- Southeast Missouri State University
Meldung vom:
Bevor ich jetzt weiter auf meine konkreten Erfahrungen vor Ort eingehe, will ich erstmal etwas über meine Vorbereitung sprechen. Die genauere Planung ging bei mir mehr oder weniger im 3. Semester los, also ca. ein Jahr vor meinem Aufenthalt. Ich persönlich finde es bei solchen Sachen relativ wichtig erstmal eine Checkliste für alle möglichen Dokumente, Anforderungen und etwaigen Behördengängen zu machen, das kann ich auch nur wärmstens empfehlen. Dann habe ich mich auch direkt mit meinem zuständigen Studienfachberater in Verbindung gesetzt und schon einmal grob geschaut, welche Kurse vor Ort überhaupt in Frage kämen, wohlgemerkt zunächst noch für die Michigan State. Weil es immer vorkommen kann, dass ihr nicht eure Erstwahl bekommt, kann ich nur dazu raten diesen Prozess so früh wie möglich zu starten, um dann nachher auch schnell reagieren zu können.
Anschließend habe ich mich auch mit der Finanzierung beschäftigt. Da kann ich nur sagen, dass ich es an eurer Stelle versuchen würde mich sowohl für das PROMOS, als auch das Fullbright Stipendium zu bewerben. Der Aufwand ist für den eventuellen Nutzen schon recht gering. Ganz wichtig sind da, wie eigentlich während des ganzen Prozesses, die Fristen! Bei mir hat es leider nicht geklappt, ich war allerdings auch nicht zwingend darauf angewiesen, da ich im vornherein schon gespart hatte (auch noch von Kanada). Dokumente (wie Reisepass, eventl. internationaler Führerschein etc.) würde ich auch schon frühzeitig checken, dann spart ihr euch Stress und die Behörden brauchen ja auch immer etwas meistens.
Im Januar 2023 habe ich dann leider die Absage für die Michigan State bekommen, aber auch direkt die Auswahl zwischen der University of South Dakota , Mississippi (Ole Miss) University und halt SEMO bekommen. Nach einigen Tagen der Überlegung war meine Entscheidung dann aber relativ schnell getroffen – ich schickte meine Zusage für SEMO ab. Danach bewarb ich mich dann noch bei SEMO direkt, was aber auch sehr unkompliziert ging. Danach ging dann auch der ganze Visa-Prozess los, wo ich eigentlich auch nur zwei Tipps habe: macht den Termin so früh es geht und vergesst auf keinen Fall irgendwelche Dokumente! Spätestens dann solltet ihr auch eure finanzielle Situation geklärt haben, da financial statements von euch verlangt werden. Letztes Thema, was ich noch ansprechen wollte, bevor ich etwas mehr von meinen Erfahrungen vor Ort erzähle, ist das Thema Krankenversicherung. Grundsätzlich gibt es da gute Möglichkeiten mit einer deutschen Versicherung das Ganze zu machen, eventuell habt ihr sogar schon bei eurer aktuellen Versicherung Angebote dafür. Ansonsten findet man mit etwas Recherche auch Versicherungen, die einem sogar tägliche Raten anbieten, sodass ihr nur für den Zeitraum bezahlt, den ihr wirklich da seid.
So, jetzt aber wirklich zu meinen Erfahrungen in Missouri. Zunächst einmal kurz ein paar Gründe, warum ich mich für SEMO entschieden habe. Der Campus ist nicht riesig, aber auch nicht so klein, dass man nichts machen kann (und er hat auch schöne grüne Ecken!). Generell ist Cape Girardeau mit ca. 40.000 Einwohnern jetzt nicht riesig, aber man hat trotzdem eigentlich alles Nötige vor Ort. Von Einkaufsmöglichkeiten, über Restaurants zu Cafés und Freizeitmöglichkeiten. Da kann ich aber schonmal direkt sagen, dass ein Auto schon fast – wie in den meisten Teilen der USA - unabdingbar ist. Ich war wie gesagt ja noch unter 21, deswegen waren so Sachen wie Auto mieten etc. auch nicht so easy. Das gute ist aber, dass relativ viele selbst Autos haben und man eigentlich immer eine Mitfahrgelegenheit findet. Auf dem Campus selber gibt es auch Shuttle Busse, falls man mal etwas lauffaul ist.
Ansonsten liegt Cape Girardeau direkt am Mississippi, dem zweitlängsten Fluss Nordamerikas. Es gibt daher auch coole Spots am Fluss. Der Capaha Park liegt relativ zentral und ist auch immer gut zum Spazieren oder einfach chillen. Die Innenstadt ist so ca. 15-20 Minuten vom Campus fußläufig erreichbar und hat auch seinen Charme. Zwei Restaurants, die ich nur empfehlen kann, sind Pagliai‘s und Speck. Ansonsten gibt es wie gesagt etwas weiter raus ein großes Industrie-/Einkaufsgebiet, wo man wirklich alles finden sollte. Cape verfügt auch über einen Regional Airport, wovon man eigentlich nur nach Nashville kommt (Chicago ist glaube ich aber in der Planung). Generell das Thema Flug nach Cape ist eigentlich nochmal ein Thema für sich. Ich persönlich bin von Hamburg nach über Paris nach Atlanta, weiter nach Nashville und mit einer Übernachtung dann nach Cape geflogen.
Der Empfang war sehr herzlich und ich fühlte mich direkt willkommen. Durch den Jetlag, das durchaus warme Wetter (schon an die 30 Grad im Sommer mit hoher Luftfeuchtigkeit) und die vielen neuen Eindrücke war ich aber auch am Anfang oft sehr geschafft, aber zufrieden. Kurz ein, zwei Sätze zum Wetter: Wie gesagt bis so ca. Ende September kann es schon bis an die 30 Grad gehen. Danach ist alles so zwischen 5-15 Grad normal und so ab November spätestens wird es dann doch relativ kalt. Ich hatte keinen Schnee vor Ort, der kommt meistens aber auch, wie hier, erst so im Januar/Februar. Direkt auf der Fahrt vom Flughafen zum Campus wurde mir gesagt, dass es jetzt nicht übermäßig viel regnet, aber wenn, dann regnet es ‘‘cat and dogs‘‘.
Bevor ich jetzt auf das Dorm Life weiter eingehe, will ich noch kurz über meine akademischen Tätigkeiten vor Ort reden. Ganz zu Beginn vielleicht: Ich kann logischerweise nur über Sport Management detaillierter reden. Aber übergreifend glaube ich, dass die Dozenten vor Ort alle sehr freundlich und auf einer Ebene mit den Studenten sind. Ich habe 5 Classes belegt, wovon mir 4 angerechnet werden. Eine Class (International Sport Management) konnte ich leider nicht anrechnen lassen, aber ich wollte trotzdem einfach mal einen Einblick bekommen, wie auch US-Amerikaner da auf den Rest der Welt schauen. Das Gute an der ganzen akademischen Geschichte ist, dass man dort direkt zu Beginn eine Art Berater an die Seite gestellt bekommt, der einem da viel unter die Arme greift, was auch so Kursauswahl etc. angeht. Dies ist schon sehr nützlich, da das System ja etwas anders ist als in Deutschland. Der größte Unterschied für mich persönlich war wahrscheinlich, dass es während des ganzen Semesters mehrere kleinere Prüfungsleistungen und Quizzes gab. Natürlich gab es auch eine größere Abschlussprüfung, die aber längst nicht so umfangreich war, wie hier am Semesterernde in Deutschland, da man ja über das ganze Semester schon Prüfungsleistungen absolviert hat.
Ich war in den Dorms, genauer gesagt im Tower West untergebracht. Dort habe ich mir ein Zimmer mit einer weiteren Person geteilt. Man kann aber seine Präferenzen bei der Wahl des Dorms angeben. Immer dabei ist ein sogenannter Meal Plan, mit dem man in allen Dining Halls und in zusätzlichen Locations bezahlen kann. Generell würde ich dort empfehlen einen Plan mit etwas mehr ‘‘Flex Dollars‘‘ auswählen, da man mit diesen auch dementsprechend an anderen Locations auf dem Campus (Starbucks, Subway…) bezahlen kann. Das Essen in den Dining Halls ist jetzt nicht spektakulär, aber man wird satt und es gibt morgens, mittags und abends Essen.
Über das Leben in den Dorms kann ich eigentlich auch nur positiv berichten. Da dort natürlich viele Studenten auf einem Platz sind, kommt man zwangsläufig in Kontakt mit anderen Leuten. Um Leute kennenzulernen kann ich auch nur wärmstens empfehlen an vielen Veranstaltungen in der Einführungswoche teilzunehmen- da habe ich viele meiner Freunde und Bekannten kennengelernt. Mein Mitbewohner war ganz cool drauf, auch wenn er schon eher republikanisch eingestellt war. Vielleicht an der Stelle auch ein paar kurze Worte zum Thema Politik. Missouri ist historisch schon immer ein Bundesstaat gewesen, der eher republikanisch gewählt hat. Nichtsdestotrotz sind vor allem an den Universitäten und auch den größeren Städten die meisten Menschen eher liberaler eingestellt, sodass ich da eigentlich nie wirklich große Probleme hatte.
Zum Ende will ich euch aber wirklich dazu ermutigen, diesen Schritt an einer doch eher kleiner Uni zu machen. Oft ist es nämlich auch so, dass nicht immer nur der Ort direkt, sondern viel mehr die Menschen dort den größten Unterschied machen. Ich habe eigentlich gar keine negativen Erfahrungen mit den Leuten vor Ort gemacht und stehe immer noch im regen Kontakt mit Freunden vor Ort. Auch würde ich nicht einmal sagen, dass man in Cape, Umgebung und Missouri generell nichts unternehmen kann. Man hat einen Nationalpark in der Nähe und liegt quasi am Rand der Ozarks. Außerdem ist St. Louis mit ca. 2 Stunden, Memphis 2-3 Stunden und Nashville mit ca. 3-4 Stunden Autofahrt für amerikanische Verhältnisse relativ nah. St. Louis und Memphis habe ich selbst besucht und es war auf jeden Fall sehenswert. Ich habe auch einen 10-Stunden Bustrip nach Norman, Oklahoma unternommen, um ein Footballspiel der Oklahoma Sooners zu sehen (ja ich weiß etwas bescheuert) aber solche Ausflüge sind über das Wochenende auch mal möglich. Chicago z.B. ist mit dem Zug auch noch relativ gut erreichbar und einen Besuch wert.
Ich möchte diese Erfahrung also auf keinen Fall missen und habe meinen Aufenthalt vor Ort sehr genossen. Abschließend noch ein paar Kurztipps, die nützlich sein könnten:
- Holt euch vorher schon Steckdosenadapter!
- Eine Sim-Karte könnt ihr euch auch schon in Deutschland bestellen und aufladen
- Bucht, wenn möglich, die Flüge schon so früh wie es geht. Ich habe bis nach meinem Visum gewartet und es war etwas teurer. Anderseits kann einem ein fehlendes Visum auch den Trip versauen
- Und zu guter Letzt: Habt Spaß und genießt die Zeit vor Ort und geht auf Leute zu!
GO REDHAWKS!