Portrait von Prof. Dr. Edda Humprecht im Hörsaalgebäude der Universität Jena.

Wie verändert Desinformation die Gesellschaft?

Edda Humprecht ist neue Professorin für digitale Kommunikation und Öffentlichkeit der Universität Jena
Portrait von Prof. Dr. Edda Humprecht im Hörsaalgebäude der Universität Jena.
Foto: Anne Günther (Universität Jena)
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Meldung vom: | Verfasser/in: Irena Walinda

Das Forschungsfeld von Prof. Dr. Edda Humprecht ist zurzeit oft Thema in den Medien: Die Kommunikationswissenschaftlerin, die im Wintersemester 2023/24 an die Friedrich-Schiller-Universität Jena wechselte, ist Expertin für digitale Kommunikation. Ihre Expertise ist aktuell sehr gefragt, denn durch die technologischen Entwicklungen rund um Künstliche Intelligenz (KI) haben die Produktion und Rezeption von Desinformationen stark zugenommen. „Im Nahost-Krieg können wir die Verbreitung von KI-generierten Bildern zurzeit genau beobachten.“

Prof. Humprecht fokussiert sich in ihrer Forschungsarbeit auf die Dynamik und Entwicklung digitaler Informationslandschaften im internationalen Vergleich. „Mich interessiert, welche Konsequenzen sich durch die Verbreitung von Desinformationen ergeben. Warum beispielsweise einige Gesellschaften stärkere Resilienzen gegenüber Manipulationsversuchen haben als andere und wie man Desinformationskampagnen begegnen kann“, sagt Humprecht über das Ziel ihrer Forschung.

KI-generierte Bilder verbreiten sich rasant

Prof. Humprecht erklärt, dass bei einschneidenden Ereignissen wie beispielsweise der Corona-Pandemie eine starke Verbreitung von Desinformationen beobachtet werden konnte. Auch anlässlich von Wahlen werden falsche Bilder, Texte und Videos vermehrt in den sozialen Medien geteilt. Die Gründe dafür seien vielfältig. Einerseits seien die Menschen durch die Flut von Informationen überfordert und auf der anderen Seite durch Desinformationen verunsichert. Auch spiele die Unkenntnis darüber, wie Informationen in den sozialen Medien verbreitet werden, eine Rolle. So seien sich viele User ihrer Verantwortung nicht bewusst, wenn sie ungeprüft Bilder teilen, die Desinformationen transportieren. Die KI sei dabei aber nur Mittel zum Zweck. Die Manipulation gehe von Menschen aus. „Unsere Forschung zielt darauf ab, zu verstehen, welche Inhalte verbreitet werden, wer diese verbreitet und wie sie die Bürgerinnen und Bürger beeinflussen."

Die Methoden, die sie und ihr Team dabei anwenden, umfassen klassische sozialwissenschaftliche Ansätze wie beispielsweise Befragungen von Usern zu ihrem Kommunikationsverhalten in den sozialen Medien. Es werden auch Experimente mit einer Eye-Tracking-Software durchgeführt, mit deren Hilfe Erkenntnisse darüber gewonnen werden können, wie die Aufmerksamkeit der Probanden bei der Erfassung von Nachrichten gesteuert wird. Computerbasierte Methoden wie maschinelles Lernen nutzt sie, um große Datenmengen zum Userverhalten in den sozialen Medien analysieren zu können. „Dabei ist es eine große Herausforderung an Daten von Tech-Giganten wie Meta oder Google heranzukommen, die nur begrenzt den Zugang zu ihnen ermöglichen.“

In Jena bewegen sich Studierende „am Puls der Zeit“

Neben ihrer Forschung legt Humprecht großen Wert auf die Lehre. Sie möchte ihre Studierenden für aktuelle Themen rund um digitale Kommunikation sensibilisieren und betont die Bedeutung einer fundierten Methodenausbildung für eine zukünftige Karriere in der Forschung oder in jedem anderen angestrebten Arbeitsbereich.

"Jena bietet eine dynamische Atmosphäre, in der sich Studierende am Puls der Zeit bewegen können", sagt sie. "Durch das relativ kleine Institut kann eine persönliche Betreuung garantiert werden."

Prof. Humprecht ist in verschiedenen internationalen Forschungsnetzwerken aktiv, darunter das IPIE (International Panel on the Information Environment) der University of Oxford, in dem Forschende aus verschiedenen Ländern ihre Studien im Bereich Resilienz gegenüber Falschinformationen bündeln.

„Ich bin ein Nachrichtenjunkie“

Die heute 39-jährige Humprecht hat an der Freien Universität Berlin Kommunikationswissenschaft studiert und war journalistisch u. a. für den deutsch-französischen Sender arte und die Neue Zürcher Zeitung tätig. Dann habe sie gemerkt, dass sie sich intensiver mit Themen rund um politische Kommunikation auseinandersetzen möchte und promovierte an der Universität in Zürich (UZH). Ihre wissenschaftliche Karriere führte sie in der Folge als Associate Professor an die Norwegian University of Science and Technology in Trondheim (NTNU), um anschließend nach Deutschland zurückzukommen. „Nach längeren Auslandsaufenthalten ist für mich die Perspektive auf die Berichterstattung in meinem Heimatland sehr interessant.“ Sie selbst beschreibt sich als „Nachrichtenjunkie" und freut sich darüber, dass sie ihr Hobby zum Beruf machen konnte. „Mit großem Interesse verfolge ich die weltweite Berichterstattung in verschiedenen Ländern.“

Kontakt:

Edda Humprecht, Univ.-Prof. Dr.
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Kommunikationswissenschaft - Digitalisierung und Öffentlichkeit
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