-
Modul Anatolische Sprachwissenschaft (IDG BM 8)
2 Seminare mit je 2 SWS, jedes Wintersemester:
- Anatolische Sprachgeschichte (Hethitisch)
- Sprachwissenschaftliche Textlektüre (zur anatolischen Sprachgeschichte)
-
Anerkennungsmöglichkeiten
- Alle Sprachkurse können in vielen Studiengängen innerhalb von ASQ-Modulen belegt werden. Die Anmeldung erfolgt über den jeweiligen Studiengang in Friedolin Externer Link.
- Alle Sprachmodule können zudem als Zusatzmodule belegt werden. Die Anmeldung erfolgt hierzu über das Vorlesungsverzeichnis in Friedolin Externer Link.
Eine Übersicht über alle aktuell angebotenen Sprachkurse und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie in Friedolin Externer Link: Vorlesungsverzeichnis > Veranstaltungen im Bereich Sprachen und Kulturen > Hethitisch.
-
Kurzvorstellung
Hethitisch war die Sprache der Keilschriftdokumente des altanatolischen Hethiterreiches im zweiten Jahrtausend v. Chr., einer der Großmächte des Alten Orients. Hethitisch ist daher von großer Bedeutung für die Geschichte und Kulturgeschichte des Alten Orients. Außerdem ist es die am frühesten bezeugte Sprache der indogermanischen (indoeuropäischen) Sprachfamilie und damit von wesentlicher Bedeutung für die Sprachgeschichte indogermanischer Sprachen.
Das Lehrangebot wird im Rahmen des Studiums der Indogermanistik angeboten und konzentriert sich daher vor allem auf sprachwissenschaftliche Aspekte; eine ausführlicherer Sprachkurs ist in Jena leider nicht möglich. Im ersten Kursteil wird ein Überblick über die Grammatik des Hethitischen gegeben und seine historische Entwicklung im Vergleich mit anderen indogermanischen Sprachen. Im zweiten Teil werden hethitische Texte gelesen, die auch sprachgeschichtlich kommentiert werden. Kenntnisse der Originalschrift werden nicht vorausgesetzt.
-
Geschichte der Sprache
Hethitisch ist fast nur in mesopotamischer Keilschrift auf Tontafeln und Tontafelbruchstücken aus den Archiven (Tempel, Königspalast) der Hauptstadt Ḫattuša überliefert, die Texte mit rituellen, historischen, mythologischen und rechtlichen Inhalten umfassen. Im Jahre 1887 hatte man in Tell-el-Amarna (Ägypten) keilschriftliche Tafeln der 1. Hälfte des 14. Jh. v. Chr. gefunden, darunter auch zwei in einer unbekannten Sprache, die mit einem Land „Ḫatti“ zu tun hatten (in SW-Kleinasien). Ab 1906 gab es Ausgrabungen am Hügel Büyükkale („große Burg“) bei Boğazköy (Boghazköi, „Schlucht-Dorf“, heute Boğazkale) in Zentralanatolien, bei denen man ca. 2500 Keilschrifttafeln fand, die an die Amarna-Texte erinnerten und wieder Könige von Ḫatti erwähnten, z. T. datierbar in die Zeit Ramses II. von Ägypten (um 1270 v. Chr.). Der Ort stellte sich als Ḫattuša, die Hauptstadt einer Großmacht der Zeit von 1600-1200 heraus. Die unbekannte Sprache, bald Hethitisch bzw. Hittitisch genannt, war dank der schon bekannten Schrift und zahlreicher sumerischer und akkadischer Wörter relativ leicht erschließbar; doch erst im Jahre 1916 erwies Friedrich (Bedřich) Hrozný die Sprache als indogermanisch. Seitdem kann als zusätzliches Erkenntnismittel der Sprachvergleich eingesetzt werden („etymologische Methode“) und die Erforschung machte gewaltige Fortschritte. Später erkannte man, dass im hethitischen Kontext auch weitere Sprachen überliefert waren, am wichtigsten davon das Luwische, das auch als Sprache monumentaler Inschriften in anatolischer Hieroglyphenschrift verwendet wurde, noch bis nach dem Untergang des Hethiterreichs. Einige schon vorher bekannte spätere Inschriftensprachen des westlichen Kleinasiens wie Lykisch und Lydisch wurden als zugehörig erkannt und erst dadurch wirklich erschließbar. Hethitisch war und ist damit der Schlüssel zur altanatolischen Welt.
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link