Prof. Dr. Verena Vogt
»Das Wichtigste ist, dass man nicht aufhört zu fragen«
(Albert Einstein)
Werdegang
2011 · Studienabschluss
Universität Bielefeld
2017 · Promotion
Technische Universität Berlin
2017 bis 2020 · Postdoc-Phase
Technische Universität Berlin
2020 · Juniorprofessur
Technische Universität Berlin
2023 · Professur
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Interview
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin? Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?
Ich schätze besonders, dass ich gesellschaftlich relevante Fragen stellen kann und die Freiheit habe, diese wissenschaftlich zu untersuchen. Meine Neugier treibt mich an, und ich schätze die Präzision sowie das systematische Arbeiten, die in der Wissenschaft gefordert sind. An der Versorgungsforschung reizt mich, dass sie sehr anwendungsnah ist und zahlreiche Möglichkeiten bietet, gestalterisch zu wirken und wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis zu bringen.
Welche Vorbilder haben Sie beruflich geprägt?
Beruflich geprägt hat mich insbesondere Prof. Busse - der Leiter des Fachgebiets "Management im Gesundheitswesen" an der TU Berlin, an dem ich sehr lange gearbeitet habe. Besonders beeindruckt haben mich sein Wissen über die Funktionsweise des Gesundheitssystems und seine Fähigkeit, dieses Wissen verständlich weiter zu geben, sowie seine Standfestigkeit gegenüber den Interessensgruppen im Gesundheitssystem.
Wer oder was hat Ihnen auf dem Weg zur Professur am meisten geholfen? Welche resp. wessen Unterstützung war Ihnen besonders wichtig?
Dass mir die Freiheit gelassen wurde, meinen Forschungsinteressen nachzugehen und mich kontinuierlich weiterzubilden. Gleichzeitig hatte ich die Möglichkeit, in vielen spannenden Projekten zu forschen, die mich in ihren Bann gezogen haben. Zudem war die Unterstützung meines Mannes von unschätzbarem Wert. Er war sogar so flexibel, mit mir und unserer Familie nach Jena zu ziehen, damit ich hier Professorin sein kann.
Ist Ihre Karriere geradlinig verlaufen – und wie haben Sie eventuelle Umwege und Durststrecken bewältigt?
Rückblickend sieht meine Karriere geradlinig aus, es gab aber Stationen, an denen ich aus der Wissenschaft aussteigen wollte, da ich mit der fehlenden Planbarkeit insbesondere für meine Familie gehadert habe. Geholfen haben mir der Spaß an der Arbeit, die Gestaltungsfreiheit, die ich so schnell nicht aufgeben wollte, mein starker Durchhaltewillen und mein flexibler Partner. Zu den Umwegen zählen sicher auch meine Umzüge quer durch Deutschland (von Bielefeld über Berlin nach Jena). Ich habe die Umzüge aber weniger als Belastung empfunden sondern eher als Abenteuer, bei dem man viele neue Menschen, Kulturen und Orte kennenlernen kann.
Akademische Karrieren sind oftmals von einem hohen Maß an Unsicherheit geprägt. War das bei Ihnen auch der Fall – und wie sind Sie damit umgegangen?
Ja, der nächste Schritt in meiner Karriere war nie so klar, wie es jetzt im Nachhinein scheint. Ich habe mir gesagt, dass ich den akademischen Karrierepfad weiter gehen will so lange die Arbeit mich erfüllt. Ich habe mir aber innerlich eine Altersgrenze gesetzt, bis zu der ich eine sichere Stelle haben wollte - weil man sich gerade mit kleinen Kindern doch nach einer gewissen Stabilität sehnt.
Für wie wichtig halten Sie Networking in Ihrem Beruf? Gibt es eine besondere Strategie, die Sie dabei verfolgen?
Für sehr wichtig. Gerade Versorgungsforschung braucht den Blick in verschiedene Disziplinen und Professionen. Und das auch über verschiedene Regionen hinweg. Ich habe Networking aber nie um des Networking willens betrieben. Es hat sich vielmehr ein natürliches Netzwerk aufgrund von gemeinsamen Interessen entwickelt und weil ich sehr aktiv auf wissenschaftlichen Konferenzen unterwegs war.
Wie schaffen Sie es, einen solch anspruchsvollen und fordernden Beruf mit dem Privatleben in Einklang zu bringen?
Ganz ehrlich, das ist eine große Herausforderung, vor allem mit zwei kleinen Kindern und in einer gleichberechtigten Beziehung, in der beide Partner voll berufstätig sind. Mir hilft es, Privatleben und Beruf zusammen zu denken und keine strikte Grenze dazwischen zu ziehen. Mein Beruf ist für mich quasi wie mein Hobby. Aber dennoch: Es braucht viel Unterstützung durch eine gute Kita, Hilfe im Haushalt und eine sehr effiziente Alltagsplanung. Und ich muss mich auch immer wieder selber daran erinnern, dass bei all der schönen Arbeit, die Familie und die eigene Gesundheit immer Priorität haben.
Ihre Tipps für Nachwuchswissenschaftlerinnen: Was sollten sie keinesfalls versäumen zu tun? Und was sollten sie unbedingt vermeiden?
Das wichtigste ist, dass die Arbeit Spaß macht. Denn nur mit hoher intrinsischer Motivation, kann man die zunächst unsicheren Arbeitsbedingungen akzeptieren. Für mich war es auch entscheidend, Freiraum in der Umsetzung von Forschungsideen und -projekten zu haben. Vermeiden würde ich die Verstrickung in Konkurrenzdenken und Machtspiele und stattdessen den Fokus auf die Sache zu richten und eigene Ziele zu formulieren. Dazu gehört auch an den richtigen Stellen "Nein" zu sagen.
Sind Wissenschaftlerinnen an der Universität Jena gut aufgehoben?
Ja, ich erlebe ein sehr offenes und kooperatives Umfeld an der Universität Jena. Attraktiv war für uns auch die familienfreundliche Stadt Jena mit ihrer schönen Natur und guten Kita- und Schullandschaft.
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