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Meldung vom: | Verfasser/in: Axel Burchardt
Talare sind als Amtskleidung aus Kirche, Gerichten und Universitäten bekannt und als Zeichen von Machtausübung nicht selten umstritten. Die 68er-Bewegung skandierte in Westdeutschland "Unter den Talaren Muff von tausend Jahren" – und lehnte die traditionellen Gewänder der Professoren als Sinnbilder für die fehlende Aufarbeitung der NS-Geschichte und für erstarrte Gesellschaftsverhältnisse ab. Fast zeitgleich, aber unter anderen politischen Vorzeichen, wurde das Ritual des Talar-Tragens in der DDR weitgehend aufgegeben. In Folge der dritten Hochschulreform, mit der die SED die alten Strukturen an den Universitäten beseitigte, wurde das Tragen der akademischen Kleidung auch hier unüblich.
Nach der Wende tauchten die Talare im Osten der wiedervereinigten Republik aber rasch wieder an den Universitäten auf – auch an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Hier wurden und werden sie als Zeichen der Autonomie und Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre bei Festveranstaltungen getragen. Doch nicht jeder Professor oder jede Professorin kann sich mit diesem Kleidungsstück anfreunden. Diesen Zwiespalt und viele weitere Fragen beleuchtet die neue Sonderausstellung „Hat das Zukunft oder kann das weg? Zur Jenaer Talartradition“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Das Verhältnis von Tradition und Moderne
Bei der Vernissage am 30. Januar werden alle Interessierten auch auf Carlotta Wegener treffen. Die Fotografin hat Professorinnen und Professoren der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Talar tragen, im Ornat fotografiert. Wegeners Fotografien thematisieren das Verhältnis von Tradition und Moderne, die kommunikative Funktion von Kleidung und Aspekte des universitären Alltags. Carlotta Wegener studiert an der Bauhaus-Universität in Weimar visuelle Kommunikation sowie an der Universität für angewandte Kunst in Wien Fotografie. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen den Genres Porträt-, künstlerischer Dokumentar- und Modefotografie.
Studentische Interviews zum Talar-Tragen
Neben ihren großformatigen Porträts werden in der Ausstellung Interviews mit den Porträtierten ausliegen, die Studierende der Jenaer Universität geführt haben. Darin lassen sich die persönlichen Gedanken und Positionen zum Ritual des Talar-Tragens nachlesen. Und auch das Publikum kann seine Meinung zum Thema abgeben.
Konzipiert und realisiert wurde die Ausstellung im Rahmen eines zweisemestrigen Praxismoduls, das am Seminar für Volkskunde/Kulturgeschichte und in Kooperation mit der Kustodie (Kunstsammlung) der Friedrich-Schiller-Universität Jena angeboten wurde. Die Fotoschau wurde von der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek sowie der Bauhaus-Universität Weimar unterstützt und von der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie ihrer Gesellschaft der Freunde und Förderer gefördert.
Die Ausstellung „Hat das Zukunft oder kann das weg? Zur Jenaer Talartradition“ ist vom 31. Januar bis 30. April 2024 in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (Bibliotheksplatz 2) zu sehen.
Öffnungszeiten: Mo-Fr 8-22 Uhr, Sa 10-20 Uhr, So 10-19 Uhr
Fürstengraben 18
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link