- University of Florida
Meldung vom:
Der Aufenthalt von Jakob wurde durch das TASSEP-Prgramm ermöglicht.
Bewerbung und Vorbereitung
Ein Auslandsaufenthalt ist natürlich immer mit einem immensen organisatorischen Aufwand verbunden, das kann man nicht leugnen. Zuerst stand die Bewerbung für das Auslandssemester an der Universität Jena an. Die Bewerbungsfrist war im Winter ein Jahr vor dem Start in die USA. Nachdem ich angenommen wurde, habe ich erstmal lange Zeit nichts mehr gehört. Ungefähr im Juni wurde ich dann von der FSU für die UF nominiert. Um nominiert werden zu können, musste ich aber einen Englischnachweis erbringen, was mir bis dahin keiner gesagt hatte. In der Zeit konnte man sich auch für die UF bewerben und auch für das Studentenwohnheim. Nachdem sich das mit dem Englischnachweis über Wochen bei mir hingezogen hatte (trotz Abi wurde mir mein B2-Niveau nicht anerkannt), habe ich befürchtet, keinen Platz mehr im Studentenwohnheim zu bekommen. Ich habe dann meine Englischlehrer aus Schulzeiten in den Ferien gestört, sodass mir mein Englischniveau schriftlich bestätigt werden konnte. Nach der Nominierung an die UF konnte ich mich endlich dort für die Uni und den Wohnheimsplatz bewerben. Dafür braucht man einige Dokumente wie Impfnachweis und einen negativen Test für Tuberkulose. Auch einen schriftlichen finanziellen Nachweis über 6.000$ zu bekommen, ist schwerer, als ich mir das vorgestellt habe. Das Dokument ist auf Englisch, und da habe ich die Antwort: „Englische Sachen unterschreiben wir gleich gar nicht" bekommen. Zur selben Zeit habe ich mich auch noch auf das PROMOS-Stipendium beworben, aber das lief unkompliziert. Nachdem aber die Bewerbung für UF abgeschlossen war, musste ich mich um ein Visum für die USA kümmern. Ich fand den Prozess sehr umständlich und habe mich da von der FSU sehr allein gelassen gefühlt. Für das Visum müssen einige Dokumente ausgefüllt werden. Anschließend muss ein US-Konsulat in Deutschland aufgesucht werden (für mich Berlin), um das Visum dort in Person abzuholen, was bei mir sehr unkompliziert verlief.
Alles ist am Anfang sehr ungewiss und man weiß nicht genau, was man alles machen soll, aber dabei bekommt man wirklich sehr gute Hilfe vom internationalen Büro der UF, die genaue Anleitungen per Mail verschicken oder auch Einzelgespräche per Zoom anbieten.
Man muss sich auch während der Zeit krankenversichern, aber bei der günstigsten (350$ für die gesamte Zeit) müsste man bis 1.500$ selbst bezahlen. Also hoffen, dass man nicht krank wird.
Wohnung und Verpflegung
Entgegen meiner Erwartung, keinen Wohnheimsplatz zu bekommen, habe ich einen Wohnheimsplatz auf dem Campus der Universität bekommen. Von dort aus waren meine Vorlesungssäle, die Dining Hall und Mid Town in wenigen Fußminuten erreichbar. Normalerweise werden alle internationalen Studenten in ein Haus gesteckt. Da ich aber mehr die amerikanische Kultur kennenlernen wollte und nur wenig mit internationalen Studierenden machen wollte, hatte ich extrem viel Glück, dass ich als einziger in einem anderen Haus untergebracht wurde und einen amerikanischen Mitbewohner hatte. So konnte ich schnell mit ihm und seinen Freunden in Kontakt treten und einheimische Menschen kennenlernen. Die meisten Wohnheimswohnungen sind so, wie man es aus dem Film kennt: zwei Leute in einem Zimmer. Wir hatten glücklicherweise zwei Zimmer. Einen Wohnheimsplatz zu bekommen, ist zwar sehr praktisch, da man sich organisatorisch um nichts kümmern muss, aber auch extrem teuer und absolut nicht zu vergleichen mit deutschen Verhältnissen. Ich habe für meine Wohnung knapp 900$ im Monat bezahlt und vielleicht 7 m² einer alten Wohnung mit Mitbewohner zur Verfügung gehabt. Auch wenn man keinen Wohnheimsplatz bekommt, ist es extrem einfach, eine Wohnung zur Untermiete zu bekommen. Diese sind auch günstiger, auch wenn sie oft nicht auf dem Campus direkt sind. Am praktischsten ist es, wenn man vorher schon Leute kennenlernt, die dort auch ein Auslandssemester absolvieren, und sich dann eine WG zusammen mietet. Dann findet man auch Wohnungen, bei denen man ca. 500$ bezahlt.
Verpflegung war anfangs sehr schwierig, da sich die Mini-Küche im Haus von 32 Leuten geteilt wurde, und man ohne Auto zu günstigen Supermärkten nicht wirklich gekommen ist. Also habe ich mich entschlossen, den von der Universität angebotenen Meal Plan zu verwenden. Da kann man mehrmals in der Woche in den Dining Halls auf dem Campus essen. Auch das ist mit ca. 2.000$ ziemlich teuer. Eine andere Option habe ich aber nicht gesehen, wenn man auf dem Campus wohnt.
Studieren an der UF
Studieren in Amerika ist anders als bei uns. Ich fand die Professoren unglaublich gut, da es sehr viel Konkurrenz gibt und die Unis somit die besten Professoren einstellen können. Die Vorlesungen sind oft nur 45 Minuten, wodurch man sich besser konzentrieren kann. Während des Semesters hat man jede Woche Hausaufgaben, die benotet werden und in die Endnote mit einfließen. Zusätzlich hat man 3 Progress Exams während des Semesters und eine Abschlussklausur. Durch die Klausuren während des Semesters behält man meiner Meinung nach den Stoff besser in Erinnerung und muss für die Abschlussklausur nicht so viel lernen.
Auf dem Campus gibt es viele Möglichkeiten, dem Uni-Alltag zu entfliehen. So gibt es für alle Studenten kostenlos ein kleines und ein riesiges Fitnessstudio mit Basketballplätzen, Volleyballplätzen und vielem mehr. Des Weiteren gibt es Tennisplätze und allerlei Equipment zum Ausleihen, mehrere Pools, einen Gaming-Raum mit echt günstiger (2$) Bowlingbahn, Billard, Nintendo Switch, PS4 usw. Es gibt auch Clubs für wirklich ALLES. Also wenn man mal etwas ausprobieren will, dann ist das die beste Gelegenheit.
Ich habe mich für Honors-Module eingeschrieben. Dort sind viel weniger Studenten im Kurs und man lernt auch einfach mehr. Außerdem ist es leichter, mit anderen Studenten in Kontakt zu treten. Kann ich also sehr empfehlen. Es gibt auch Module wie Tauchen, die man wählen kann und hätte ich das vorher gewusst, dann hätte ich das gewählt. Also es lohnt sich, sich über die Module zu informieren.
Der Campus bietet auch riesige Stadien, in denen Football, Basketball, Baseball, Gymnastics und vieles mehr gezeigt wird. Als Student kommt man, bis auf Football, auch überall kostenlos rein. Früh sein lohnt sich, da es oft kostenlose T-Shirts oder Ähnliches gibt. Besonders Football sollte man mitnehmen, da nicht nur die Spiele interessant sind, sondern davor auch Tailgating betrieben wird. Also praktisch ein gemeinschaftliches Besäufnis vor dem Spiel. Muss man definitiv mal mitgemacht haben. Football-Spiele gibt es aber leider fast ausschließlich im Wintersemester.
Hilfreiche Tipps
- Der Campus ist groß und ein Fahrrad ist sehr praktisch. Man kann sich von der Uni für ca. 50$ pro Semester ein Fahrrad ausleihen. Auch die Reparatur bei platten Reifen etc. ist kostenlos und hat mir extrem viel ermöglicht.
- Auf dem Campus gibt es so etwas wie eine Tafel, in der man einmal pro Woche etwas Essen kostenlos bekommt. So habe ich mir da unter anderem kostenlose Milch geholt.
- In der Dining Hall kann man sich auch Essen mitnehmen, da lohnt es sich, Cerealien mitzunehmen, dann spart man echt viel Geld.
- Während Spring Break sollte man definitiv nicht in Gainesville bleiben. Alles ist komplett ausgestorben und alle machen irgendwo schön Urlaub. So wie in den Filmen ist es aber nicht.
- Der 10er Meal Swipe für den Meal Plan reicht vollkommen aus.
- Den Gaming-Raum kann ich sehr empfehlen.
- Alkohol ist meist sehr teuer, aber es gibt oft gute All-You-Can-Drink-Deals, da kommt man aber meist ohne Trinkgeld nicht weit.
- Leute mit Auto kennenlernen.
Ende des Semesters
Am Ende des Semesters hat man eine Grace Period, wodurch man noch 30 Tage im Land bleiben darf. Ich habe die Zeit genutzt, um die Ostküste, Nationalparks und Teile Kanadas zu erkunden. Wenn man in einer Gruppe fährt, dann ist all das auch bezahlbar und bereichert enorm.
Fazit
Das Auslandssemester ist das Coolste, was ich je gemacht habe, und ich würde es definitiv wieder machen. Die Zeit dort war viel zu kurz und verging viel zu schnell. Ich werde definitiv nochmal in den USA wohnen wollen, aber nächstes Mal an der Westküste. Die Zeit hat mich enorm weitergebracht und mir einen anderen Blickwinkel auf verschiedene Systeme gegeben. Ich habe sehr viele coole Leute kennengelernt und Freundschaften fürs Leben geschlossen. Was für eine Hammer-Zeit.
Anmerkung des Internationalen Büros:
Wir werden in unserer Kommunikation mit künftigen Studierenden früher auf den Englischnachweis hinweisen.
Das Visum muss individuell durch den/die Studierenden bei der amerikanischen Botschaft beantragt werden. Der Prozess ist durchaus aufwendig. Die aufnehmende Gastuniversität arbeitet hier Dokumente zu. Bei Fragen steht das Internationale Büro immer zur Verfügung.