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Lektüre lateinischer, einiger althochdeutscher, mittelhochdeutscher und frühneuhochdeutscher Texte anhand von Handschriften
Die Übung besteht aus zwei Veranstaltungen, die jedes Semester (Kurs 1 im WS, Kurs 2 im SoSe) angeboten werden und auch unabhängig voneinander besucht werden können. Wahlweise können sie als Modul, als Teilmodul oder als ASQ belegt werden.
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Lektüreübungen
Lektüreübungen zu verschiedenen Autoren und Themen (auch sprachenübergreifend) finden in der Regel jedes Semester statt. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Lehrstuhls Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit
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Anerkennungsmöglichkeiten
- Alle Sprachkurse können in vielen Studiengängen innerhalb von ASQ-Modulen belegt werden. Die Anmeldung erfolgt über den jeweiligen Studiengang in Friedolin Externer Link.
- Alle Sprachmodule können zudem als Zusatzmodule belegt werden. Die Anmeldung erfolgt hierzu über das Vorlesungsverzeichnis in Friedolin Externer Link.
Eine Übersicht über alle aktuell angebotenen Sprachkurse und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie in FriedolinExterner Link: Vorlesungsverzeichnis > Veranstaltungen im Bereich Sprachen und Kulturen > Mittellatein und Neulatein.
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Kurzvorstellung
Die lateinische Sprache und Literatur ging nicht mit den Römern unter, sie lebte und lebt weiter – bis heute. Im Mittelalter umfasste sie alle Wissensgebiete: von der Philosophie und der Theologie über die Geschichtsschreibung bis hin zu Recht und Medizin und anderen Naturwissenschaften. Das meiste dieser Lateinliteratur ist (anders als die der Antike) bis heute erhalten, die oft nur handschriftlich. In diesen alten Schriften steht Interessantes und Wertvolles und Schönes, das alle Länder in West- und Mitteleuropa und am Mittelmeer hervorgebracht haben und das das abendländische Bewusstsein prägte. Immer wieder entdeckt man beim Studium der Handschriften etwas Neues, und das macht das Mittellatein für Philologen und Kulturwissenschaftler so attraktiv, denn bereits im Studium beginnen die meisten Studierenden mit einem eigenen kleinen Forschungsprojekt, dessen Ergebnisse manchmal schon vor dem ersten Examen publiziert werden. IT-affine Latein-Studenten können z.B. bei der Lösung des Problems helfen, dass es bisher noch kein vollständiges mittellateinisches Wörterbuch gibt, von einer vollständigen Grammatik ganz zu schweigen. Auch effiziente Verfahren der Mustererkennung, die das Lesen der verschiedenen Handschriften in den Codices erleichtern, wären ein aktuelles Forschungsdesiderat.
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Geschichte der Sprache
Die Römer der Antike sprachen auf der Straße in Rom oder im Feldlager in einer Provinz ein Latein, das sich deutlich vom literarischen Latein z.B. eines Cicero unterscheidet. Man bezeichnet es heute als Vulgärlatein. Es entwickelte sich später wie jede Alltagssprache sprachlich weiter und bildete die Grundlage der heutigen Romanischen Sprachen von Französisch-Kanada über Brasilien bis nach Rumänien. Anders verhält es sich mit dem Mittellateinischen. Das war zu seiner Zeit ebenfalls eine „weltweit“ verbreitete Sprache für Völker von Britannien bis Palästina, aber es war keine aus dem Volk gewachsene Sprache, sondern eine soziolektartige Fremdsprache, die über Jahrhunderte als Verkehrs- und Kommunikationssprache ausschließlich von einer dünnen Oberschicht aus Naturwissenschaftlern und Juristen, gelehrten Theologen und Literaten verwendet wurde, die durch die staatliche und kirchliche Macht gefördert und privilegiert wurden. Die europaweite Privilegierung dieser intellektuellen Elite machte es möglich, dass sie mit ihren Ansichten die noch heute feststellbare Mentalität Europas entscheidend mitgestalteten. Mittellatein wurde die (überall gleiche) Sprache der Kirche und ihrer Gottesdienste, was ein nicht zu unterschätzendes Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugte. Und seit dem Auftreten von Universitäten und der Verwissenschaftlichung aller Lebensbereiche im 13. Jahrhundert bot das Mittellatein gegenüber den noch nicht fixierten Volkssprachen ein grammatisch und semantisch sicheres Mittel für den Gedanken- und Erkenntnisaustausch – ebenfalls europaweit. Zur Verbreitung und Wirkungsmacht des Neulateins sei der Kürze wegen lediglich bemerkt, dass in Deutschland erst nach dem Dreißigjährigen Krieg mehr Bücher auf Deutsch als auf Lateinisch erschienen, dass aber Wissenschaftler wie Newton die präzise lateinische Sprache für grundlegende Werke immer noch als notwendig erachteten – z.B. in den Philosophiae naturalis principia mathematica.