

    Die Universität Jena setzt sich daher zum Ziel, partizipative und kooperative Forschungsformate zum Thema Nachhaltigkeit zu unterstützen und einen hochschulweiten Dialog über transdisziplinäre Forschung anzustoßen.

    • F.1.2.1 Weiterentwicklung von Beratungs- und Weiterbildungsangeboten zu transdisziplinären Forschungsformaten und deren Förderung (z. B. zu Reallaboren oder Citizen Science)
    • F.1.2.2 Intensivierung der Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Partnern und Unterstützung Forschender zur Teilnahme an Austauschformaten
  • F.1.3 Die Friedrich-Schiller-Universität unterstützt die internationale, multidirektionale Vernetzung von Forschenden.

    Die gelingende Bearbeitung globaler Herausforderungen im Zuge der gegenwärtigen Krisen benötigt Austausch und Kooperation zwischen Beteiligten aus allen Weltregionen. Damit verbunden ist die Chance einer bereichernden Perspektivenvielfalt auf globale Probleme. Der gleichberechtigte Dialog wird jedoch häufig durch Wissenshierarchien und ökonomische wie politische Machtgefälle zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden verhindert.

    Die Universität Jena setzt sich daher zum Ziel, die Vernetzung zu intensivieren und für Asymmetrien und Ungleichheiten in internationalen Forschungskooperationen zu sensibilisieren.

    • F.1.3.1 Intensivierung der multidirektionalen globalen Kooperation, insbesondere Stärkung der gleichberechtigten Kooperationen mit Forschenden aus dem Globalen Süden 
    • F.1.3.2 Entwicklung von Weiterbildungsangeboten zu wissenschaftlichen Nord-Süd-Kooperationen und Sensibilisierung Forschender für unterschiedliche Wissensformen und -hierarchien
  • F.1.4 Die Friedrich-Schiller-Universität unterstützt durch die Beratung zur Drittmitteleinwerbung nachhaltigkeitsbezogene Forschung.

    Die gesellschaftliche Relevanz der Nachhaltigkeitsforschung wird von vielen Fördermittelgebenden erkannt. Inzwischen gibt es zahlreiche Programme, welche Forschung mit Nachhaltigkeitsbezug fördern. Die Universität Jena unterstützt ihre Forschenden dabei, Fördermittel aus diesen Programmen zu akquirieren und neue Forschungsfelder im Bereich der Nachhaltigkeit zu erschließen.

    • F.1.4.1 Entwicklung und Durchführung von Veranstaltungsformaten zur Initiierung nachhaltigkeitsbezogener Forschungsprojekte
    • F.1.4.2 Einbezug des Bereichs Nachhaltigkeit in das Beratungsangebot für die Drittmitteleinwerbung

F.2 Nachhaltige Forschungspraxis stärken

Die Friedrich-Schiller-Universität verpflichtet sich dazu, Forschende in ihrem Arbeitsalltag dabei zu unterstützen, Forschung ressourcenschonend, gesundheitsbewusst und sozial nachhaltig zu gestalten. Eine gelebte Kultur der Nachhaltigkeit in der Forschung kann langfristig zu exzellenten Forschungsergebnissen beitragen.

  • F.2.1 Die Friedrich-Schiller-Universität stärkt das Bewusstsein für Ressourceneffizienz in der Forschung und entwickelt geeignete Maßnahmen zur Reduktion von Ressourcenverbrauch und Emissionen.

    Um den gesellschaftlichen Wandel hin zur Nachhaltigkeit zu unterstützen, sind Forschungsprozesse selbst so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Hochschulen sollten als Vorbilder nachhaltiger Praxis gelten.

    Die Universität Jena setzt sich daher zum Ziel, den ökologischen Fußabdruck von Forschungsaktivitäten bestmöglich zu reduzieren und Zielkonflikte von Ressourcenverbrauch und Forschungsqualität gründlich zu analysieren. Aus der Orientierung an Nachhaltigkeitskriterien dürfen sich keine Nachteile für spezifische Forschungsfelder ergeben.

    • F.2.1.1 Messung des Ressourcenverbrauchs von Forschungsaktivitäten und Entwicklung von Vorschlägen zur Reduktion auf Ebene der Fakultäten und Institute
    • F.2.1.2 Entwicklung fachspezifischer Weiterbildungsangebote und -materialien zu einem nachhaltigen Forschungsbetrieb, insbesondere in den Bereichen der Laborarbeit und des digitalen Datenmanagements
    • F.2.1.3 Unterstützung von JenaVersum bei der Etablierung einer Webanwendung zur abgestimmten Nutzung von Forschungsinfrastruktur (Großgeräte und wissenschaftliche Dienstleistungen)
    • F.2.1.4 Berücksichtigung des universitätsinternen Veranstaltungsleitfadens bei der Planung und Durchführung von Veranstaltungen im Wissenschaftsbetrieb (Tagungen, Workshops, Konferenzen)
    • F.2.1.5 Entwicklung von Handlungsempfehlungen für ein nachhaltiges Dienstreiseverhalten
    • F.2.1.6 Zertifizierung von Laboren in den Forschungseinrichtungen der Universität beispielsweise nach den Standards von „My Green Lab“ oder vergleichbaren
  • F.2.2 Die Friedrich-Schiller-Universität stärkt Strukturen, welche die nachhaltige Digitalisierung im Forschungsalltag unterstützen.

    Bei der Erhebung, Verarbeitung und Speicherung von Forschungsdaten bieten digitale Plattformen vielfältige Möglichkeiten und Innovationen für den Forschungsalltag. Die Universität Jena berücksichtigt die hierdurch anfallenden Auswirkungen auf Energieverbrauch und Emissionen und entwickelt Wege, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu verbinden.

    • F.2.2.1 Erhebung des ökologischen Fußabdrucks, der durch das Rechenzentrum sowie die durch Drittanbieter bereitgestellten Dienste, Rechen- und Speichermöglichkeiten für Forschungseinrichtungen an der Universität entsteht und Identifikation von Einsparungspotenzialen
    • F.2.2.2 Sensibilisierung für ökologische Belastungen durch speicherintensive Forschungsaktivitäten und Entwicklung von Empfehlungen zur effizienten Nutzung von Serverspeicherplatz und Rechenkapazitäten in vorhandenen Kursen und Schulungsmaterialien
    • F.2.2.3 Etablierung eines nachhaltigen Forschungsdatenmanagements nach FAIRen Prinzipien (findable, accessible, interoperable, reusable), um die Nachnutzung von Forschungsdaten zu ermöglichen
  • F.2.3 Die Friedrich-Schiller-Universität verpflichtet sich zum Abbau struktureller Diskriminierung in der Forschung.

    Die Wertschätzung von Vielfalt und der Abbau struktureller Diskriminierungen sind zentrale Forderungen im Diskurs um die globalen Nachhaltigkeitsziele. Diese Forderungen betreffen selbstverständlich auch die Wissenschaft. Der Zugang zur wissenschaftlichen Profession ist immer noch entlang von Kategorien wie bspw. Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft und Behinderung ungleich verteilt.

    Die Universität Jena setzt sich daher zum Ziel, Forschung sozial nachhaltig zu gestalten, Diskriminierung abzubauen und die Potenziale vielfältiger Forschungsteams zu nutzen.

    • F.2.3.1 Sensibilisierung für ungleiche Zugangsbedingungen zum Wissenschaftsbetrieb, zum Beispiel durch das Angebot von Antidiskriminierungs-Trainings, die insbesondere Beteiligten an Einstellungs- und Berufungsverfahren im Vorfeld empfohlen werden
    • F.2.3.2 Ermutigung „Studierender der ersten Generation“, sich auf Ausschreibungen von Stellen für studentische Hilfskräfte und Assistenzen zu bewerben, um den Zugang zu einer akademischen Laufbahn zu erleichtern
    • F.2.3.3 Prüfung der Möglichkeiten, weitere Fördersysteme und Mentoring-Programme – insbesondere für den akademischen Nachwuchs – zu etablieren mit dem Ziel, struktureller Diskriminierung durch z. B. Sexismus, Rassismus, Klassismus oder Ableismus entgegenzuwirken
Information

Diese Tabellexlsx, 98 kb enthält Details zu den Zielen und Maßnahmen in den fünf Bereichen und gibt einen Einblick in den aktuellen Stand der Umsetzung. Außerdem sind u. a. Beteiligte und Best-Practice-Beispiele aufgelistet (Stand März 2024).