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Fukuoka Universität
Die Fukuoka Universität ist eine von vielen Universitäten in der Stadt Fukuoka auf der Insel Kyushu im Süden Japans. Sie besitzt 9 Fakultäten und 31 Studiengänge, darunter auch einen Deutsch-Studiengang.
Aufgrund der begrenzten Wohnheimplätze können nur bis zu 50 Austauschstudenten zeitgleich an die Fukuoka Universität kommen. Einen Großteil dieser Studenten bildeten während meines Aufenthalts Koreaner, gefolgt von Chinesen. Andere Auslandsstudenten kamen unter anderem aus Taiwan, Brasilien, Großbritannien, Spanien, Frankreich, Finnland und Deutschland. Der Aufenthalt bietet also auch eine gute Gelegenheit, andere Kulturen kennenzulernen und weltweite Kontakte zu knüpfen. Bei der Kontoeröffnung oder der Meldung am Amt helfen zu Beginn japanische Studenten, die einem die Universität zur Seite stellt. Den deutschen Studenten stehen zusätzlich die Professoren der deutschen Abteilung der Universität zur Seite. Diese bieten außerdem die Möglichkeit an, sich für die Dauer des Auslandsaufenthaltes ein Fahrrad oder andere Alltagsgegenstände auszuleihen. Wenn man ein Fahrrad haben will, sollte man sich allerdings schnell melden, da sie nur 3 Fahrräder zeitgleich verleihen können.
Wohnen
An der Fukuoka Universität leben alle Austauschstudenten zusammen mit japanischen Studenten in einem speziellen internationalen Wohnheim. Im Gegensatz zu deutschen Wohnheimen gibt es hier allerdings strenge Regeln. Eine Ausgangssperre zwischen 23 und 5 Uhr, Geschlechtertrennung je nach Etage und das Verbot, Freunde, die nicht im Wohnheim leben, ins eigene Zimmer zu lassen, sind wohl die bemerkenswertesten Regeln.
Die Zimmer selbst sind ausreichend groß und kommen mit einem eigenen Kühlschrank, Bad und Toilette. Küche, Waschmaschinen und Trockner befinden sich auf jeder Etage, wobei die Nutzung des Gasherdes und das Wäschewaschen einige Yen kosten.
Von Zeit zu Zeit gibt es Events, wie beispielsweise eine Halloween Party oder einen gemeinsamen Ausflug, um den Austausch zwischen den japanischen und den ausländischen Studenten zu verstärken. Die Teilnahme ist freiwillig und in den meisten Fällen kostenlos.
Was ich vor meiner Ankunft nicht wusste, ist allerdings, dass man direkt nach Ende der Klausurenphase das Wohnheim verlassen muss (das ist Anfang August im SS, bzw Ende Januar im WS). Man kann also keine sechs, sondern nur knapp fünf Monate im Wohnheim wohnen und muss dieses zu Beginn der Semesterferien bereits verlassen. Dies sollte bei der Planung der Rückreise berücksichtigt werden.
Essen
Wer nach Japan will, sollte sich auf viel Reis, Nudeln und Toastbrot einstellen. “Richtiges” Brot wird man in Japan kaum finden, da hier gilt “Je weicher, desto besser”. Wer dennoch mal etwas anderes als Toastbrot essen will, hat in Fukuoka das Glück, dass es ein paar deutsche Bäcker gibt, die auch etwas Roggenbrot, Brezeln und ähnliches im Angebot haben (‘Sailer’ und ‘Brotland’ kann ich dabei empfehlen).
Weiterhin zu erwähnen ist, dass die Mahlzeiten hier in der Regel nur wenig Gemüse enthalten, da dieses aufgrund begrenzter Anbauflächen teuer ist. Stattdessen gibt es allerdings zu fast jedem Gericht Fleisch oder Fisch, was es schwer für Vegetarier macht. Die meisten vegetarischen Auslandsstudenten, die ich hier getroffen habe, mussten ihr Vegetarierdasein im Verlauf ihres Aufenthalts aufgeben, da es zu wenig vegetarische Gerichte in den Mensen oder Restaurants gab.
Mensen gibt es an der Fukuoka Universität viele, allerdings sind diese in der Mittagszeit meist überfüllt. Der Grund ist, dass die Mittagspause hier fest im Stundenplan eingeplant ist, wodurch fast alle Studenten gleichzeitig essen. Das Menü der Mensen hier ändert sich im Gegensatz zu deutschen Mensen nur minimal, wodurch es jeden fast Tag das gleiche Angebot ist. Dafür ist dieses jedoch größer als bei unseren Mensen. Zusätzlich zu den Mensen gibt es auf dem Campus noch Bento-Verkaufsstände und ein paar Restaurants und Combinis in der Nähe.
Wer selbst kochen will, dem stehen in der Küche im Wohnheim ein Toaster, eine Mikrowelle und mehrere Gasherde zur Verfügung, wobei die Verwendung letzterer, wie oben bereits erwähnt, einige Yen kostet. Pfannen, Töpfe und Geschirr müssen die Studenten selbst kaufen. Da die meisten Studenten diese und andere Haushaltsgegenstände jedoch nicht wieder mit nach Hause nehmen, kann man mit etwas Glück die Gegenstände der Studenten aus dem vorherigen Semester ergattern. Auch Reiskocher werden auf diese Art weitergegeben und reichen oft schon aus, um einfache Gerichte zuzubereiten.
Unterricht
Je nach Japanischlevel, werden die Austauschstudenten in zwei bzw. drei Gruppen aufgeteilt. Wer die Stufe N2 des Japanese Language Proficiency Tests (JLPT) bereits bestanden hat, kann an normalen Vorlesungen (in der Regel nur auf japanisch) und höher leveligen Sprachkursen teilnehmen. Wer dies nicht hat, belegt zusammen mit anderen Austauschstudenten Sprach- und Kulturkurse entsprechend seines Sprachlevels.
Sprach- und Kulturkurse
Bei den Sprachkursen gibt es zwei Level: Anfänger und Fortgeschrittene. Das Level wird anhand eines Online-Tests noch vor der Ankunft in Japan ermittelt und bestimmt, welche Vormittags-Sprachkurse man belegen wird. Zusätzlich gibt es nachmittags noch eine Handvoll frei wählbare Sprach- und Kulturkurse, um das Verständnis der japanischen Sprache und Kultur weiter vertiefen zu können.
Vorlesungen
Wer die Stufe N2 des JLPT nachweisen kann, kann zusammen mit japanischen Studenten an normalen Vorlesungen teilnehmen. Da es hier Anwesenheitspflicht gibt und diese in die Endnote eingeht, empfiehlt es sich nicht zu schwänzen. Die Klausuren finden alle innerhalb von nur 2 Wochen am Ende des Semesters statt, wobei an einem Tag mehrere Klausuren aufeinander folgen können. Meiner Meinung nach sind die Klausuren allerdings im Vergleich zu Klausuren in Deutschland entsprechend weniger umfangreich.
Freundschaften knüpfen
Wer nur die Sprach- und Kulturkurse belegt, wird außerhalb des Wohnheims nur wenig Kontakt mit japanischen Studenten haben und entsprechend auch wenig Chancen, außerhalb des Unterrichts japanisch zu sprechen. Da ein Großteil der Studenten im internationalen Wohnheim Interesse an Ausländern hat, empfiehlt es sich daher, im Wohnheim den Kontakt zu Japanern zu suchen und Freundschaften zu knüpfen. Auch die regelmäßigen Events der Uni können dabei helfen.
Wer normale Vorlesungen besucht, scheint dadurch zwar gute Chancen zu haben, Kontakte mit japanischen Studenten zu knüpfen, allerdings sollte man nicht erwarten, dass die Japaner von sich aus auf einen zukommen. Viele Japaner verstehen kaum englisch und trauen sich daher nicht, Ausländer von sich aus anzusprechen (auch wenn sie Interesse an ihnen haben sollten). Um hier Freundschaften zu knüpfen, ist es also wichtig, dass man von sich aus die Initiative ergreift und zeigt, dass man sich auch auf japanisch verständigen kann.
Clubs
An japanischen Universitäten gibt es viele Clubs bzw. AGs auch vergleichbar mit Sportvereinen. Von Kulturclubs, wie Kalligraphie oder Theater, über Musikclubs, wie eine Band oder ein Orchester, sowie natürlich zahlreiche Sportclubs, wie Fußball, Rugby oder Bogenschießen (Kyudo). Wer Vertrauen in sein japanisch hat, dem kann ich nur empfehlen, einem Club seines Interesses beizutreten. Es ist eine sehr gute Gelegenheit, mit japanischen Studenten Kontakte zu knüpfen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Ich selbst bin einem Wanderclub beigetreten und habe dort japanische Freunde sowie die besten Erfahrungen meines Auslandsaufenthalts gemacht.
Ich empfehle allerdings nicht, zusammen mit anderen Auslandsstudenten demselben Club beizutreten. Der Grund ist, dass man in diesem Fall dazu neigt, mit dieser Person auf englisch oder deutsch zu reden. Das macht es für die japanischen Studenten schwerer, einen anzusprechen und sich in die Gruppe einzufügen