Plötzlich digital - Rechtswissenschaftlerin Dr. Marion Schmidt-Wenzel sichert Examensklausurenkurs mit digitalem Konzept
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät bietet den Studierenden zur Vorbereitung auf die staatliche Pflichtfachprüfung („Erstes Staatsexamen“) ein umfangreiches Programm, welches u. a. die Durchführung von Klausurenkursen beinhaltet. Diese finden sowohl einmal wöchentlich während der Vorlesungszeit als auch zweimal im Jahr als sog. Probeexamina statt. Im Probeexamen werden den Studierenden über einen Zeitraum von jeweils zwei Wochen sechs Klausuraufgaben mit einer Bearbeitungszeit von jeweils fünf Zeitstunden zur Verfügung gestellt. Um die Examenssituation möglichst realistisch abzubilden handelt es sich um einen Präsenzkurs, in welchem die handschriftlich verfasste Ausarbeitung von den Studierenden am Ende der Bearbeitungszeit abgegeben werden muss, um sodann an externe Korrektor*innen zur Korrektur weitergereicht zu werden.
Als Lektorin für die Examensvorbereitung bin ich neben meinen Lehrveranstaltungen für die Organisation der Klausurenkurse zuständig. Das Probeexamen war für das Wintersemester in der Zeit vom 16.3. bis einschließlich 26.3.2020 geplant. Da sich bereits in der Vorwoche eine Verschärfung der Situation im Hinblick auf Fallzahlen und Einschränkungen abzeichnete, entschlossen wir uns, den Kurs parallel als Online-Kurs vorzubereiten, um auch gefährdeten, infizierten oder unter Quarantäne stehenden Studierenden eine Teilnahme zu ermöglichen und notfalls kurzfristig auf eine rein digitale Durchführung umstellen zu können, was letztlich auch erforderlich war.
Welche Plattform nutzen Sie für die digitale Umsetzung des Klausurenkurses?
Als Medium für die Umstellung des Kurses wurde spontan Moodle in Betracht gezogen, da die Lernplattform bereits seit einigen Semestern zur Bereitstellung von Sachverhalten und Lösungsskizzen zum regulären Klausurenkurs während der Vorlesungszeit genutzt wird. Angedacht war zunächst, sich die Lösungen der Studierenden per Mail schicken zu lassen, was angesichts einer erwarteten Teilnehmer*innenzahl von ca. 50 Personen wahrscheinlich eine gewisse Unübersichtlichkeit nach sich gezogen hätte. Frau Svet (Servicestelle LehreLernen) machte mich dankenswerterweise auf die Aufgaben-Funktion von Moodle aufmerksam, die es uns ermöglichte, die Lösungen der Studierenden zentral einzusammeln. Des Weiteren musste geklärt werden, wie die Dateien an die Korrektor*innen (keine Universitätsangehörigen) ohne großen Aufwand weitergeleitet werden könnten. Wegen der Größe und der geschätzten Anzahl der Dateien kam eine E-Mail-Weiterleitung nicht ernsthaft in Betracht. Hierfür machten wir uns die FSU Cloud zu nutze. Von großem Vorteil war eine Erweiterung meines Cloud-Speicherplatzes um 100 GB im Vorfeld, insbesondere, da diese einige Tage in Anspruch genommen hatte.
Wie sieht die Umsetzung konkret aus?
Konkret wurden die Klausursachverhalte ab den Klausurtagen bei Moodle veröffentlicht. Um sicherzustellen, dass die zur Korrektur versendeten Arbeiten von den Studierenden selbst erstellt wurden, wurde der Upload einer PDF verlangt, der ein handschriftlich verfasstes Dokument zugrunde lag (mit entsprechender Begründung hätten wir auch Ausnahmen zugelassen). Möglich war neben einem Scan auch das Abfotografieren des Gutachtens und eine Umwandlung in eine PDF-Datei. Nach Ende der Abgabefrist wurden für jede/n Korrektor*in Ordner in der FSU Cloud mit den zu korrigierenden Dateien erstellt.
Die Korrektur sollte möglichst papierlos mit dem (kostenfreien) Adobe Acrobat Reader DC erfolgen (daher auch die Beschränkung auf das PDF-Format). Das Programm ermöglicht, über die Korrekturfunktion Unterstreichungen und Anmerkungen an die jeweiligen Passagen der Dokumente einzufügen und die Datei mit den Änderungen zu speichern. Nach Abschluss der Korrekturen legen die Korrektor*innen die geänderten Dateien nebst jeweiligem Abschlussvotum in den ihnen zugeordneten Cloud-Ordner und informieren mich. Die jeweiligen Klausurverantwortlichen werden nun von mir für diesen Ordner freigeschaltet, um über die Lösungen der Studierenden informiert zu sein und die Güte der Korrektur zu bewerten.
Wie werden die Ergebnisse mit den Studierenden besprochen?
Anstelle einer Besprechung erhalten die Studierenden die Lösungshinweise über Moodle. Für die Klausurrückgabe habe ich jedem/r Studierenden einen Cloud-Ordner für sein/ihre Klausuren erstellt. Zusätzlich wird zu jeder Klausur ein Forum bei Moodle angeboten, in welchem die Studierenden nach der Rückgabe mit dem/der Klausurverantwortlichen in Austausch treten können.
Können Sie bereits ein Fazit ziehen?
Insgesamt konnten wir eine sehr erfreuliche Teilnahme der Studierenden am Online-Probeexamen verzeichnen, die nicht hinter der der Präsenzkurse zurückgeblieben ist. Die Korrektor*innen empfanden die neue Variante der Korrektur (auf Rückfrage mit bislang knapper Mehrheit) als nicht (zeit-)aufwendiger. Für mich als Organisatorin ergab sich ein beträchtlicher zeitlicher Mehraufwand durch die Erfassung und Verteilung der Dateien; auch hatte ich kurze Startschwierigkeiten mit der Teil-Funktion der Cloud. Das studentische Feedback steht noch aus. Wir sind froh, dass der Kurs trotz der Umstände nahtlos durchgeführt werden konnte und haben die Online-Variante nun bis auf Weiteres für den Klausurenkurs in der Vorlesungszeit übernommen.