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Meldung vom: | Verfasser/in: Axel Burchardt
„Ich bin kein typisch kirchlicher Mensch“, sagt Prof. Dr. Johannes Greifenstein von der Universität Jena, der gerade die Professur für Praktische Theologie übernommen hat. Der 43-jährige Neu-Jenaer meint damit, dass er die kirchliche Praxis immer auch kritisch reflektiert. Dies will er seinen Studierenden ebenso vermitteln wie ein permanentes Hinterfragen der theologischen Inhalte und Praktiken. Die Studierenden sollen sich zur Kirche, ihrer Tradition und dem eigenen Bild davon eine gewisse Distanz bewahren, um einmal zu selbstständiger Urteilsbildung fähig zu sein. Dies geht allerdings nur, wenn man die Kirche auch genau kennt, was Greifenstein tut: Er hat ein Vikariat absolviert und wurde ordiniert. Die Nähe zur kirchlichen Praxis erlebt er außerdem durch seine Frau, die Pfarrerin ist.
Doch vor allem ist Prof. Greifenstein Wissenschaftler. An seinem Theologiestudium, das der gebürtige Erlanger an der Uni Halle-Wittenberg und der Humboldt-Uni Berlin absolviert hat, schätzt er besonders „den kritischen Geist, den dieses Studium vermitteln kann“. Dies habe ihn früh dazu gebracht, sich wissenschaftlich mit Religion und Kirche sowie ihren Ritualen und Verhaltensmustern auseinanderzusetzen. So hat Greifenstein beispielsweise an der LMU München in seiner Dissertation „Ausdruck und Darstellung von Religion im Gebet“ interdisziplinär analysiert. Wobei Beten für ihn ein ästhetisches Handeln ist, bei dem Gefühle ausgedrückt werden. Dieser kulturwissenschaftliche Ansatz führte aber auch zu der Erkenntnis, dass Religion durch das Beten erzeugt wird. Diese Gedanken hat der liberale Protestant in seiner Habilitation „Vom Text zur Predigt“ erweitert und den Bezug der Bibel auf die Predigt analysiert.
Von Kirchenmusik bis Kirchenrecht
An der Universität Jena, wo er nun nach mehreren Lehrstuhlvertretungen seine erste eigene Professur angetreten hat, will Prof. Greifenstein zu kulturwissenschaftlichen Fragestellungen forschen und sich u. a. mit Kirchenmusik und Kirchenrecht auseinandersetzen.
Wenn er nicht forscht oder lehrt, fährt Johannes Greifenstein gerne mit seinen beiden Söhnen Rad oder kocht. Viel Zeit dazu und zum Erkunden der „tollen Universitätsstadt Jena“ bleibt ihm derzeit nicht. Erst will er ganz an seiner neuen Fakultät und dann „in den Netzwerken der Voll-Universität Jena“ ankommen.