Quader mit den Logos der UN-Nachhaltigkeitsziele

Is It Alright if I Don’t Sing Tonight? Romantik, Popmusik und die Sinnfrage der Kunst im Anthropozän

Ringvorlesung Nachhaltigkeit
Quader mit den Logos der UN-Nachhaltigkeitsziele
Foto: AdobeStock
Veranstaltungseckdaten
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Beginn
Ende
Veranstaltungsarten
Vortrag/Vorlesung
Ort
Ernst-Abbe-Platz 8, E028
07743 Jena
Google Maps – LageplanExterner Link
Im Rahmen
Ringvorlesung Nachhaltigkeit
Es referiert
Andrin Albrecht
Organisiert von
Zertifikatsprogramm Nachhaltigkeit
Kontakt
Dr. Karsten Gäbler
Veranstaltungssprache
Deutsch
Veranstaltungswebseite
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Barrierefreier Zugang
nein
Öffentlich
ja
Zur Original-Veranstaltung

Seit Beginn der Industrialisierung setzen sich Dichter*innen, Musiker*innen und andere Kreative vermehrt mit der Frage auseinander, was der Sinn von Kunst in einer Welt sein kann, in der wirtschaftliche und politische Kräfte nicht nur gesellschaftliche Verhältnisse, sondern geologische Grundkonstanten verändern. Was kann ein Gedicht, ein Roman oder ein Lied gegen Umweltzerstörung auf globaler Skala ausrichten? Im Laufe der Zeit wurden zahllose mögliche Antworten auf diese Fragen dargebracht, manche davon empirisch erhärtbar, andere eher auf Idealismus beruhend.

In diesem Vortrag werden wir eine der neuesten und vielleicht radikalsten Antwortvorschläge darauf genauer untersuchen. In ihrer 2020 veröffentlichten Monographie The Calamity Form vertritt die kalifornische Literaturwissenschaftlerin Anahid Nersessian die Auffassung, die „heroischen Möglichkeiten“ der Dichtung dürften nicht überschätzt werden: Literatur sei machtlos, die ökonomischen und ökologischen Entwicklungen des Anthropozäns zu beeinflussen. Dies bedeute jedoch nicht, dass Literatur darin keine Rolle zu spielen habe, im Gegenteil – gemäß Nersessian bietet Kunst eine einzigartige Chance, sich mit der eigenen Machtlosigkeit auseinanderzusetzen, sich damit abzufinden, lähmender Panik zu entgehen und dadurch in anderen Bereichen aktiv werden zu können, die tatsächlich Einfluss auf das Weltgeschehen haben.

Wir besprechen Nersessians Argumente erst im Detail und schauen uns dann zwei konkrete Beispiele von Kunstwerken an, die aus ebendieser Auseinandersetzung mit der eigenen Machtlosigkeit einen Mehrwert ziehen: Einerseits Werke der Romantik vor 200 Jahren, als Maler und Dichter ihre eigene Bedeutungslosigkeit gegenüber Prozessen der Natur mit weltweitem Erfolg in Szene setzten. Andererseits zwei Indie-Rock-Musikerinnen der Gegenwart, die in Kalifornien heimische Weyes Blood und die kanadische Band The Weather Station, angeführt von Tamara Lindeman. Beide haben in den letzten Jahren Alben veröffentlicht, die Verzweiflung im Angesicht des Klimawandels thematisieren, sich mit der eigenen Machtlosigkeit abfinden und sich trotzdem, in durchaus romantischer Manier, nicht hoffnungslos anhören.

Andrin Albrecht ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Amerikanistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Mehr Informationen finden Sie hierExterner Link.

Hinweis

Die Ringvorlesung findet im HS E028 am Ernst-Abbe-Platz 8 statt (der Raum befindet sich unterhalb der Mensa am Campus). Die Teilnahme ist offen für alle Interessierten. Studierende, die sich die Veranstaltung für das Zertifikatsprogramm Nachhaltigkeit anrechnen lassen möchten, können sich auf Friedolin über das Vorlesungsverzeichnis (Veranstaltungen im Bereich NachhaltigkeitExterner Link) anmelden und erhalten Zugang zum Moodle-Kurs mit weiterführenden Informationen und Materialien.