Prof. Dr. med. Tanja Groten
» Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...«
(Hermann Hesse)
Werdegang
1996 · Studienabschluss
RWTH Aachen
1997 · Promotion
RWTH Aachen
1997 bis 2013 · Postdoc-Phase und klinische Weiterbildung in Ulm, Chicago und Jena
Technische Universität Berlin
2014 · Habilitation
Friedrich-Schiller-Universität Jena
2021 · Professur
Friedrich-Schiller-Universität Jena
2025 · Professur
Universität zu Köln (mit Fortführung der Projektarbeit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Interview
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin? Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?
Aristoteles hat gesagt: Der Beginn aller Wissenschaften ist das Erstaunen darüber, dass die Dinge sind, wie sie sind. Mich trieb und treibt immer die Lust, die Dinge zu erkunden und zu verstehen.
Welche Vorbilder haben Sie beruflich geprägt?
Vorbilder haben vor allem meine klinische Arbeit geprägt. Im Laufe meiner Berufsjahre habe ich viele Menschen getroffen, deren Umgang mit den Patientinnen und deren Art, in schwierigen Situationen zu kommunizieren und zu handeln, mich geprägt haben. Wissenschaftlich haben mich die Arbeitsgruppenleitenden der beiden ersten Arbeitsgruppen, in denn ich arbeiten durfte, geprägt. Prof. Dr. Wedlich in der Biochemie in Ulm, die mich lehrte, strukturiert und systematisch experimentell zu arbeiten und selbstverständlich eine hohe Frustrationstoleranz gegenüber missglückten Experimenten zu entwickeln. Sie motivierte mich zu meinem ersten DFG-Antrag, einem Forschungsstipendium in den USA. Prof. Dr. Bill Schnaper an der North Western University in Chicago lehrte mich Paper zu schreiben und zu begutachten, Projekte zu konzipieren und zu beenden.
Wer oder was hat Ihnen auf dem Weg zur Professur am meisten geholfen? Welche respektive wessen Unterstützung war Ihnen besonders wichtig?
Die wichtigste Unterstützung war und ist die wissenschaftliche Atmosphäre zu Hause. Verheiratet mit einem Wissenschaftler verbringen wir die Abende gemeinsam am Schreibtisch und leben eine gleichberechtigte Partnerschaft mit gleich geteilter Care-Arbeit. Ohne einen Vater, der immer für unsere Kinder selbstverständlich da war, wäre so manches nicht oder schwerer möglich gewesen.
Ist Ihre Karriere geradlinig verlaufen – und wie haben Sie eventuelle Umwege und Durststrecken bewältigt?
Meine Karriere ist zumindest kontinuierlich verlaufen. Als Medizinerin, die Klinik, Wissenschaft und Lehre immer gleichwertig vereinen wollte und musste, sind die Karriereschritte langsamer aufeinander gefolgt. Ich war letztlich schon Mitte 40 zur Habilitation und 53 Jahre zum Zeitpunkt des Rufes auf die W2-Professur für Geburtsmedizin und maternale Gesundheit, der gleichzeitig mit einem W3-Ruf an dei Universität Bonn erfolgte, den ich zugunsten von Jena abgelehnt habe.
Akademische Karrieren sind oftmals von einem hohen Maß an Unsicherheit geprägt.
Tatsächlich ist das für uns Medizinerinnen kein Problem, da wir in unserem klinischen Job immer eine Stelle finden.
Für wie wichtig halten Sie Networking in Ihrem Beruf? Gibt es eine besondere Strategie, die Sie dabei verfolgen?
Networking ist immens wichtig - nicht nur weil es natürlich hier und da auch darauf anknommt, dass jemand den Namen kennt, wenn es um Vortragseinladungen oder die Begutachtungen von Papern geht, sondern auch, weil es einen immer weiterbringt, die Sichtwiesen anderer auf die eigenen Themen und Fragestellungen zu erkennen. Die zielführende Methode von Networking in der Wissenschaft ist die regelmäßige aktive Teilnahme an wissenschaftlichen Meetings zum eigenen Thema.
Wie schaffen Sie es, einen solch anspruchsvollen und fordernden Beruf mit dem Privatleben in Einklang zu bringen?
Die Kinderbetreuung in Jena ist ein funktionierendes System, in dem unsere Kinder glücklich groß geworden sind. Das war möglicherweise die wichtigste Voraussetzung. Zudem ein Mann, der nicht im Klinikbetrieb arbeitet, aber im Wissenschaftsbetrieb, und ehrlich geteilte Care-Arbeit. Und ein paar familiäre Regeln, wie regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten, angefangen beim Frühstück und gemeinsames Abendessen mit Austausch über den Tag. Später dann eine gemeinsame verbindliche Wochenplanung.
Ihre Tipps für Nachwuchswissenschaftlerinnen: Was sollten sie keinesfalls versäumen zu tun? Und was sollten sie unbedingt vermeiden?
Von Neugier auf die Zusammenhänge getrieben zu sein gibt einem die intrinsiche Motivation, die es braucht, um wissenschaftlich erfolgreich zu sein. Wissenschaftliches Arbeiten ist in der heutigen digitalen Welt völlig entgrenzt. Jede kann jederzeit überall recherchieren und schreiben. Es ist dabei wichtig, sich Auszeiten mit gutem Gewissen zu gönnen. Trotzdem sollten die Ziele im Auge behalten werden. "Ich brauche die Habilitation nicht!" ist ein Satz, den auch ich lange gesagt habe. Aber Fakt ist, es lebt und arbeitet sich mit abgeschlossener Habiliation in der Wissenschaft einfach leichter. Also machen!
Sind Wissenschaftlerinnen an der Universität Jena gut aufgehoben? Was macht die Universität Jena für Sie attraktiv?
Die Friedrich-Schiller-Universität Jena ist eine so breite Universität mit allen Fachbereichen, die denkbar sind. Vernetzung und über den Tellerrand schauen ist hier daher wirklich einfach. Wissenschaftlerinnen sind in Jena wegen der exzellenten Infrastruktur für Kinderbetreuung und Familienunterstützung sehr gut aufgehoben.
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