Hände schwingen mit Flaggen verschiedener Länder

Internationale Herkunft

Informationen zur Finanzierung der Promotion, zu Herausforderungen und zur Vernetzung
Hände schwingen mit Flaggen verschiedener Länder
Foto: Adobestock/Ilia Nesolenyi

Finanzierung der Promotion

Wenn Sie aus dem Ausland kommen und in Deutschland promovieren wollen, ist die Finanzierung der Promotion oftmals ein besonders wichtiges Thema: Ohne Finanzierung können Sie in den meisten Fällen ihre Promotion in Deutschland nicht antreten, da ein Finanzierungsnachweis für die Erteilung eines Einreisevisums und für die Vergabe einer Aufenthaltserlaubnis nötig ist (zumindest dann, wenn Sie aus einem Nicht-EU-Land kommen).

Je nach Fachkultur unterscheiden sich die Wege, wie Sie eine Promotion in Deutschland finanzieren können. Grundsätzlich gibt es vier verschiedene Möglichkeiten:

  • Bewerbung auf Stellen als wissenschaftliche Mitarbeiterin oder wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Lehrstuhl/Institut

    Sie können Ihre Promotion im Rahmen einer Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin oder wissenschaftlicher Mitarbeiter durchführen. Diese Stellen sind üblicherweise zeitlich befristet und als Teilzeitstellen ausgestaltet. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten von Stellen, auf die Sie sich in Deutschland bewerben können:

    • Zum einen gibt es Haushaltsstellen, die direkt aus dem Haushalt eines Lehrstuhls oder eines Instituts bezahlt werden. Auf Haushaltsstellen sind Sie direkt am Lehrstuhl oder im Institut der Betreuerin bzw. des Betreuers angestellt. Sie unterstützen diese bei der Umsetzung der Lehrstuhl- oder Abteilungsaufgaben, wie z. B. bei Lehrveranstaltungen für Bachelor- und Masterstudierende, durch die Mitwirkung am Forschungsprogramm sowie durch die Unterstützung in der Verwaltung. Zugleich erhalten Sie die Möglichkeit zur Arbeit an Ihrer Dissertation.
    • Zum anderen gibt es sogenannte Drittmittelstellen, die aus einem Drittmittelprojekt eines Lehrstuhls bezahlt werden. Auf diesen Stellen bearbeiten Sie das Forschungsthema des Projekts und erhalten ebenfalls die Möglichkeit zur eigenen Qualifizierung. Aufgaben des Lehrstuhls, wie zum Beispiel Lehre, müssen Sie auf diesen Stellen in der Regel nicht übernehmen.

    Wenn Sie sich aus dem Ausland auf diese Stellen bewerben möchten, ist es wichtig, die in der Stellenausschreibung genannten Anforderungen genau zu prüfen. Insbesondere für Stellen in den Geistes- und Sozialwissenschaften ist häufig die Kenntnis der deutschen Sprache eine wichtige Voraussetzung, da die Arbeitssprache am Institut und in der Lehre oftmals Deutsch ist. In den Natur- und Lebenswissenschaften ist die englische Sprache als Lehr- und Arbeitssprache an Instituten weiter verbreitet. In welcher Sprache die Ausschreibung verfasst ist, gibt oft einen ersten Hinweis darauf, welche Sprachkenntnisse erwartet werden.

    Den Stellenmarkt der Friedrich-Schiller-Universität Jena finden Sie hier.

  • Strukturierte Promotionsprogramme

    Internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können Ihre Promotion im Rahmen eines strukturierten Promotionsprogramms durchführen. Dieser Weg zur Promotion ist im internationalen Raum verbreiteter als in Deutschland. Zunehmend wird die Promotion im Rahmen eines strukturierten Promotionsprogrammes jedoch auch in Deutschland angeboten – insbesondere in den Natur- und Lebenswissenschaften.

    In strukturierten Promotionsprogrammen forschen Promovierende im thematischen Rahmen eines gemeinsamen Forschungsthemas – das Thema der Promotion ist somit nicht völlig frei wählbar und muss zu dem thematischen Fokus des Programms passen. Die Promovierenden werden in Teams betreut und haben somit nicht nur einen Doktorvater bzw. eine Doktormutter wie in der individuellen Promotion. Die Finanzierung erfolgt in der Regel entweder über programmeigene Stellen oder Stipendien.

    Sie können sich für die Aufnahme in ein solches Programm auch aus dem Ausland bewerben. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena gibt es über 20 Graduiertenschulen, Graduiertenkollegs und Promotionsprogramme. Eine Übersicht über die Programme finden Sie hier. Dort finden Sie auch Informationen darüber, wie häufig in den jeweiligen Programmen Ausschreibungen zur Aufnahme neuer Promovierender stattfinden.

  • Promotionsstipendien

    Es gibt viele verschiedene Stiftungen, die Stipendien für eine Promotion in Deutschland vergeben. Das Bewerbungsprocedere der einzelnen Stiftungen bzw. Förderprogramme variiert dabei. Um sich für ein Stipendium bewerben zu können, brauchen Sie bereits einen Promotionsbetreuer oder eine -betreuerin sowie ein Thema.

    Die meisten Stipendien werden innerhalb Deutschlands von den 13 Begabtenförderungswerken vergeben. Das Land Thüringen finanziert zudem Landesgraduiertenstipendien für Promovierende an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ein häufiges Stipendium für internationale Doktorandinnen und Doktoranden ist das DAAD-ForschungsstipendiumExterner Link.

    Neben diesen fachunabhängigen Stipendien gibt es außerdem noch zahlreiche fachspezifische Stipendien. Viele dieser Stipendien werden öffentlich ausgeschrieben. Einige aktuelle Ausschreibungen finden Sie in der DAAD DatenbankExterner Link oder bei EURAXESSExterner Link.

    Grundsätzliche Informationen zur Bewerbung um ein Stipendium finden Sie hier.

  • Eigenfinanzierte Promotion

    Als internationale Wissenschaftlerin oder internationaler Wissenschaftler können Sie ihre Promotion auch beginnen, wenn sie über einen gewissen Betrag an angespartem Geld verfügen, der auf einem Sperrkonto deponiert wird. In diesem Fall müssen Sie sich selbst eine Promotionsbetreuung in Deutschland suchen. Der erste Schritt dafür ist die Suche eines Lehrstuhls, der am besten zum eigenen Forschungsschwerpunkt passt. Ein Ausgangspunkt für die Suche kann die Liste aller Fakultäten der Universität Jena sein: https://www.uni-jena.de/fakultaeten.

    Danach fragen Sie die Professorin oder den Professor per E-Mail an, ob sie oder er bereit wäre, Ihre Promotion zu betreuen. Wichtig ist, dass Ihre Anfrage folgende Informationen enthält: Angaben zu Ihren bisherigen Studienleistungen, dem Thema Ihrer Abschlussarbeit und dem Fachgebiet, in dem Sie sich spezialisieren möchten. Es ist wichtig, dass Sie darlegen, wie Ihre Forschungsinteressen und -erfahrungen mit den Forschungsarbeiten Ihrer zukünftigen Betreuerin bzw. Ihres Betreuers übereinstimmen. Wenn Sie eine Zusage erhalten haben, können Sie sich um die weitere Vorbereitung Ihres Forschungsaufenthalts kümmern.

Mögliche Probleme und Herausforderungen

Der Umzug von einem Land in ein anderes, kann mit verschiedenen Problemen verbunden sein. Dies gilt auch für den Start einer wissenschaftlichen Tätigkeit in einem anderen Land: Die Konfrontation mit einer neuen Sprache, einer fremden Kultur oder einem anderen Wissenschaftssystem können zu Fremdheitserfahrungen führen. Diese Gefühle sind normal und werden von vielen geteilt – lassen Sie sich dadurch nicht demotivieren! Und bedenken Sie bitte auch: Einen Forschungsaufenthalt im Ausland fernab der Heimat zu absolvieren, ist an sich schon eine Leistung und ein Zeichen Ihrer besonderen Qualifikation!

Um Sie bei Ihrem Aufenthalt zu unterstützen, haben wir im Folgenden einige der möglichen Probleme beschrieben und möchten Ihnen Strategien zur Bewältigung aufzeigen.

  • Sprache

    Die Kommunikation im wissenschaftlichen Umfeld ist in Deutschland meist problemlos in Englisch möglich. Schwierigkeiten können lediglich im Umgang mit Behörden oder der akademischen Selbstverwaltung auftreten, da dort (leider immer noch häufig) nur Deutsch gesprochen wird. Auch ist es manchmal so, dass Formulare nur in deutscher Sprache verfügbar sind. Die Universität und die Stadt bemühen sich jedoch, auf allen Ebenen Personen mit Englischkenntnissen einzustellen. Die Graduierten-Akademie bietet zudem einen Tutoring-Service, der Sie bei Behördengängen begleiten kann.

    Wenn Sie bereits wissen, dass Sie länger in Deutschland bleiben werden, empfehlen wir, möglichst frühzeitig einen Deutschkurs zu absolvieren. Das Level B1 ist ausreichend, um sich in Deutschland zu verständigen und ggf. später eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis zu beantragen. Hier finden Sie eine Übersicht über alle Sprachkurse, die in Jena angeboten werden.

  • Kulturschock

    Je größer der Unterschied zwischen der Herkunftskultur und der deutschen Kultur ist, desto eher kann es zu einem sogenannten KulturschockExterner Link kommen. Dieser tritt jedoch meist nicht sofort ein. Zunächst gibt es häufig eine Phase der Aufregung und Faszination des Neuen, in der man möglichst viel Neues erleben und erfahren will (sog. Honeymoon-Phase). Nach einer gewissen Zeit (häufig etwa drei Monate) treten jedoch die Unterschiede zwischen den Kulturen deutlicher hervor, beispielweise andere EssgewohnheitenExterner Link, UmgangsformenExterner Link oder andere klimatische BedingungenExterner Link. Wenn in dieser Phase Rückschläge im Forschungsprojekt oder negative persönliche Erlebnisse hinzukommen, kann es zu einem Kulturschock kommen: Ein Gefühl der Fremdheit und der Einsamkeit – oftmals verbunden mit dem Wunsch, wieder in der eigenen Heimat zu sein. Die Sprachbarriere kann dies noch verstärken, weil man sich nicht wie gewohnt verständigen kann. Hier hilft es, Vernetzungsangebote wahrzunehmen und zu erkennen, dass man mit diesen Erfahrungen nicht allein ist. Nach einem halben Jahr endet diese Phase meist und man hat sich an die neue Kultur und ihre Eigenheiten gewöhnt. Der ganze Prozess ist noch einmal in dem folgenden Schaubild abgebildet:

    Phasen des Verlaufs eines Kulturschocks

    Illustration: Studysmarter nach Annelie Tattenberg
  • Unklare Karriereperspektiven

    Die deutschen Wege zur Professur sind leider kaum mit internationalen Standards vergleichbarExterner Link. In den letzten Jahren wurde dies zwar durch die Einführung der Tenure-Track-ProfessurExterner Link etwas verbessert. Dennoch ist internationalen Forschenden häufig nicht klar, welche langfristigen Karriereperspektiven es in Deutschland gibt. Daher veranstaltet die Graduierten-Akademie regelmäßig Workshops, in denen das deutsche Wissenschaftssystem für internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erklärt wird. Im Rahmen einer Postdoc-Karriere-Beratung kann zudem der eigene Weg besprochen und individuelle Fragen geklärt werden.

  • Bürokratie in Deutschland

    Die deutsche Bürokratie kann abschreckend wirken: Niemand reicht gerne viele Dokumente in einer fremden Sprache bei deutschen Behörden ein. Insbesondere dann nicht, wenn es um wichtige Themen wie beispielsweise die Aufenthaltserlaubnis in Deutschland oder den Arbeitsvertrag während der Promotionszeit geht. Aber es gibt gute Nachrichten: Wir können helfen! Die Graduierten-Akademie hat einen Tutoring-Service, der hilft, die ersten bürokratischen Hürden bei der Ankunft in Deutschland zu überwinden. Aber auch später können sich internationale Wissenschaftler:innen immer an die Graduierten-Akademie wenden, wenn sie Probleme mit deutschen Behörden haben.

  • Diskriminierende Erfahrungen

    Jena ist eine weltoffene und international geprägte Großstadt. Die Universität Jena hat über 2.500 internationale Studierende und fast 1.000 Promovierende aus mehr als 100 Ländern. Das Campusleben ist bunt und interkulturell. Trotz alldem kann es im städtischen Leben manchmal zu diskriminierenden Erlebnisse kommen. Sollten Sie solche Erfahrungen machen, zögern Sie bitte nicht und melden diese dem universitätseigenen Diversitätsbüro.

Vernetzung und Beratung 

Die Graduierten-Akademie bietet eine generelle Beratung für internationale Promovierende zu Themen rund um die Organisation Ihres Forschungsaufenthalts. Außerdem gibt es einen Tutoring-Service, der Sie insbesondere bei Ihrer Ankunft in Deutschland unterstützt. Wenn Sie sich während Ihres Aufenthaltes übermäßig einsam oder orientierungslos fühlen, können Sie sich an das Mental Health First Aid Team der Universität wenden.

Manchmal hilft es aber auch schon, sich mit anderen über bestehende Probleme oder das Gefühl der Fremdheit auszutauschen. So können Sie feststellen, dass Sie mit Ihren Erfahrungen nicht allein sind. Zum Austausch mit anderen Promovierenden bietet der Rat der Doktorandinnen und Doktoranden der Universität Jena (DR.FSU) regelmäßig Veranstaltungen an: Monatlich gibt es beispielsweise einen StammtischExterner Link für alle Promovierenden der Universität. Die Gruppe „Together in Jena“ informiert auf ihrer WebseiteExterner Link über internationale Veranstaltungen und organisiert auch eigene Veranstaltungen wie beispielsweise Wanderungen. Ein weiterer guter Ausgangspunkt für die Vernetzung ist das Internationale Centrum Jena „Haus auf der Mauer“Externer Link.

Daten und Fakten: Internationalität des deutschen Wissenschaftssystems

Prozentuale Entwicklung des Anteils Internationaler im deutschen Wissenschaftssystem

Grafik: Studie ICE-Land

Das deutsche Wissenschaftssystem ist sehr international geprägt: Jede fünfte Promotion wird von einer internationalen Wissenschaftlerin oder einem Wissenschaftler abgeschlossen (Stand: 2021). Damit steigt ihr Anteil im Vergleich zum Studium deutlich an – dort sind es 12 Prozent der Abschlüsse. Insgesamt vergrößerte sich der Anteil an wissenschaftlichem Personal mit internationalem Hintergrund in den letzten Jahren in Deutschland deutlich an: Im Jahr 2012 betrug der Anteil noch 13 Prozent, im Jahr 2021 waren es schon 19 Prozent. Allerdings sinkt dieser Anteil auf der Ebene der Professuren wieder deutlich: Nur 10 Prozent aller Professuren waren im Jahr 2021 von internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern besetzt. Dabei war der Anteil in den Naturwissenschaften (13 Prozent) deutlich höher als in den Sozial- und Geisteswissenschaften (7 Prozent). Eine Studie des Deutschen Akademischen Austauschdienstes hat im Jahr 2023 untersucht, warum Professuren in Deutschland weniger international besetzt sind und mit welchen Schwierigkeiten internationale Forschende in Deutschland auf dem Weg zur Professur konfrontiert sind. Sie finden die Studie hierExterner Link.