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Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien
Es sind die Grenzbereiche, die Patricia Alonso Ruiz faszinieren. Als Beispiel nennt die neue Professorin für Wahrscheinlichkeitstheorie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena die Brownsche Teilchenbewegung: „Wird ein Körper erwärmt, beginnen die Teilchen in seinem Inneren sich zu bewegen.“ Soweit das Schulwissen. Patricia Alonso Ruiz möchte jedoch ergründen, nach welchen zufälligen Gesetzmäßigkeiten sich die Teilchen in einem fraktalen Körper bewegen, einem aus mehreren ähnlich aussehenden Einzelstücken zusammengesetzten Körper. In einer Figur wie beispielsweise dem Sierpinski-Dreieck gebe es immer wieder Löcher, die für die Teilchenbewegung Grenzen bilden. Das führt dazu, dass die Teilchen sich unterschiedlich schnell bewegen, anders als sie es in einem glatten Körper tun. So können in einem fraktalen Körper manche Stellen deutlich länger warm bleiben als andere. „Es ist faszinierend, solche Phänomene mathematisch zu erfassen und so zu beschreiben“, sagt Ruiz, die 1986 in Madrid zur Welt kam.
Mathematischer Röntgenblick ins Innere von Objekten
Es gehöre zur Wahrscheinlichkeitstheorie, dass die Ergebnisse mancher zufälligen Prozesse sich als Annäherungen beschreiben lassen, sagt Patricia Alonso Ruiz. Gelingen ihr diese Annäherungen, überkomme sie jedes Mal eine tiefe Ruhe: „Ich suche nach den Zusammenhängen und kann so eine Ordnung schaffen, das motiviert mich.“ Das gelte ebenso für mathematische Beweise. Dabei seien es keineswegs nur trockene Theorien, sondern Probleme, die beispielsweise in der Physik eine Rolle spielen. Auch konkrete Anwendungen seien denkbar, etwa die Wärmeverteilung in einem Gebäude, das gedämmt werden soll. Die Wärmeausbreitung in Fraktalen war Thema von Ruiz´ Doktorarbeit, die sie in Siegen angefertigt hat. „Die Frage war, ob es einen Prozess gibt, der widerspiegelt, was die Teilchen machen“, sagt Patricia Alonso Ruiz. Ihre Herangehensweise sei vergleichbar mit einem Röntgenblick ins Innere des Objekts. Von außen sehe man schlicht ein Kabel, doch mit einem Zoom ins Innere offenbaren sich einzelne Stränge und immer feinere Verästelungen, so Ruiz. Nach ihrer Dissertation zog Patricia Alonso Ruiz nach Ulm und ging von dort aus in die USA. Die erste Station war Connecticut, danach Texas und von dort aus ging die Reise nach Jena.
Begeisterung für die „coole Mathematik“ an die Studierenden weitergeben
Studiert hat Patricia Alonso Ruiz zunächst in Madrid, bevor sie im vierten Jahr mit Hilfe des Erasmus-Programms nach München wechselte. Das Studium brachte eine überraschende Erkenntnis: „Das war eine ganz andere Mathematik als die, die ich in der Schule gelernt hatte“, sagt Prof. Ruiz. Diese „neue Mathematik“ sei auf jeden Fall „ziemlich cool“ und sie möchte ihre Begeisterung an ihre Studierenden weitergeben.
Aktuell sucht Patricia Alonso Ruiz eine Wohnung in Jena. Folglich sei sie noch nicht ganz angekommen in der Stadt an der Saale. Begeistert sei sie aber schon jetzt von der Landschaft, der Umgebung, die zu Wanderungen in der Natur einlädt. Eine andere große Leidenschaft ist die Musik: „Ich singe und tanze leidenschaftlich gern!“