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Inzwischen sind schon drei Monate seit meiner Ankunft vergangen. Die Vorlesungen sind in vollem Gange und langsam geht es in Richtung Prüfungsphase. Ich möchte daher an dieser Stelle ein wenig auf das Uni-Leben an der AUTh eingehen.
1. Campus
Der Campus der AUTh ist groß, weitläufig, und der Anblick ist mit den brutalistischen Hochhäusern eher Geschmackssache. Von einem Ende bis zum anderen läuft man etwa 20 Minuten, woran man sich allerdings auch recht schnell gewöhnt. Ich muss zugeben, am Anfang war es relativ schwer, sich dort zurechtzufinden, denn der Campus ist zwar ausgeschildert, dort werden allerdings nur Sehenswürdigkeiten wie die Rotunda oder der Galeriusbogen ausgewiesen. Das ist nicht besonders hilfreich, wenn man das Verwaltungsgebäude oder die Bibliothek finden möchte. Auch Google Maps stellte keine große Hilfe dar, da das Gebiet auf der Karte zensiert wurde, da sich neben dem Campus ein Militärgelände befindet. Glücklicherweise hat man aber vom Erasmus-Büro eine Art Bildbeschreibung bekommen, das hat die Suche etwas erleichtert, und so habe ich es trotz der gefühlt 200 Auf- und Eingänge des Verwaltungsgebäudes pünktlich zu meinem Termin im Erasmus-Büro geschafft.
Das Gebäude der Rechtswissenschaftlichen Fakultät befindet sich sehr nah am Eingang des Campus. Von innen ist es recht kompliziert und strukturlos aufgebaut, aber nach der ersten Woche findet man sich relativ problemlos zurecht. Die rechtswissenschaftlichen Vorlesungen finden alle im gleichen Gebäude statt, nur der Griechisch-Kurs befindet sich im Französischen Institut, welches etwa 25 Minuten vom Eingang des Campus entfernt liegt.
Das Campusgelände wird während des Semesters häufig für Partys oder andere Veranstaltung genutzt. Es gab zum Beispiel Techno-Parties, Vorstellungen von lokalen Bands oder Rapper/innen, oder auch Konzerte des Orchesters. Alle Veranstaltungen sind komplett kostenlos und auf jeden Fall einen Besuch wert!
An dieser Stelle muss ich leider jedoch erwähnen, dass man das Gelände in der Nacht nicht alleine betreten sollte. Der Polizei ist es gesetzlich untersagt, sich auf dem Campus zu bewegen, weswegen der Campus häufig für Drogenhandel oder Drogenkonsum genutzt wird. Die Partys finden allerdings alle in der Faculty of Engineering statt, welche man problemlos von außerhalb betreten kann. Der Eingang befindet sich an einer viel befahrenen und sehr gut ausgeleuchteten Straße, weshalb man nicht über den Campus laufen muss.
Komisch ist auf jeden Fall, dass in der Uni manchmal auch innerhalb der Gebäude geraucht wird. Man sieht daher ab und an Leute, die, als wäre es das Normalste auf der Welt, mit einer Zigarette durch das Gebäude laufen oder während der Vorlesung am Fenster des Vorlesungssaals stehen und dabei eine rauchen.
2. Mensa
Eine der größten Besonderheiten hier auf dem Campus ist meiner Meinung nach die Mensa. Dort bekommt man jeden Tag in der Woche vollkommen kostenlos Frühstück, Mittag- und Abendessen. Eine Mahlzeit besteht aus einer Vorspeise, einem Hauptgang, einem Salat und einem Dessert. Man kann dabei zwischen vier verschiedenen Hauptspeisen wählen, man kommt also auf jeden Fall auf seine Kosten. Die Gerichte sind vielfältig und es gibt jeden Tag auch mindestens eine vegetarische oder vegane Mahlzeit. Die Mensa ist auf jeden Fall eine große Entlastung, denn man spart eine Menge Geld und vor allem auch eine Menge Zeit, da man so nicht selbst kochen muss. Genau wie in Jena sollte man allerdings etwas Zeit mitbringen, denn die Schlangen vor der Ausgabe sind oft sehr lang und es geht auch nur langsam voran. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Mensa am anderen Ende des Campus liegt, daher muss man relativ weit laufen, wenn man nach den Vorlesungen zum Mittagessen möchte.
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Einführung in das griechische Strafrecht
Die Vorlesung "Einführung in das griechische Strafrecht" wird, wie der Name schon vermuten lässt, auf Deutsch gelehrt. Im Grunde genommen behandelt man in dieser Vorlesung den Allgemeinen Teil des griechischen Strafrechts, welcher dem deutschen sehr ähnlich ist. Am Ende hat man eine mündliche Prüfung, in welcher man in einer Gruppe von vier Studierenden innerhalb von 30 Minuten theoretische Fragen zum griechischen Strafrecht beantworten muss. Theoretische Fragen bedeutet, dass man dabei keine Fälle lösen muss, sondern einfach Fragen zum Strafrecht beantwortet.
Funfact: Das griechische StGB war bis zum Jahr 2023 im Grunde genommen eine Kopie des deutschen StGB. Sehr viele Normen wurden dabei wortwörtlich übernommen.
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Internetrecht
Die Vorlesung "Internetrecht" findet ebenfalls auf deutsch statt und behandelt Themen wie:
- Schutz von Webseiten: Urheberrechtliche, markenrechtliche und wettbewerbsrechtliche Schutzmaßnahmen für Webseiten.
- Verletzende Inhalte: Umgang mit Markennutzung, Adwords und Metatags im Internet.
- Urheberrecht und Wettbewerbsrecht: Relevante Rechtsfragen im Zusammenhang mit dem Schutz geistigen Eigentums und fairen Wettbewerbs.
- Fernabsatz und Datenschutz: Rechtsfragen des Online-Handels und Datenschutzbestimmungen.
- Vertragsrecht: Rechtsfragen zu elektronischen Willenserklärungen und Online-Verträgen
Das ist nur eine Auswahl an Themen. An sich ist die Vorlesung recht spannend, allerdings spricht der Professor nur sehr gebrochen Deutsch, was das Verständnis manchmal etwas erschwert. Daher wäre es wohl einfacher gewesen, wenn man die Vorlesung auf Englisch gehalten hätte.
Am Ende hat man eine schriftliche Prüfung.
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The Law of the European Union
Wie der Name bereits verrät, behandelt man in dieser Vorlesung das EU-Recht. Sie wird auf Englisch gehalten und man geht in jeder Vorlesung einen neuen Fall durch und bespricht diesen mit dem Professor.
Der Professor ist echt nett und sehr entspannt. Allerdings auch immer zu spät haha.Am Ende hat man eine mündliche Prüfung.
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Diplomatic History
In 'Diplomatic History' geht es um die internationalen Beziehungen europäischer Staaten vom 19. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Der Kurs ist dabei, wie gesagt, nicht auf die internationalen Beziehungen Griechenlands beschränkt, sondern umfasst die Staaten Europas als Ganzes. Der Kurs ist nicht spezifisch für Jurastudierende, daher findet man dort auch etliche Studierende von anderen Fakultäten. Im Grunde ist der Kurs wie der Geschichtsunterricht im Abitur
Auch hier findet am Ende keine schriftliche, sondern eine mündliche Prüfung in Gruppen statt.
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Griechisch A1 Kurs
Der Griechisch-A1-Kurs kostet, wenn man die Kosten für den Kurs selbst und für das Lehrbuch zusammenrechnet, etwa 45 Euro. Er findet einmal die Woche statt und dauert 2 1/2 Stunden, inklusive einer 15-minütigen Pause. Ich bin tatsächlich sehr zwiegespalten, ob ich den Kurs mag oder nicht. Die Professorin ist jedenfalls sehr nett und geduldig und mittlerweile kann ich in der Taverne auch relativ selbstsicher Essen bestellen. Beim Lernen einer Sprache muss man selbstverständlich jedoch konsequent am Ball bleiben, was während eines Erasmussemesters leichter gesagt als getan ist. Dass die meisten Leute hier sehr gut Englisch sprechen, macht es auch nicht besser. Es ist auf jeden Fall richtig cool, die Basics oder das Alphabet hier zu lernen, allerdings würde ich mich ehrlich gesagt wahrscheinlich nicht nochmal in diesen Kurs einschreiben.
4. ESN
Der ESN in Thessaloniki ist extrem engagiert! Gerade im "Welcome Month" werden jeden Tag Veranstaltungen, wie etwa eine Kneipentour oder eine Stadtrallye, aber auch Tagesausflüge (zum Beispiel nach Kavala, Porza oder Meteora) oder mehrtägige Reisen (nach Kreta etwa), relativ günstig angeboten. Auch während des Semesters gibt es mindestens einmal in der Woche ein Event.
Ich würde gerade zu Beginn des Semesters empfehlen, die Veranstaltungen mitzunehmen. Man trifft dort auf super viele Leute und findet schnell Anschluss.