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Aramäisch (Alt- und Reichsaramäisch)
Die Kurse werden abwechselnd in unregelmäßigen Abständen angeboten. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte frühzeitig den Verantwortlichen, apl. Prof. Dr. Peter Stein.
Biblisches Aramäisch (Einführung)
2 SWS
https://www.gw.uni-jena.de/19855/biblisches-aramaeisch
Reichsaramäische Texte aus der Umwelt des Alten Testaments
2 SWS
Lektüre jüdisch-aramäischer Texte zur Bibel
2 SWS
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Anerkennungsmöglichkeiten
- Aramäisch kann im ASQ-Modul Orientalische Sprachen (OrientSp I oder II) belegt werden. Die Anmeldung erfolgt über den jeweiligen Studiengang in Friedolin Externer Link.
- Aramäisch kann als Zusatzmodul belegt werden. Buchung über Vorlesungsverzeichnis.
Eine Übersicht über alle aktuell angebotenen Sprachkurse und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie in Friedolin Externer Link: Vorlesungsverzeichnis > Veranstaltungen im Bereich Sprachen und Kulturen > Aramäisch.
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Kurzvorstellung
Mit einer 3000jährigen ununterbrochenen Dokumentation ist das Aramäische einer der wichtigsten Vertreter der semitischen Sprachfamilie. Als Schrift- und Verkehrssprache im Vorderen Orient weithin verbreitet, wurden jahrhundertelang nicht nur Verwaltungsdokumente und inschriftliche Verlautbarungen, sondern auch zentrale literarische Werke namentlich des Juden- und Christentums auf Aramäisch verfasst. Dazu gehören die jüdischen Interpretationen und Auslegungen der Bibel (Targume, Talmud) ebenso wie die noch heute für die orientalischen Christen verbindliche syrisch-aramäische Bibelübersetzung (Peschitta).
Das Kursangebot trägt dieser Vielfalt der Überlieferung Rechnung, indem wechselweise alt- und reichsaramäische Dokumente des 1. Jahrtausends v. Chr. sowie Literatur des Frühjudentums gelesen und in ihrem jeweiligen historischen Kontext diskutiert werden. Im erstgenannten Bereich liegt ein Schwerpunkt auf den religionsgeschichtlich bedeutsamen Papyrusfunden aus Elephantine (Ägypten), doch finden auch neueste Ergebnisse epigraphischer Forschung auf der Arabischen Halbinsel Berücksichtigung. Die Lektüre jüdisch-aramäischer Texte erfolgt regelmäßig unter Einbeziehung der handschriftlichen Tradition, wobei die ehemaligen Bestände der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde zu Erfurt einen regionalgeschichtlichen Anknüpfungspunkt bieten.
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Geschichte der Sprache
Die frühesten aramäischen Inschriften stammen aus dem 9. Jh. v. Chr. Von Syrien ausgehend, verbreiteten sich aramäischsprachige Bevölkerungsgruppen auch nach Mesopotamien, wo sich die Sprache neben dem in Keilschrift geschriebenen Akkadischen (Assyrisch/Babylonisch) etablierte. Unter den Achämeniden (6.–4. Jh. v. Chr.) wurde dieses Idiom mit seiner leicht zu erlernenden Schrift gar zur Verwaltungssprache des ersten „Weltreichs“ der Antike erhoben („Reichsaramäisch“) – aramäische Dokumente aus dieser Zeit sind von Ägypten und Kleinasien über Mesopotamien und Arabien bis nach Afghanistan überliefert. Nach dem Zerfall des Perserreiches bildeten sich eigenständige regionale Dialekte heraus, die teils auch verschriftlicht worden sind (etwa bei den Nabatäern und in Palmyra sowie bei den jüdischen und christlichen Bewohnern Vorderasiens).
In der Spätantike erlangte das Aramäische erneut überregionale Bedeutung – als Literatursprache der orientalischen Christenheit (das sog. „Syrisch-Aramäische“). Im Zuge der Islamisierung des Orients ging der aktive Sprachgebrauch kontinuierlich zurück; Inseln des Aramäischen als gesprochener Sprache haben sich aber in einzelnen Regionen Syriens sowie im Grenzgebiet zwischen Irak, Iran und der Türkei bis in die Gegenwart erhalten.
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Bilingue aramäisch-hasaitische Grabinschrift aus Mleiha (Vereinigte Arabische Emirate), 3. Jh. v. Chr. (Sharjah Archaeology Authority)Foto: Peter Stein (Die zentrale Inschrift in altsüdarabischer Schrift und lokalem Dialekt („Hasaitisch“) erwähnt einen König von Oman. Aus dem umlaufend auf den Rand geschriebenen aramäischen Paralleltext geht unter anderem die Datierung der Inschrift nach der seleukidischen Ära hervor.)
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Brief der jüdischen Gemeinde in Elephantine an den Statthalter in Jerusalem, 407 v. Chr. (E. Sachau 1911, P. 1).Foto: Peter Stein (Auf der Insel Elephantine in Oberägypten hat sich aus achämenidischer Zeit das Archiv einer jüdischen Garnison erhalten, in welchem unter anderem von der Zerstörung und dem geplanten Wiederaufbau eines dem Gott JHWH geweihten Tempels in dieser Stadt die Rede ist.)
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Bibelhandschrift mit aramäischem Targum, Ende 13. Jh. („Erfurt 2“, Ms. or. fol. 1212)Foto: Staatsbibliothek zu Berlin – PK, Orientabteilung (Die aus der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde in Erfurt stammenden Bibelhandschriften gehören zu den größten hebräischen Handschriften weltweit. Die Targum genannte aramäische Übersetzung des biblischen Textes ist hier versweise in die hebräische Fassung hineingeschrieben worden, so dass man Original und Übersetzung Vers für Vers vergleichen kann.)
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Oase von Mleiha (Vereinigte Arabische Emirate)Foto: Peter Stein (An der arabischen Golfküste hat sich im 3. Jh. v. Chr. ein Königreich unter dem Namen Oman etabliert, dessen Verwaltung sich neben der aus dem Jemen entliehenen altsüdarabischen Schrift auch der im Vorderen Orient weit verbreiteten aramäischen Schriftsprache bediente.)
Sprechzeit: Mo 11-12 Uhr und nach Vereinbarung