Abstracts
Einsatz digitaler Medien - eine Anleitung zum (Un-)Glücklichsein
Peter England und Stefanie Brunner |
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg/Universität Vechta
Kennen Sie das auch? Sie lesen das Abstract für einen Vortrag oder eine Keynote und der erste Absatz beginnt mit “Digitalisierung ist der neue Megatrend.” Oder: “Die digitale Transformation umfasst alle Lebensbereiche.” Oder: “Alle Lehrenden und Studierenden der Universität XY sollen digital befähigt werden.” Wir wissen nicht, wie es Ihnen dabei geht, aber: Geht es nicht auch eine Nummer kleiner? Wann sind Lehre, Forschung und Verwaltung einer Universität ausreichend “digitalisiert”? Und: Wenn wir “be-fähigt werden sollen”, dann klingt das eher danach, als würde uns jemand zu unserem Glück zwingen wollen. Jedenfalls nicht nach Freude und Lust am Ausprobieren.
Wir haben darum mal eine kleine Anleitung zusammengestellt, wie man beim Einsatz digitaler Medien in der Hochschullehre (un-)glücklich werden kann. Denn zuhause läuft’s doch: Digitale Medien sind fester Bestandteil des privaten Alltags Studierender und Lehrender. Sie sind nützlich, unterstützen uns und machen Spaß. Und in der Hochschullehre?
Mittlerweile hat fast jede Universität die “digital unterstützte Lehre” auf ihre Agenda gesetzt, eine “Digitalisierungsstrategie” entwickelt oder in irgendeiner Form begonnen, das Thema “Digitalisierung von Lehr-/Lernkonzepten” umzusetzen. Und irgendwo, verschüttet unter [Setzen Sie eine beliebige, megatrendige digitalisierte Digitalisierungsphrase ein!] liegen die kleinen Erfolgsgeschichten aus der Praxis, die es sichtbar zu machen gilt. Von diesen lässt sich Vieles über (Un-)Glück beim Einsatz digitaler Medien in der Hochschullehre lernen.
Disclaimer: Der Besuch dieser Keynote erfolgt auf eigene Gefahr. Zu Risiken und Nebenwirkungen stellen Sie gern im Anschluss Ihre Fragen. Denn: Das Gegenteil von Glück ist nicht Unglück, sondern Langeweile
Tool zur sofortigen Auswertung und Präsentation von Evaluationsergebnissen
Maximilian Croissant, M.Sc. | Universitätsprojekt Lehrevaluation, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Universitätsprojekt Lehrevaluation(ULe) werden Feedbackinstrumente entwickelt, um die Qualität der Lehre zu sichern. Ziel ist es Dialogmöglichkeiten zwischen Lehrpersonen und Studierenden zu schaffen, Stärken und Schwächen einer Lehrveranstaltung aufzudecken und die Entwicklung der Lehre zu stärken. Als Ergänzung zu der klassischen Berichterstattung der Ergebnisse entwickelt ULe derzeit ein Tool für die Erstellung interaktiver Online-Berichte. Diese Berichte sollen vorrangig dazu dienen, eine Basis für einen zeitnahen Dialog mit den Studierenden zu schaffen. Die Lehrperson kann so direkt in einer Lehrveranstaltung eine Evaluation online mit mobilen Endgeräten durchführen lassen und noch in der Veranstaltung die aufbereiteten Ergebnisse der Umfrage mit den Studierenden besprechen. Es soll dabei auch möglich sein sich Ergebnisse für einzelne Teilstichproben anzuschauen um eventuelle Probleme zu erkennen oder sich die Entwicklung einer Veranstaltung über die Zeit zu betrachten. Ziel des Diskurses ist es in einen Austausch mit Studierenden und Lehrenden über potentielle Anwendungsbereiche und relevante Funktionen zu kommen.
Kollaboratives Arbeiten in digitalen Lernumgebungen
Prof. Dr. Jürgen Bolten | Bereich der Interkulturellen Wirtschaftskommunikation, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Studierende investieren häufig großes fachliches Engagement bei der Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten und entwickeln dabei durchaus aus innovative Ideen und Lösungen. Meistens verschwinden diese Arbeiten in den Schubladen der Dozenten. Dies wiederholt sich im nächsten Studierenden-jahrgang usw. Es wäre produktiver, Wissen weiterzugeben, bereits Entwickeltes fortzusetzen und verantwortungsbewusstes Arbeiten für künftige Studienjahrgänge zu realisieren. Wie ein solches jahrgangsübergreifendes Lernen mit digitalen Mitteln gelingen kann, zeigen Beispiele aus der Studienpraxis des Jenaer Bereichs „Interkulturelle Wirtschaftskommunikation“. Hierzu zählen der YouTube-Kanal „Interculture TV“, Formate wie „Wikifolia“ und „IWK-Wiki“ auf dem Glocal Campus oder die in Zusammenarbeit mit der Thüringer Landeszentrale für Politische Bildung erstellte Seite „Glocal Competence“. Die Studierenden ergänzen bei der Erarbeitung der digitalen Produkte einerseits ihren fachlichen Kompetenzerwerb durch Medienkompetenz, schließen an bereits bestehende Produkte vorangegangener Jahrgänge an und schreiben die Ergebnisse fort. Daraus resultiert eine jahrgangsübergreifende Zusammenarbeit, und zudem sind die Produkte ggf. wertvolle Referenzen beim Berufseinstieg.
Studierende auf die Arbeitswelt 4.0 vorbereiten
Dr. Stefan Fedtke | Lehrstuhl Operations Management, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Um Studierende besser auf die Herausforderungen einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt vorzubereiten, werden im Rahmen des DigiLab-Projektes der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät verstärkt softwarebasierten und anwendungsorientierte Kurse angeboten. In der Blended-Learning-Veranstaltung "Supply Chain Simulation" beispielweise werden den Studierenden Kompetenzen um Umgang mit der Simulationssoftware Anylogic vermittelt. Neben Grundlagen zu Modellbildung und Simulationsformen werden die Teilnehmenden schrittweise an die einzelnen Bestandteile der Software herangeführt, um eigenständig Prozesse abbilden zu können. Der Kurs besteht aus einigen Präsenzveranstaltungen, welche sich mit Phasen des Selbstudiums (Tutorialvideos, Lernguides, Übungsaufgaben, Onlintests) abwechseln. Im zweiten Teil der Veranstaltung, nach einer Unternehmensbesichtigung, werden praxisnahe Prozesse in Gruppenarbeit modelliert. Umgesetzt wurde die Veranstaltung mit Hilfe der Lernplattform Moodle.Im Rahmen der Diskurswerkstatt wird zunächst kurz das Konzept der Veranstaltung vorgestellt und anschließend die Übertragung auf andere Fachbereiche diskutiert. Zudem soll diskutiert werden, welche Kompetenzen in Erwartung zunehmend digitalisierter Arbeitsfelder benötigt werden und wie Studierenden die Angst vor solchen Inhalten genommen werden kann.
Blended-Learning-Kurse mit Moodle gestalten und ihren Erfolg messen
Clémence Dubois, Robert Eckardt, Christiane Schmullius | Erdbeobachtung, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Im Bereich der Erdbeobachtung wird in einer Lehrveranstaltung der FSU Jena seit dem WS2019/20 versucht, das Zusammenspiel von digitalen Lerninhalten und Face-to-Face Veranstaltungen besser aufeinander abzustimmen. Inhalte eines Massive Open Online Course (MOOC) werden hierfür gezielt selektiert und Woche für Woche für die bessere Vorbereitung auf Vorlesung und Tutorium für die Studierenden in Moodle zur Verfügung gestellt. Dies soll den Studierenden einen leichteren Zugang zu den Inhalten des MOOCs und der Vorlesung ermöglichen und so eine bessere Vorbereitung der Studierenden auf die aktuellen Inhalte der Vorlesung fördern. Nach einem kurzen Überblick über die Ausgangsituation und die in diesem Wintersemester durchgeführte Anpassung, werden im Rahmen einer Diskurswerkstatt diverse Aspekte dieses Konzeptes mit den Teilnehmern näher diskutiert. Insbesondere werden zwei Fragestellungen in den Fokus genommen: Welche(s) Moodle-Tool(s) sind für eine Darstellung der MOOC Inhalte am besten geeignet? Und wie kann der Erfolg bzw. der Mehrwert solcher Blended-Learning-Kursen gemessen werden?
Medienkompetenz Studierender fördern – eine multidimensionale Perspektive
Bharati Daftari und Theres Werner | Institut für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und Interkulturelle Studien, Friedrich-Schiller-Universität
In der Bildungspolitik wird dem Anspruch der Förderung von Medienkompetenz auf europäischer Ebene mit dem Referenzrahmen "Digital Competence Framework for Educators" (Redecker 2017) und auf bundesweiter Ebene mit der von der Kultusministerkonferenz vorgelegten Strategie "Bildung in der digitalen Welt" (KMK 2017) begegnet. Im Fachbereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache nimmt die Medienkompetenz von Studierenden eine wesentliche Rolle ein. Denn mit den Bachelor-, Master- und Lehramtsstudiengängen steht der Berufsschwerpunkt des Unterrichtens im In- und Ausland an verschiedenen Bildungseinrichtungen im Fokus. Wie kann es nun gelingen, in akademischen Lehr-Lern-Kontexten digitale Medien nachhaltig einzusetzen, kritisch zu reflektieren und daraus Impulse für die Unterrichtspraxis abzuleiten? Dieser Frage werden wir nachgehen, indem erste Beispiele aus der Lehrpraxis vorgestellt und diskutiert werden. Einbezogen werden die Perspektiven sowohl von Studierenden als auch von Lehrenden. Ein weiteres Ziel sind Einblicke in die Erarbeitung einer Digitalisierungsstrategie zu gewähren, die in der Zusammenarbeit von Studierenden und Lehrenden am Institut entsteht.
Augmented und Virtual Reality in der Hochtechnologieausbildung: Das AR/VR TeachingLab der Abbe School of Photonics
Dr. Reinhard Geiß | Abbe School of Photonics, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Studierende frühzeitig an Spitzenforschung heranzuführen und sie daran teilhaben zu lassen ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines akademischen Ausbildungsprogramms. Hochtechnologielabore sind jedoch meist durch eine stark eingeschränkte Zugänglichkeit ausgezeichnet. Lasersicherheit, Reinraumbedingungen, Gefahrstoffklassen und geschlossene Anlagen stellen eine schwer überwindbare Herausforderung für eine lehrreiche Hands-On-Experience dar. Technologien wie AR-Brillen, Virtuelle Realität und ein Enrichment mit digitalen Inhalten bieten hier völlig neue Möglichkeiten für immersive und ganzheitliche Lernerlebnisse in der Hochtechnologieausbildung.
Podcasts in der Hochschullehre
Jun.-Prof. Dr. Anika Klafki | Rechtswissenschaftliche Fakultät, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Der Universitätsalltag Studierender ist stark von textlichen Lernmaterialien bestimmt. Neue Medien bieten ein hohes Ergänzungspotenzial. So können Podcasts als Vorbereitung im Rahmen von blended learning-Konzepten eingesetzt werden, Neugier wecken und den Einstieg in ein Themengebiet erleichtern. Ebenso können Lerninhalte in Podcasts weiter vertieft oder Wiederholungsmöglichkeiten geschaffen werden. Schließlich können Podcasts zur Wissenschaftskommunikation genutzt werden. An der Friedrich-Schiller-Universität bestehen durch das gut ausgerüstete Multimediazentrum ausgezeichnete Bedingungen, um Podcasts zu produzieren. Der Workshop soll die Teilnehmenden in die Lage versetzen, selbst ein Podcast-Projekt an der Friedrich-Schiller-Universität zu verwirklichen.
Tutorielle Betreuung in Online-Phasen: Instrumente - Herausforderungen - Chancen
Dr. Bernd Helmbold | Institut für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und Interkulturelle Studien, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Das Weiterbildungsstudium Deutsch unterrichten - Grundlagen für die Praxis basiert auf einer Kooperation der Friedrich-Schiller-Universität mit dem Goethe-Institut e.V. und richtet sich als Blended Learning Angebot an Lehrkräfte im Bereich Deutsch als Fremdsprache weltweit. Die Studierenden haben über digitale Kursräume Zugang zu allen Materialien von 6 Studienmodulen der Reihe Deutsch lehren lernen und werden umfassend tutoriell betreut. Gerade die Tutorierung, d.h. die Betreuung während der Online-Phasen, stellt eine Chance für Lehrende und Lernende dar, inhaltlich und kommunikativ das Modulziel zu erreichen. Andereseits birgt gerade dieser Prozess große Herausforderungen, denen man durch geeignete Instrumente und eine förderliche Lernumgebung begegnet.Der Workshop möchte den als Studienangebot des Jahres 2020 ausgezeichneten (Studienpreis DistancE-Learning) aus der Praxisperspektive heraus vorstellen und mit den Teilnehmenden in einem Modellkursraum einige Funktionen ausprobieren. Es sollen darüber hinaus Erkenntnisse aus Forschungsarbeiten zu Fragen der Kommunikation und des Feedbackverhaltens in Kursräumen, sowie zur Eignung der genutzten tutoriellen Instrumente dargestellt werden. Darüber hinaus sollen Möglichkeiten und Zukunftsperspektiven digitaler/mobiler Weiterbildung diskutiert und Erfahrungen hierzu ausgetauscht werden.
Inklusion, Zusammenarbeit und konzeptuelles Verständnis mit Microsoft Whiteboard und 3D Paint unterstützen
Elizabeth Watts und Clemens Hoffmann | Biologiedidaktik/Chemiedidaktik, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Die Bildungslandschaft in Deutschland verändert sich schnell und wird immer komplexer. Die Heterogenität in den Klassen steigt und so muss zunehmend differenziert unterrichtet werden. Digitale Methoden und Tools bieten Lehrenden die Möglichkeit, ihren Unterricht leichter zu differenzieren. Dieser Workshop konzentriert sich auf die Verwendung der zwei Programme: Microsoft Whiteboard und Microsoft Paint 3D. Microsoft Whiteboard ermöglicht mehreren Benutzern den Zugriff und die Zusammenarbeit auf einer gemeinsamen digitalen Leinwand - auch aus der Entfernung. Da Lehrende verschiedene Links zu ähnlichen Whiteboards erstellen können, ist es möglich den Unterricht zu differenzieren und den Bedürfnissen der Lernenden entsprechend Arbeitsaufträge zu verteilen. Paint 3D ist ein Zeichentool, das es Lehrenden ermöglicht, digitale 3D-Modelle zu erstellen, diese in ihre Vorlesungspräsentation zu integrieren oder sie in ein Moodle-Klassenzimmer hochzuladen. Es ist ebenfalls möglich, diese Modelle durch die Lernenden erstellen oder sie mit Hilfe von Augmented Reality bearbeiten und präsentieren zu lassen.