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HR Excellence in Research Award

Bewerbung der Universität Jena für das Gütesiegel "HR Excellence in Research Award"
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Foto: Euraxess

Auftaktworkshop zur Beantragung des Labels

Foto: Graduate Academy

Die Friedrich-Schiller-Universität befindet sich im Prozess der Beantragung des HR Excellence in Research AwardExterner Link. Dieses Gütesiegel wird seit 2008 von der Europäischen Kommission an Forschungseinrichtungen verliehen, die eine Strategie zur Förderung exzellenter Arbeitsbedingungen für Forschende (HRS4R = Human Resource Stradegy for Researchers) verfolgen.

Die Auszeichnung wird auf der Basis von 20 Qualitätskriterien vergeben, die in der „European Charter for Researchers“ definiert werden. Sie bietet Institutionen die Möglichkeit, einen strukturierten Prozess zur stetigen Weiterentwicklung zu führen.

Charta

Die "European Charter for ResearchersExterner Link" wurde 2005 erstmalig als Carta & Code verabschiedet und in den letzten Jahren grundlegend überarbeitet und aktualisiert. Sie umfasst 20 Prinzipien, die die Basis für die Attraktivität wissenschaftlicher Karrieren bilden. Damit sollen Spitzenleistungen in Forschung und Innovation in ganz Europa gefördert und die weltweite Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden.

Die Charta ist in vier Themenbereiche aufgeteilt:

  • 1. Ethics, Integrity, Gender and Open Science

    Die erste Säule stellt die Grundlage für exzellente Forschung dar und diese Prinzipien müssen auch bei den weiteren Säulen immer mitgedacht werden:

    • Ethics and Research Integrity
      Wissenschaftler:innen sollen frei, ehrlich und objektiv arbeiten und sich an ethische Standards halten. Institutionen haben die Aufgabe, die Integrität der Forschung zu fördern (z.B. durch ihre Organisationskultur, die Schaffung adäquater Strukturen, Sanktionsmechanismen oder Aus- und Weiterbildung)
    • Freedom of Scientific Research
      Freiheit von Forschung beinhaltet Meinungs- und Redefreiheit, die Freiheit den Forschungsgegenstand und die Methoden zu wählen, neue Theorien zu entwickeln und etablierten Meinungen zu widersprechen sowie die Publikationsfreiheit.
    • Open Science
      Institutionen sollen die folgenden Aspekte von Open Science fördern und honorieren: Open Data und Open Access Publikationen, Open Software, Offenlegung von Methoden und Peer Review.     
    • Gender Equality
      Institutionen sollen sich in Forschung, Management und Verwaltung sowie allen Gremien um ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis bemühen und Gender Aspekte in Forschung und Lehre einbeziehen. Wichtig ist dabei eine intersektionale Perspektive.
    • Embracing Diversity
      Arbeitgeber sollen Diversität fördern, Diskriminierung bekämpfen und „unconcious bias“ anerkennen und ausgleichen. Ein breiter Diversitätsbegriff beinhaltet unter anderem: Gender, „race“, ethnische Herkunft, Religion, soziale Herkunft, Behinderung, Alter und sexuelle Orientierung. 
    • The Research Profession
      Arbeitgeber sollen alle Forschenden als professionelle Wissenschaftler:innen anerkennen und nicht-lineare Karrieren fördern. Forschende sollen sich im Gegenzug professionell verhalten und sind Arbeitgebern, Geldgebern und der Gesellschaft rechenschaftspflichtig.
    • Free Circulation of Researchers
      Arbeitgeber sollen alle Formen von Mobilität (geographisch, virtuell, zwischen Institutionen, Disziplinen und Sektoren) fördern und wertschätzen sowie die dafür nötigen Strukturen schaffen.
    • Sustainability of Research
      Forschungsaktivitäten sollen nachhaltig umgesetzt werden. Dafür sollen sich Instuitionen um ein nachhaltiges Wissenschaftsmanagement bemühen und Weiterbildungsangebote für Wissenschaftler:innen bereitstellen.
  • 2. Researchers’ Assessment, Recruitment and Progression

    Ziel ist eine gleiche, talentbasierte Beurteilung von Forschung und offene, faire Auswahlprozesse als Grundlage für einen offenen Arbeitsmarkt für Wissenschaftler:innen:

    • Researchers Assessment
      Um dem zunehmend diversen Output gerecht zu werden, soll die qualitative Beurteilung von Forschungsleistung (Peer Review) im Vordergrund stehen. Es sollen alle Tätigkeiten von Forschenden (u.a. Industriekooperation, Lehre, Wissenschaftskommunikation, Führungsaufgaben usw.) mit einbezogen und nicht-lineare Karrieren honoriert werden. Damit werden hohe Qualitätsstandards und die Integrität der Forschung sichergestellt.
    • Recruitment
      Der Prozess soll offen, transparent und leistungsorientiert sein. Zentrale Ziele sind Exzellenz, Gender Equality und Diversität. Die Ausschreibung soll Anforderungen, Arbeitsbedingungen, Entlohnung, Karriereentwicklung und Zeitplan beinhalten und die Kandidat:innen sollen jederzeit umfassend über den Prozess informiert werden.
    • Selection
      Der Auswahlprozess soll alle relevanten Erfahrungen der Kandidat:innen berücksichtigen und honorieren. Auswahlkomitees sollen diverse Erfahrungen vereinen und die nötigen Kompetenzen besitzen. Es sollen nötige Vorkehrungen getroffen werden, um Diskriminierung zu verhindern.
    • Career Progression
      Es sollen regelmäßige, transparente und unabhängige Leistungsevaluationen stattfinden, die alle Tätigkeiten von Forschenden berücksichtigen. Darauf aufbauend soll ein transparentes, strukturiertes und inklusives System für akademische Karrierewege eingerichtet werden (Bsp. tenure track). Dabei sollen Mobilität und Co-Autor:innenschaft besonders gefördert werden.
  • 3. Working Conditions and Practices

    Die dritte Säule macht Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Forschenden:

    • Working conditions, Funding and Salaries
      Ziel ist ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld, das die nötige Flexibilität gewährleistet und die Work Life Balance der Arbeitenden sowie deren psychische Gesundheit fördert. Institutionen sollen die nötige Forschungsinfrastruktur (technische Ausstattung und unterstützendes Personal) zur Verfügung stellen. Beschwerdesysteme für Konflikte im Arbeitsumfeld sollen aufgebaut werden (Ombudswesen). Forschende sollen in Entscheidungsgremien angemessen vertreten sein und eine faire und attraktive Bezahlung erhalten.
    • Stability of Employment
      Arbeitgeber sollen prekäre Arbeitsverhältnisse bekämpfen und befristete Verträge einschränken (maximal ein Drittel der Forschenden). Besonderer Regelungsbedarf besteht bei Postdocs.
    • Contractual and Legal Obligations
      Forschende sollen alle ihre Arbeit und Ausbildung betreffenden Regulierungen und Gesetze sowie Anforderungen von Geldgebern kennen und einhalten. Institutionen sollen darüber auf Englisch informieren. Besonders betont werden hier Arbeitssicherheit und Datensicherheit.
    • Dissemination and Exploitation of Results
      Alle Forschenden sollen Open Science praktizieren. Ergebnisse sollen entweder kommerziell genutzt werden oder offen verfügbar sein. Arbeitgeber sollen das unterstützen, anerkennen und sicherstellen das Forschende aller Karrierestufen angemessen entschädigt werden. Das soll in einer „intellectual assets management strategy“ festgehalten werden. Daneben sollen sich Wissenschaftler:innen in der Wissenschaftskommunikation engagieren.
  • 4. Research Careers and Talent Development

    Die kontinuierliche berufliche Weiterentwicklung ist die Grundlage für qualitativ hochwertige Forschung und eröffnet Forschenden ein breites Spektrum an Karriereperspektiven:

    • Valuing Diverse Research Careers
      Arbeitgeber sollen diverse Karrieren (v.a. alle Formen von Mobilität) anerkennen und fördern. In ihren Auswahlverfahren und ihren Leistungsbewertungen sollen sie sowohl diverse Fähigkeiten und Erfahrungen als auch ein breites Spektrum an Tätigkeiten einbeziehen und honorieren. Promovierende und PostDocs sollen für verschiedene auch außeruniversitäre Karrierewege ausgebildet werden.
    • Career Development and Advice
      Institutionen sollen eine Karriereentwicklungsstrategie für Forschende aller Karrierestufen entwickeln. Diese sollte individuelle Karriereentwicklung, Mentoring und Karriereberatung beinhalten.
    • Continuous Professional Development
      Institutionen sollen Forschenden Angebote (z.B. Weiterbildung, Workshops, e-learning,…) zur kontinuierlichen Weiterentwicklung zur Verfügung stellen und die Wirksamkeit regelmäßig evaluieren. Dabei sollen auch Kompetenzen für außeruniversitäre Karrieren vermittelt werden. Lehre sollte wertgeschätzt und unterstützt werden. Gleichzeitig soll besonders bei Promovierenden und Postdocs darauf geachtet werden, dass Lehrtätigkeit mit der Forschung kompatibel ist.
    • Supervision and Mentoring
      Es soll eine faire, nicht-diskriminierende Führungskultur etabliert werden, die eine kooperative Arbeitsweise und eine inspirierende, gesunde Arbeitsatmosphäre ermöglicht. Institutionen sollen sicherstellen, dass Promovierende und Postdocs klar festgelegte Ansprechpersonen/Betreuende haben, welche die nötige Zeit und die entsprechenden Kompetenzen für diese Aufgabe besitzen. Betreuung sollte strukturierte regelmäßige Treffen/Feedback-Gespräche beinhalten und eine ganzheitliche Unterstützung bieten.

Prozess

Zur Beantragung des Labels wurde die Arbeitsgruppe "Wissenschaftliches Personal gewinnen und halten" gebildet. Die Gruppe setzte sich zusammen aus Beschäftigten der Graduierten-Akademie, des Personaldezernats, des Berufungsmanagements und des zuständigen Vizepräsidiums.

In einem ersten Schritt erstellte die Arbeitsgruppe eine Bestandsaufnahme zu Herausforderungen und Chancen (Gap-Analysis) auf Grundlage der 20 Prinzipien der „Charta for Reaserchers“. Dafür wurden auf der einen Seite eine große Bandbreite quantitativer Daten ausgewertet, u.a. Gesundheitsbefragung, Gleichstellungs- und Diversitätsmonitor, Postdoc-Befragung, NACAPS-Daten, Tenure Track Evaluationsgespräche. Auf der anderen Seite wurden auch möglichst viele unterschiedliche Perspektiven aus allen relevanten Bereichen der Universität (incl. Forschende aller Statusgruppen) einbezogen.

Aus dieser Bestandsaufnahme wurde eine Reihe von konkreten Maßnahmen zur Weiterentwicklung und Verbesserung der Rahmenbedingungen für Forschende an der Universität Jena entwickelt (Action Plan).

Der generelle Ablauf des Label-Beantragungsprozesses findet sich hierJPG, 130 kb. Den Zeitplan an der Jenaer Universität finden Sie hier:

Zeitlicher Ablauf des Bewerbungsprozesses für das Label an der Universität Jena

Illustration: Graduierten-Akademie

Action plan

Kontakt

Gabi Julia Schopf
vCard
Graduierten-Akademie
Gabi Schopf
Foto: Norbert Krause
Haus für den wissenschaftlichen Nachwuchs - Zur Rosen
Johannisstraße 13
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link