Tempel am Fuße des Mudeungsan

Chonnam National University

Wintersemester 2023/24 und Sommersemester 2024
Tempel am Fuße des Mudeungsan
Foto: Janek, Uni Jena
  • Chonnam National University

Meldung vom:

Janek, Bachelor Biologie

Nach einem Jahr wieder in Jena zu sitzen, zeigt, wie schnell doch 12 Monate vergangen sind. Südkorea und im speziellen Gwangju bescherte mir eine unvergessliche Zeit. Es sind das Essen, die Berge, das Meer und vor allem die Menschen gewesen, welche das Jahr zu einem sehr prägendem in meinem Leben gemacht haben. 

Bewerbung und Organisation

Bezüglich des Bewerbungsvorganges kann ich nur raten, einen guten Kontakt mit dem Internationalen Büro in Jena zu halten. Mir wurde jede erdenkliche Frage ob persönlich im Büro oder per Email ausführlich und schnell beantwortet. Es ist ratsam, auch wenn die Botschaft da recht fix ist, das Visum rechtzeitig zu beantragen. In meinem Fall hat es kaum zwei Wochen gedauert, bis ich mein Visum in den Händen hielt, was sehr glücklich war, da ich die Beantragung etwas spät unternommen hatte. Jedoch kann es zu bestimmten Zeiten im Jahr länger dauern, daher nicht auf die lange Bank schieben. Ebenso ein sehr unproblematischer und wertvoller Kontakt war die Verantwortliche für internationale Studenten der Chonnam National University. Ich dächte nach der ersten Bewerbungsphase bekommen alle Studenten ihre Email, welche gleich dem internationalen Büros Jena super schnell und detailliert jeden Zweifel aus den Weg räumt. Daher nur keine falsche Scheu und bei Fragen einfach in beiden Büros melden.

Leben in Gwangju

Sollte dein Austausch dich nach Gwangju führen, wirst du sicher die Umgebung mit Mudeungsan (der größte Berg in der Region und sehr einfach zu erreichen), vielen leckeren Restaurants vor allem um den Campus herum und einer Menge doch recht divers aufgestellte Museen schätzen lernen. Ich habe mich damals direkt für Gwangju und nicht für Seoul beworben, da ich mit ca 2 Mio Menschen schon meine Zweifel hatte mich zu überwältigen. Davon abgesehen hatte ich die Hoffnung, die koreanische Kultur besser kennenzulernen, als in der doch sehr internationalen Hauptstadt. Meine Erfahrung kann das bis zu einem gewissen Punkt auch bestätigen. Seoul lässt einen ebenso perfekt die koreanische Kultur erfahren, jedoch bringt Gwangju schon automatisch mit der Größe und einem geringeren internationalen Einfluss ein Stück näher dem, was ich unter Korea verstehe. Was ganz bestimmt gesagt werden kann, wer Großstädte mag, jedoch Ruhe ebenso wertschätzt, dann stellt Gwangju die perfekte Mischung dar. Da mir Seoul auch durch einige Besuche zu laut, zu groß und zu überlaufen ist, wirst du in Gwangju äußerst selten auf internationale Touristen treffen, kannst aber ebenso im Stadtzentrum und um den Campus eine Menge Bars und Clubs besuchen. Sollte man jedoch groß Party machen wollen, ist Seoul vermutlich die bessere Anlaufstelle.
Gwangju zeichnet sich außerdem über seine Geschichte aus. Die koreanische Demokratiebewegung hatte in Gwangju seinen blutigen Anfang genommen. Genau diese Geschichte bringt die Stadt durch Monumente und Inschriften mit sich, ob auf dem Campus oder innerhalb des Zentrums.

Campus und Universität 

Der Campus ist für mich ein großes Highlight gewesen. Man könnte ihn übertrieben als grüne Oase beschreiben. Ob Sport, Picknicks oder einfache Spaziergänge- du hast unzählige Möglichkeiten, die zum Entspannen einladen oder das Sportherz höherschlagen lassen. Er ist äußerst weitläufig und fühlte sich wie eine kleine Stadt innerhalb Gwangju’s an. Sportanlagen können großteils frei und zu jeder Zeit genutzt werden, mit drei Bibliotheken hat man ebenso genug Raum, um in Ruhe und konzentriert zu arbeiten und die vielen Grünflächen, welche sich im Herbst in ein orange goldenes Paradies verwandeln, bringen die nötige Ruhe, die durch die hohe Anzahl an Studenten manchmal nötig ist. Viele Gebäude haben eine schlichte Einrichtung und Ihnen würde ich keine 5 Sterne auf Ästhetik geben, jedoch erfüllen sie ihren Zweck und wenn man glücklich mit der Kurswahl ist, kann man auch die neu renovierten Gebäude Woche für Woche besuchen.

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten im Wohnheim unterzukommen. Entweder in einem Zimmer für zwei, welches keine große Privatsphäre bietet, jedoch vollkommen ausreicht, sollten die Ansprüche nicht zu hoch sein. Ich persönlich hatte Glück mit meinen Mitbewohnern und hatte eine sehr positive Erfahrung. Weiterhin gibt es 6er Apartments mit jeweils ebenso zweier Räumen. Ähnliches Prinzip. Was man kritisieren muss, ist die Sauberkeit der Zimmer. Natürlich ist zu aller erst der Bewohner dafür verantwortlich, jedoch gab es bei uns teilweise Probleme mit Schimmel in den Zimmern, aufgrund der extrem hohen Luftfeuchte im Sommer und der Klimaanlagen welche nur teilweise gut funktionierten bzw auch verschimmelt gewesen sind. Die Uni hat sich dem Problem jedoch relativ schnell gewidmet und die Klimaanlagen ausgetauscht und den Schimmel entfernt. Trotz alledem sollte gesagt werden, dass man für das Wohnheim insgesamt keinen zu hohen Erwartungen mitbringen sollte. Küche ist ebenso nicht vorhanden. Trotzdem habe ich mich persönlich ziemlich wohl gefühlt.

Bibimbap in unserem Lieblingsrestaurant

Foto: Janek, Uni Jena

Essen

Abhängig davon wie viel Geld in der Hinterhand ist und viel Koreanische Kultur man erleben will, ist kannst du dich für einen Mealplan in der Cafeteria entscheiden. Denn man muss ein Mealplan auswählen. Ich empfehle, sollte man koreanisch essen wollen, die Cafeteria zu meiden. Ich hatte beide Semester nur einmal pro Tag, 5 Tage die Woche in der Cafeteria gegessen und halte das für die beste Möglichkeit. Nachdem morgens die Cafeteria besucht wurde, Mittags ein Gimbap reicht kann es zum Abend entweder Restaurant oder ein kleines Essen im Wohnheim sein, was völlig ausreichend ist. Es gibt auch noch eine andere Cafeteria, welche man jeden Tag unabhängig vom Mealplan aufsuchen kann und direkt bezahlt. Viele Restaurant um den Campus bieten super koreanisches, japanisches oder chinesisches Essen für einen guten Preis (von 3 Euro bis 7 Euro kommt man immer aus). Das Essen in der Cafeteria ist nicht schlecht und man kann sich nehmen so viel man essen kann, jedoch wiederholt es sich recht häufig und ist im Gegensatz zum Restaurant Welten hinterher.

Kultur 

Korea und auch Chonnam bot eine Menge für mich als Austauschstudent. Mit dem koreanischen Essen beginnend habe ich mich durch so viel verschiedene Restaurant probiert, was ich ebenso nur jedem empfehlen kann. Allgemein spielt Essen in der koreanischen Kultur eine große Rolle. Das bedeutet, um mit Menschen in Kontakt zu kommen, ist sehr häufig Abendessen oder eine Bar der erste Anlaufpunkt gewesen. Jedoch sollte man sich vegan oder vegetarisch ernähren, wird man ganz schlechte Karten haben. Solltest du mit anderen Studenten Abends Essen gehen wollen, werden vegane Optionen außer in Seoul fast unmöglich sein. Fast identisch sieht es bei einer vegetarischen Ernährung aus. Ich, der in Deutschland vegan lebt, musste mich mit dem Fakt abgeben, dass diese Ernährungsweise in Korea keine Chance hat. Da muss jeder selbst mit sich grübeln, wie man mit dieser Situation umgeht.

Wir sind außerdem sehr häufig in Gruppen zum Karaoke, ins Kino oder schlichtweg wandern gewesen. Man hat in Gwangju ganz sicher genügend Möglichkeiten für diverse Aktivitäten.

Die Uni bietet eine sehr große Auswahl an Clubs an. Ob Sport, Brettspiele bis hin zu Musik hat man die Möglichkeit, koreanische Studenten kennenzulernen und seinen Hobbys nachzugehen. Ich bin einem Fußball-Club beigetreten, was vermutlich die beste Entscheidung des gesamten Auslandsjahrs gewesen ist. Ich habe eine Menge neuer Leute nach ein paar Wochen nicht nur auf dem Platz kennenlernen dürfen sondern dann im Restaurant oder in Bars oder auf Ausflügen. Wir sind zusammen feiern gewesen, wandern oder in der Umgebung Städte besichtigt. Ich kann nur empfehlen in der Vorstellungswoche der Clubs einem oder zwei beizutreten. Mein Buddy hat mir dabei auch stark unter die Arme gegriffen. Jeder Student bekommt zu Beginn des Semesters Buddys zugeordnet und wenn man Glück dabei ha,t können sich gute Freundschaften entwickeln. Wir sind beispielsweise zusammen mit unserem Buddy über die Feiertage bei ihrer Familie gewesen.

Fußballclub an der Uni

Foto: Janek, Uni Jena

Studieninhalte

Hier kommt es ziemlich stark darauf an, welches Fach du mitbringst. Prinzipiell gibt es einen großen Katalog an Kursen, die auf Englisch angeboten werden. Jedoch ist die Uni sehr auf Naturwissenschaften, noch eher Maschinenbau und Business fokussiert. Solltest du Interesse an Literatur mitbringen gibt es auch eine große Auswahl. Dadurch, dass ich Biologie studiere, hatte ich keine immens große Auswahl, jedoch ausreichend. Andere Fächer wie zum Beispiel Psychologie haben es sehr schwer. Vom Niveau unterscheiden sich die Kurse auch extrem. Die meisten Bio-Kurse, die ich belegt habe, waren vom Umfang und Anspruch recht ähnlich zu denen an der Uni Jena, jedoch hatte ich auch Literaturkurse welche mich eher an 10. Klasse Gymnasium erinnerten. Daher muss man etwas Glück haben.

Sprachkenntnisse

Ich empfehle koreanisch durch einem Kurs in Deutschland kennenzulernen. Alles was organisatorisch innerhalb der Uni abläuft, ist ohne Probleme mit englisch zu regeln jedoch gibt es viele Studenten, die englisch nicht richtig sprechen können und auch für Restaurants und manche Krankenhäuser ist die englische Sprache keine Sache, die man voraussetzen sollte. Ebenso gibt es in der Uni eine Auswahl an Sprachkursen, welche ich prinzipiell empfehlen kann, jedoch macht es sich immer einfacher, wenn man mit Sprachkenntnissen in ein Land kommt. Jedoch muss man nicht zwingend koreanisch sprechen können. Ich habe viele Studenten kennengelernt, welche abgesehen von Hallo und Danke kein Wort auf Koreanisch sprechen konnten und ebenso eine super Zeit hatten. Trotzdem, vorallem wenn man Kontakt zu Koreanern selbst aufbauen möchte um in Kultur tiefere Einblicke zu bekommen, dann machen es Koreanischkenntnisse um einiges einfacher.

Insel gleich neben Mokpo

Foto: Janek, Uni Jena

Fazit 

Ein Jahr in Südkorea studieren zu können ist eine so wertvolle Entscheidung gewesen. In den 12 Monaten hatte ich genau ausreichend Zeit das Land tiefgreifend kennenzulernen. Man hat durch eine Menge internationale Studenten, die erfahrungsgemäß eine echt tolle Gruppe zusammen bilden, kein Problem Anschluss zu finden. Abhängig von englisch Level der koreanischen Studenten oder deinem Koreanisch Level ist es durch Clubs, Festivals oder zufälligen Begegnungen super einfach Freundschaften zu schließen, wenn man sich auf die koreanische Kultur einlassen kann. Ich für meine Begriffe habe mich in vielen Aspekten weiterentwickeln können, bin mit einer Menge verschiedenen Menschen in Kontakt gekommen und habe Zeit gehabt, unzählige Erfahrungen zu sammeln. Dazu hat man es super entspannt entweder zwischendurch oder auf der Rückreise andere Ostasiatische Länder zu bereisen. Ich fand das mindestens genauso spannend wie in Korea von Busan über Seoul bis nach Sokcho zu fahren. Ich kann Südkorea jedem empfehlen auch denen, die wie ich mit K-Pop oder K-Dramas keine Verbindung hatten.

Tempel am Fuße des Mudeungsan

Foto: Janek, Uni Jena