Kantonesisch: „Ich mag Kantonesisch wirklich sehr (mit vielen „Argh“)“

Meine Muttersprache Kantonesisch vs Deutsch

Hier erfahrt ihr mehr über mich durch den Vergleich zwischen meiner schönen Muttersprache – Kantonesisch – und Deutsch (oberflächlich ;P keine Wissenschaft).
Kantonesisch: „Ich mag Kantonesisch wirklich sehr (mit vielen „Argh“)“
Foto: Soyee Chan
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Meldung vom: | Verfasser/in: Soyee Chan
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Es freut mich immer, wie andere mein Deutsch loben. Der Hauptgrund für das Lob ist meistens, dass ich erst letztes Jahr nach Deutschland gekommen bin.

Wie habe ich dann Deutsch gelernt? Naja, viel Glück gehabt haha. Die Faktoren bei mir sind:

  • ein deutscher Freund (somit viel Kontakt mit Einheimischen)
  • Arbeit bei einem Bäcker und einer Apotheke
  • einen intensiven Deutschkurs (2 Semester) besucht
  • Vorkenntnisse von Englisch 
  • Vorkenntnisse von der Aussprache meiner Muttersprache, Kantonesisch

Von den meisten wird der erste Faktor Beziehung am prägendsten eingeschätzt. Ich kann dies aber nicht so bestätigen. Mein Freund spricht meistens nur in Englisch mit mir. Aber der Kontakt zu seiner Familie hat mir viel Umgangssprache beigebracht.

Ebenso sind mir mein Minijob beim Bäcker und mein Praktikum in der Apotheke wichtig, da ich auf der Arbeit auf Deutsch sprechen muss. Im Endeffekt braucht man beim Sprachlernen die Möglichkeit, die Sprache häufig anzuwenden.

Jedoch war der Deutschkurs, besonders für meine Grammatik und mein Wortschatz, sehr wichtig. Ich finde, dass ich während des Deutschkurses besser geschrieben habe als jetzt.

Englisch und Deutsch gehören derselben germanischen Sprachfamilie an. Es lässt sich nicht vernachlässigen, wie ähnlich Englisch und Deutsch sind. Als ein Deutsch- und Englischsprachlerner empfinde ich eigentlich Deutsch sinnvoller als Englisch. Deutsch mit den Kasus (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ) gibt eine Richtung an. Außerdem obwohl viele deutsche Wörter im Vergleich zu Englisch sehr lang und für Einsteiger furchtbar zu merken sind, bestehen sie meistens aus kleinen einfachen Wörtern, z.B. Wirtschaftswissenschaft, Sehenswürdigkeiten, Eierschalensollbruchstellenverursacher usw.

Überraschend ähnelt sich Kantonesisch auch manchmal dem Deutschen. Zum Beispiel habe ich die Aussprache des Buchstabes „C“ mit der Aussprache vom Wort Auto in Kantonesisch verknüpft. Dieses wird nämlich „Ce“ ausgesprochen. Es gibt auch Wörter, die in beidem Deutsch und Kantonesisch genauso aufgebaut sind und das Gleiche bedeuten, z.B. halsstarrig, Tierarzt und Zahnarzt (statt „Veterinarian“ und „Dentist“ in Englisch), Schlafzimmer (statt „Bedroom“ in Englisch), Esstisch und Schreibtisch (statt „dining table“ und „desk“ in Englisch) und weiter und weiter.

Die Grammatik von Deutsch und Kantonesisch ist natürlich unterschiedlich. Für mich sind „der/die/das“ und die Präpositionen (ebenso in Englisch) eine große Herausforderung. Im Allgemein gibt es in Chinesisch kein „er/sie/es“. Sprachlich nennt man die dritte Person, egal einen Mann, eine Frau, ein Kind, ein Tier oder ein Gegenstand, gleich. Auf Kantonesisch heißt alles „Keoi“. Nur schriftlich kann man es unterscheiden (siehe Bilder). Chinesisch hat auch keine Zeitformen. Man kann von dem Kontext ausgehen, wann das Ereignis stattfindet bzw. stattfand.

 

  • er sie auf Kantonesisch
    Foto: Soyee Chan
    "er" und "sie" auf Kantonesisch (sprachlich)

    Aussprache: Keoi5
    Man schreibt eher das „er“ am häufigsten. Es bedeutet eher „Mensch“, ohne bestimmtes Geschlecht.

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Aber warum betone ich immer, dass meine Muttersprache Kantonesisch statt „Chinesisch“ ist. Chinesisch an sich ist streng genommen keine gesprochene Sprache. Ich finde es sinnvoll zu sagen, dass die schriftliche Sprache Chinesisch heißt. Die am häufigsten gesprochene Sprache in China ist Mandarin. Neben Mandarin gibt es aber auch noch viele weitere Sprachen, welche in verschiedenen Regionen gesprochen werden. Meine Muttersprache „Kantonesisch“ ist eine davon. Sie wird oft im Süden von China gesprochen, wie zum Beispiel meinen Geburtsort Hongkong.

Beispielsweise sind die Ausdrücke in Mandarin „Ni-hao“ – Hallo und „Xie-xie“ – Danke schon ziemlich bekannt. Auf Kantonesisch begrüßt man sich aber nicht mit „Ni-hao“, sondern „Nei-ho“ oder einfach „Hallo/Hello“ in Hongkong. Es gibt auch zwei Arten „Danke“ auf Kantonesisch. Wenn einem geholfen wird oder man einen Gefallen erhalten hat, sagt man „Ng-goi“.

Zum Beispiel: Ich werde zu jemandem eingeladen. Beim Abendessen wurde ich mit meiner Portion bedient, dann sage ich „Ng-goi“.

Wenn man ein Geschenk erhalten hat oder sich in manchen Kontexten bedanken möchte, sagt man „Do-tse“.

Zum Beispiel: Ich, als eine Moderatorin eines Interviews, würde mich bei dem Gast für seine Beteiligung bedanken, dann sage ich „Do-tse“.

Kantonesisch ist eine offizielle sprachliche Sprache in Hongkong und auch die Muttersprache von vielen Bewohnern in Südchina und manchen Gebieten in Kanada und Großbritannien. In Hongkong hört man Kantonesisch von den Nachrichten. Die Beamten sprechen auch Kantonesisch. Wir haben Fernseherserien, Musik, Theater und sogar Bücher auf Kantonesisch.

Schriftlich werden in beidem Mandarin und Kantonesisch dieselben chinesischen Zeichen genutzt, aber in Form „vereinfachte Zeichen“ bzw. „traditionelle Zeichen“. Die Vereinfachten, welche aus Kalligrafie als eine Variante der Zeit altes China entwickelt wurden, werden am meisten im Festland China und in nicht-chinesischsprachigen Ländern als Anweisungen für Touristen angewendet. Sie sind auch das schriftliche Chinesisch, das die meisten Nicht-Muttersprachler lernen. In Hongkong, Taiwan und Macau werden traditionelle chinesische Zeichen genutzt.

Kantonesisch ist aber nicht die offizielle schriftliche Sprache. Es lässt sich einfacher verstehen, dass wir auf Mandarin schreiben. Es bedeutet aber nicht, dass Kantonesisch nur eine Umgangssprache ist. Schriftliches Chinesisch lässt sich auch auf Kantonesisch vorlesen. Es ist einfach eine Norm. Deswegen wird es heutzutage auch öfter diskutiert, dass wir auch chinesische Zeichen von der kantonesischen Sprache lernen sollen. Viele Muttersprachler, einschließlich mir, können leider nicht wortwörtlich unser gesprochenes aufschreiben. Viele sagen, dass Kantonesisch eine sehr alte chinesische Sprache ist und die Zeichen davon quasi veraltet sind. Deswegen ist das Schreiben auf reinem Kantonesisch auch fast unmöglich. Jedoch kommt es oft vor, besonders für Schüler, dass wir das sprachliche Kantonesisch und das schriftliche Chinesisch verwechseln, da die Grammatik und Wortanwendung manchmal nicht übereinstimmen. Dazu werden tatsächlich Noten bei der Prüfung abgezogen :‘)

Ich wollte hier eigentlich kein Kantonesisch beibringen, sondern zeigen, warum ich betone, dass alle chinesischen Sprachen nicht als „Chinesisch“ verallgemeinert, werden können. Natürlich kann ich völlig verstehen, dass man nicht alle Sprachen in der Welt kennen kann. Ich kenne auch nicht alle indischen Sprachen. Jedoch möchte ich euch zeigen, dass ich eine starke Verbindung mit meiner Muttersprache empfinde.

Beim Kennenlernen:

„Woher kommst du?“
„Ich komme aus Hongkong.“
„Also… China?“

Naja, ich darf dazu kein „Nein“ antworten. Trotzdem betone ich gerne: „Ich bin eine Chinesin aus Hongkong :D“.

PS: ich bin etwas schüchtern, meine Handschrift auf Chinesisch zu teilen… Habe schon seit einer Weile kein Chinesisch geschrieben.

PPS: Special thanks to meinem Co-Editor aka meinem deutschen Freund :D