Guadalajara

ITESO, Universidad Jesuita de Guadalajara- Mexiko

Wintersemester 2024/25
Guadalajara
Foto: Kevin Alexandro Reyes Casillas, Pixabay

Sophia, Master Interkulturelle Personalentwicklung und Kommunikationsmanagement

Hi, ich bin Sophia, studiere Interkulturelle Personalentwicklung und Kommunikationsmanagement im Master und habe ein Auslandssemester an der Universidad Jesuita de Guadalajara (ITESO) in Mexiko verbracht. Guadalajara ist eine ca. 5 Millionen Menschen Stadt und liegt relativ im Zentrum von Mexiko. Von dort aus erreicht man sowohl mit Auto/Bus und auch im Flugzeug viele andere Teile Mexikos. Die Stadt liegt im Bundesstaat Jalisco, welcher für viele das „typische Mexiko“ mit Mariachis, Tequila usw. darstellt. Guadalajara selbst ist zwar eine Millionenstadt, fühlt sich allerdings gar nicht so groß an. Es gibt ein recht weitläufiges Zentrum mit der Kathedrale, welche auf jeder Googlesuche zu Guadalajara sofort erscheint. Es gibt viele Parks und grüne Flächen und wenige Hochhäuser. Die Stadt hat viele verschiedene Stadtteile, welche fast wie eigene Städte wirken und das Leben dort aber so divers machen – es ist irgendwie für jeden etwas dabei.

Mein Wintersemester an der ITESO ging von August bis Dezember, da die Semesterzeiten in Lateinamerika etwas verschoben sind zu unseren Semesterzeiten in Deutschland. Die ITESO ist eine jesuitische Privatuniversität. Das heißt, sie legt im Sinne der Jesuiten einen großen Wert auf Zwischenmenschliches und Soziales. Dies spiegelt sich sowohl in den wählbaren Kursen, der Art und Weise der Lehre und der gesamten Universitätspolitik wider. Die Universität liegt ein wenig abseits der Stadt eher in einer Art Industriegebiet. Bezüglich der Wohnung gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man wohnt bei der Uni und hat so sehr viel vom Campus und braucht aber sehr viel Zeit, um überall sonst hinzukommen oder man wohnt im Zentrum oder umliegenden Vierteln der Stadt, hat dementsprechend dort alles in der Nähe, braucht aber ca. eine Stunde bis zum Campus. Der Fahrtweg funktioniert allerdings mit der Metro und dem Bus der Universität ganz gut und nach einer Zeit hat man sich auch daran gewöhnt (so zumindest meine Erfahrung).

Es lohnt sich in jedem Fall, viel Zeit auf dem Campus der ITESO zu verbringen. Der Campus ist fast wie eine Art Park mit unzähligen Bäumen und zwischen jedem Gebäude Wiesen, auf denen man sich hinsetzen und lernen, arbeiten oder einfach entspannen kann. Jeder Baum hat eine Nummer, mit der man nachlesen kann, um welchen Baum es sich handelt. Die Bibliothek ist sehr groß und modern – es gibt sogar so eine Art Schlafkapseln, falls man zwischen den Vorlesungen ein bisschen ausruhen möchte. Ansonsten gibt es neben den normalen Kursen auch viele soziale Kurse, wie Gitarrenunterricht, Tanzkurse, Keramikkurse etc. welche dort als normale Kurse angesehen werden und für welche man auch ganz normal CP bekommt (leider kann man sich die nicht in Deutschland anrechnen lassen 😉).  Auch außerhalb der Module bietet die ITESO eine Menge Vorträge, Workshops oder Märkte zu allen möglichen Themen. Es gibt ein Fitnessstudio, sowie ein breites Angebot an Sportkursen, welche gratis sind.

Grundsätzlich ist die Lehre in Mexiko bzw. im gesamten romanischen Raum etwas anders als in Deutschland. Es ist meist deutlich mehr „verschulicht“. Das heißt, es gibt unter dem Semester viele Aufgaben/ Hausaufgaben und fast alle Aufgaben werden abgegeben und benotet. Daher hat man dann (eigentlich) am Ende keine große Abschlussprüfung, so wie in Deutschland. Der Workload ist dementsprechend ein bisschen verteilt, da man rein theoretisch das ganze Semester lang verteilt viel zutun hat und dem typischen Prüfungsstress am Ende entkommt – so zumindest die Theorie. Ich muss ehrlich sagen, dass ich das deutsche Modell dennoch bevorzuge, denn der Workload während des Semesters war immens. Es gab in fast jedem Modul jede Stunde Hausaufgaben, welche viele Stunden der Woche in Anspruch genommen haben. Zusätzlich  gab es am Ende des Semesters trotzdem noch Abschlussprojekte, welche sich wie eine Abschlussprüfung angefühlt haben, obwohl wir das ganze Semester über schon unzählige Prüfungsleistungen erbracht haben. Das war schon oft anstrengend und stand nicht so richtig in einem guten Verhältnis. Dazu muss man aber auch sagen, dass der Anspruch der Aufgaben oft nicht so hoch war, wie man es vielleicht aus Deutschland kennt. Ich studiere ja im Master, konnte aber in Mexiko nur Bachelorkurse belegen. Trotz dessen habe ich das Niveau der Lehre oft als einfacher und weniger komplex als in Deutschland empfunden.

Das Bewertungssystem reicht in Mexiko von 10,0 (sehr gut) bis 0 (ungenügend). Man braucht mindestens eine 6,0, um zu bestehen. Die Umrechnung ist spannend, denn eine 10 entspricht in unserem deutschen Notensystem einer 1,0. Eine 9 ist allerdings schon eine 1,7. Es gibt also keine Noten dazwischen. Meistens werden die Abgaben im Semester mit bis zu 10 Punkten aufaddiert, bis man am Ende auf maximal 100 Punkte kommt und sich daraus dann die Endnote ergibt. Ehrlicherweise habe ich das Notensystem dort eine ganze Weile nicht verstanden.

An der ITESO wird eine Art Moodle benutzt (Canvas), mit Hilfe dessen die Dozierenden mit den Studierenden kommunizieren, Aufgaben erteilen, sowie bewerten und kommentieren. Das Tool funktioniert meist ganz gut. Ansonsten läuft die Kommunikation weniger über E-Mail, so wie man das aus Deutschland kennt, sondern über Whatsapp- und Teamsgruppen. Dadurch gestaltet sich der Kontakt zu den Dozierenden deutlich informeller, was für uns Deutsche am Anfang etwas komisch wirken kann. Der Dozierende wird mit Vornamen und Du angesprochen und nach der ersten Stunde des Semesters weiß man eigentlich alles über diese Person – bis zum Namen des Haustieres. Es ist durchaus eine interessante Erfahrung, so viel privaten Kontakt zu den Dozierenden zu haben.

Um die internationalen Studierenden wird sich an der ITESO gut gekümmert. Man bekommt schon vor der Abreise aus Deutschland einen oder mehrere Buddies an die Hand, welche einem bei allen möglichen Fragen zur Seite stehen. Auch das Internationale Büro war immer hilfreich, hat schnell und unkompliziert geantwortet und alles möglich gemacht. Viele der internationalen Studenten konnten bei Ankunft noch kein Spanisch und konnten in der Zeit ihres Auslandsstudiums an der ITESO Intensiv-Spanischkurse belegen, welche je nach Niveau bis zu acht Stunden pro Wochen umfassten.

Grundsätzlich ist ein Auslandssemester, egal wo, immer eine Erfahrung und Bereicherung für das akademische, sowie persönliche Wachstum. Man ist gezwungen, aus der eigenen Komfortzone zu treten und lernt jeden Tag so viel neues dazu – schon allein aufgrund der fremden Sprache. Die ITESO kann ich als Universität für ein Auslandssemester genauso gut empfehlen, wie Guadalajara als Stadt. Sowohl das Unileben, als auch das Leben in der belebten Stadt haben mir sehr viel Spaß gemacht. Ich bin in der Zeit ein wenig gereist, hatte aber wie bereits beschrieben auch viel mit der Uni vor Ort zu tun. In jedem Fall würde ich dieses Auslandsstudium jedem weiterempfehlen.