Sonnenuntergang im Damenviertel

Das Leben alleine ohne Eltern in Deutschland

Im Februar 2022 bin ich nach Deutschland gezogen. Meine Mutter und mein Vater sind in Russland geblieben. Da es für viele internationale Studenten schwierig sein kann, ohne Eltern zu leben, möchte ich von meiner Erfahrung erzählen.
Sonnenuntergang im Damenviertel
Foto: Anna Boldyreva
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Meldung vom: | Verfasser/in: Anna Boldyreva
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Ich bin ausgezogen, als ich 18 Jahre alt war. Viele würden sagen, dass man mit 18 bereits erwachsen ist, aber ich sehe das anders. Ich fühlte mich noch wie ein kleines Kind, das wenig von der erwachsenen Welt versteht. Ich hatte keine Erfahrung mit eigenständigem Leben. In vielen Alltagsfragen hat mir immer meine Mutter geholfen. Auch viele bürokratische Fragen hat meine Mutter gelöst. Und deshalb war die deutsche Bürokratie für mich zu Beginn am schwierigsten zu verstehen. Da du nach der Einreise in Deutschland eine Anmeldung machen musst, zur Ausländerbehörde gehen musst und so weiter, war es für mich am schwierigsten, mich darin zurechtzufinden. Ich wusste nicht, wie ich einen Termin vereinbaren kann und welche Dokumente ich brauchte. Zum Glück gibt es alle Informationen im Internet und wenn man gut recherchiert, kann man alles finden. Am Anfang war es natürlich auch sehr ungewohnt, dass alle um mich herum Deutsch sprechen. Denn bevor ich 18 Jahre alt wurde, sprachen alle um mich herum Russisch. Man gewöhnt sich erst nach einiger Zeit daran. Aufgrund meiner schlechten Sprachkenntnisse war es anfangs auch schwer, bürokratische Probleme zu lösen.

Jetzt, wo alle bürokratischen Probleme gelöst sind, würde ich sagen, dass das Schwerste der Haushalt ist. Man muss ständig Geschirr spülen, den Boden putzen, aufräumen und manchmal fehlt einem einfach die Kraft dafür. Morgens zur Uni, tagsüber zur Arbeit und abends neben den Hausaufgaben muss man auch aufräumen und Wäsche waschen. Während zu Hause deine Mutter dir bei den Alltagsdingen helfen konnte, was das Lernen sehr erleichtert, weil es Zeit spart.

Es stellte sich auch als ziemlich schwer heraus, sich ständig selbst zu bekochen. Man muss fast jeden Tag einkaufen gehen und sich überlegen, was man heute zum Abendessen essen will, während das zu Hause wieder deine Mutter gemacht hat. Auch zum Beispiel während der Prüfungszeit, wenn man ständig lernen muss, hat man überhaupt keine Lust, sich etwas zu kochen, weil das ohnehin ziemlich lange dauert und danach muss man noch die Küche putzen. Wenn du in einer WG lebst, ist das einfacher, weil man die Aufgaben teilen kann, aber wenn du deine eigene Wohnung mietest, ist das schon schwerer.

Und natürlich, wie bei allen ausländischen Studenten, gibt es Momente, in denen ich meine Eltern sehr vermisse, aber leider kann ich sie nicht sehen, weil sie zu weit weg von mir sind. In solchen Momenten hilft das Gespräch mit Freunden. Man muss daran denken, dass man nicht alleine ist, dass wenn man Probleme hat, einem geholfen wird.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass es eine gute Erfahrung ist, als Kind umzuziehen. Man lernt viele Dinge durch Versuch und Irrtum. Wenn etwas nicht klappt, gibst du nicht auf, sondern bekommst eher noch mehr Motivation, weiterzumachen und sich anzustrengen. Natürlich wäre das Leben mit Eltern viel einfacher und ruhiger. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Abends auf der Johannisstraße

Foto: Anna Boldyreva