- Chung-Ang University
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Der Bewerbungsprozess
Im Wintersemester 2022/23 habe ich mich immer mehr mit dem Gedanken befasst, ein Semester in Südkorea zu verbringen. In diesem Semester habe ich einen Koreanischsprachkurs an der Uni Jena belegt und die Bewerbungsunterlagen nach und nach zusammengestellt. Für mich war es sehr hilfreich, schon ein paar Worte Koreanisch zu sprechen und das koreanische Alphabet Hangeul zu beherrschen, als ich in Korea angekommen bin. Unbedingt nötig ist dies allerdings nicht. Es gibt auch an der Uni in Seoul Sprachkurse, in denen einem das nötigste beigebracht wird. Bei der Bewerbung in Jena ist
zu beachten, dass man gerade für das Empfehlungsschreiben rechtzeitig eine*n Dozenten*in fragt, damit diese*r genügend Zeit hat, es zu schreiben. Nach der Bewerbung am IB der Uni Jena heißt es warten und hoffen, dass es klappt.
Vorbereitungen
Nachdem man sich an der Uni Jena beworben hat, an der Gasthochschule nominiert und dort angenommen wurde, bekommt man die nötigen Unterlagen, um ein Visum zu beantragen. Dies sollte man zügig tun, damit es keine zeitlichen Komplikationen gibt und man gut ins Ausland starten kann.
Außerdem ist es sinnvoll, sich rechtzeitig die nötigen Impfungen geben zu lassen, da einige mehrfach geimpft werden müssen und einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen.
Wohnsituation
Während des Auslandssemesters habe ich im Wohnheim auf dem Campus der CAU gewohnt. Es ist auch möglich, sich eine andere Unterkunft zu suchen (z.B. über Airbnb) allerdings kann das sehr viel aufwendiger sein und trotz ausgesprochen gutem ÖPNV werden die Busse und Bahnen zur rush hour immer sehr voll. Wenn man sich die Fahrt zur Uni also sparen kann, ist das sehr angenehm.
Für das Wohnheim kann man sich Ende Juni bewerben. Um im Wohnheim einzuziehen benötigt man einen Tuberkulosetest, diesen kann man im Gesundheitszentrum von Jena machen lassen. Im Wohnheim teilt man sich ein Zimmer, meist mit einer Person der gleichen Nationalität. Leider gibt es im Wohnheim keine richtige Möglichkeit zu kochen. In den Gemeinschaftsräumen der einzelnen Flure gibt es Kühlschränke, ein Bügeleisen, Wasserspender und eine Mikrowelle - man lernt dann normale Nudeln ganz wunderbar in der Mikrowelle zu kochen ;). Zudem gibt es in jedem der beiden Wohnheimgebäude eine Mensa und einen Convenience Store, wo man sich Essen holen kann. Außerdem gibt es auf dem Campus und rund herum zahlreiche Restaurants, sodass man immer etwas gutes zu essen findet. Da essen gehen in Korea sehr viel günstiger ist als in Deutschland, ist es auch für Koreaner gar nicht so untypisch jeden Tag in ein Restaurant zu gehen.
Die Wohnheime verfügen neben den Mensen und Convenience Stores auch über study areas, Fitnessstudios und Waschmaschinen. Das Wohnheimzimmer war in einem sehr guten Zustand und obwohl die Zimmer relativ klein sind, verfügen sie aber über sehr viel Stauraum. Es gibt große Kleiderschränke, einen Schuhschrank und viel Regalfläche über dem Schreibtisch und Schubladen unter dem Bett. Was fehlt ist ein Ort für die Koffer, weshalb es sinnvoll ist, nicht allzu große Koffer mitzunehmen. Wichtig zu wissen ist auch, dass vom Wohnheim kein Bettzeug gestellt wird. Kopfkissen und Bettdecke kann man beispielsweise bei emart am front gate vom Campus kaufen. Jedes Zimmer hat ein eigenes Bad, allerdings haben nur die Badezimmer von Gebäude 309 eine Badtür. Ich hatte Glück und war in 309, man kann das leider nicht beeinflussen und die meisten Austauschstudierenden sind in Gebäude 308. In 308 gibt es nur für die Toilette und die Dusche jeweils eine Milchglastür aber keine Schiebetür, die das komplette Bad verschließt, wie in 309.
Zum Einzug bekommt man ein dickes Heft mit einem Haufen an Wohnheimregeln. Es gibt ein Punktesystem bei dem man Abzüge bekommt, wenn man gegen diese Regeln verstößt. Beispielsweise werden Geschlechter sehr strikt getrennt und man darf auch keinen Besuch von Personen, die außerhalb des Wohnheims leben, haben. Um in die Wohntrakte zu gelangen, muss man seine StudentID eingeben und die Venen am Handrücken einscannen. Außerdem gibt es im Wohnheim ein Curfew, man darf also zwischen 1:00-5:00 nachts weder das Wohnheim verlassen noch ins Wohnheim gehen. Die Portiers an den Eingängen (insbesondere in 308) schlafen allerdings nachts sehr gerne, so dass man sich auch gut unbemerkt hineinschleichen kann, ohne penalty points zu bekommen. Jeden Monat gab es room inspections, wo kurz durchs Zimmer geschaut wurde, um sicherzustellen, dass man keine verbotenen Gegenstände hat und das Zimmer sauber gehalten wird. Diese room inspections sind während meines Semesters allerdings häufiger ausgefallen, als dass sie stattfanden. Insgesamt gibt es zwar Einschränkungen im Wohnheim, aber auch viel Positives. Man lernt direkt viele Leute kennen, braucht sich keine Gedanken um die Wohnplatzsuche zu machen und ist innerhalb kürzester Zeit in den Vorlesungsräumen. Wenn man daher für den Aufenthalt in Korea mit ein paar leicht einschränkenden Regeln leben kann, dann lohnt es sich definitiv, im Wohnheim zu wohnen.
Die Uni
Anders als die FSU ist die CAU eine Campusuni. Der Campus liegt auf einem Hügel und es gibt unendlich viele Treppen, Rolltreppen und Fahrstühle. Neben den Modulen gibt es an der CAU auch eine Menge Clubs. Einige möchten leider keine Austauschstudierenden aufnehmen, andere nehmen einen herzlich auf. So konnte ich bei einem Sportclub mitmachen, was eine wundervolle Gelegenheit war, außerhalb der Kurse koreanische Studierende kennenzulernen und neue Freunde zu finden. Es bietet sich an, sich vorab zu überlegen, ob man einem Club beitreten möchte und diesen dann direkt anzuschreiben (am besten über Instagram). Dadurch kann man die Chance erhöhen, bereits zu Semesterbeginn aufgenommen zu werden.
Die Kurse
Es gibt viele Kurse, die auf Englisch angeboten werden. Wenn man möchte, kann man auch Kurse anderer Fachbereiche belegen (wenn es für das Prüfungsamt in Jena in Ordnung ist). Ich studiere Chemie im Bachelor und durfte mir 30 % fachfremde Kurse anrechnen lassen. Dadurch konnte ich neben einigen Chemiekursen auch Sprachkurse machen. An der Uni werden auch Kurse über die koreanische Kultur und Geschichte angeboten.
Wenn man gerne Kurse mit Koreanern zusammen belegen möchte, bietet es sich an, fachspezifische Kurse zu wählen. Wenn man allerdings die einzige Austauschstudierende Person in einem Modul ist, kann es schonmal sein, dass die Dozierenden lieber Koreanisch als Englisch reden. Aber die Folien sind meiner Erfahrung nach trotzdem auf Englisch und das Wichtigste wird auch auf Englisch mitgeteilt.
Das Leben in Seoul und Korea im Allgemeinen
Seoul ist eine wundervolle Stadt. Es gibt unfassbar viel zu tun und es macht Spaß, die unterschiedlichen Gegenden zu erkunden. Von wandern über shoppen, Ski fahren, Party und Museen bis zu historischen Palästen und Tempeln gibt es viele Möglichkeiten, die Zeit, in der man keine Vorlesungen hat, zu füllen. Die gut ausgebauten Bahn- und Busverbindungen ermöglichen es einem, unkompliziert und spontan Wochenendausflüge zu machen. Sehr gefallen haben mir Busan und Jeju. Es ist sinnvoll, sich vorab ein bisschen Gedanken darüber zu machen, bei welchem Wetter man welchen Ort besichtigen möchte. Im September war es sehr warm und schwül (~ 30 °C). Im Oktober wurde es etwas kälter und es waren angenehme 18-25 °C. Hinzu kamen Mitte Oktober die wunderschönen bunten Blätter überall in Korea. Ein perfekter Zeitraum, um Nami Island und „The Garden of Morningcalm“ und zu besichtigen. Anfang November wurde es mit Temperaturen um die 8 °C schlagartig kalt. Im Dezember wurde es teilweise bis zu -15 °C kalt. Da lernt man die Fußbodenheizung im Dorm sehr wertzuschätzen.
Als offensichtlich nicht-koreanisch Person wird man teilweise sehr neugierig angeschaut und fällt häufig auf. Die meisten Koreaner*innen begegnen einem sehr freundlich und sind höflich und hilfsbereit, und wenn die Kommunikation mal schwierig ist, weil viele Koreaner*innen kein gutes Englisch sprechen, dann sind Übersetzerapps sehr hilfreich.
Nützliche Apps
Korea hat für alles seine eigenen Apps. So funktioniert beispielsweise Google Maps nicht so gut, stattdessen wird NaverMap oder KakaoMap genutzt. Hier eine Übersicht der Apps, die mir das Leben in Korea sehr erleichtert haben:
- KakaoTalk – Der koreanische messenger Dienst. WhatsApp wird in Korea nicht genutzt
- NaverMap – Kartenapp
- KakaoMap – Kartenapp
- Kakao T – Taxi App (Taxen sind in Korea nicht teuer, gerade nachts auf dem Rückweg der Partygegenden sollte man aber darauf achten, dass man das Taxi mit einer App bestellt, damit wirklich das Taxameter genutzt wird. Ansonsten einfach vorher nachfragen).
Bei Fragen zum Auslandssemester in Südkorea vermittelt das Internationale Büro gerne meine Kontaktdaten