Blick auf eine Tafel der neuen Sonderausstellung.

Studieren vor dem Mauerfall

Die Ausstellung „Bewegung und Stillstand. Das letzte Studienjahr in der DDR“ wird vom 14. April bis 20. Mai im Hauptgebäude der Friedrich-Schiller-Universität Jena gezeigt
Blick auf eine Tafel der neuen Sonderausstellung.
Foto: Nicole Nerger/Universität Jena
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Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien

Wie studierte es sich in der DDR? Wie sah der Alltag von Studentinnen und Studenten aus, im Hörsaal und im Wohnheim? Eindrücke davon vermittelt die Ausstellung „Bewegung und Stillstand. Das letzte Studienjahr in der DDR“, die ab dem 14. April im Hauptgebäude der Friedrich-Schiller-Universität Jena gezeigt wird. Gestaltet wurde die Schau von den Universitätsarchiven Jena, Halle, Weimar, Chemnitz, Magdeburg und Leipzig. Zur Eröffnung am 14. April ab 18 Uhr hält der Historiker apl. Prof. Dr. Robert Gramsch-Stehfest eine Rede über „Mut statt Wut: Die ʼWendegenerationʼ der Jenaer Studenten 1988-1995“ im Hörsaal 24 im Universitätshauptgebäude. Zur Begrüßung und Einführung sprechen zuvor Vizepräsidentin Prof. Dr. Bärbel Kracke und PD Dr. Stefan Gerber, der Leiter des Universitätsarchivs Jena. Gezeigt wird die Ausstellung bis zum 20. Mai 2025.

Alltag zwischen „Roter Woche“, Wehrerziehung und Studentenclub  

Wir zeigen den studentischen Alltag, wie er 1988 noch völlig unbeeindruckt von den kommenden Ereignissen abläuft“, sagt Stefan Gerber. In Jena ein Alltag für etwa 5.500 junge Menschen, der sich meist zwischen Wohnheim und Seminargruppe abspielte. Umrahmt von politischer Indoktrinierung in der sogenannten „Roten Woche“, von Wehrerziehung und Feiern in den Studentenclubs. Die Mehrzahl der Studenten wohnte in einem der Heime, nur wenige hatten Privatquartiere. In der Endzeit der DDR kamen noch besetzte Häuser hinzu. 

Gezeigt werden auch Absurditäten des Uni-Betriebes jener Zeit. So widmet sich eine Schautafel dem sogenannten Giftschrank in der Universitätsbibliothek Jena. Darin wurden Zeitschriften und Bücher aus dem „nichtsozialistischen Ausland“ aufbewahrt, aber auch NS-Literatur. Der Zugang zu dieser verbotenen Literatur war streng geregelt. Ein weiteres Thema sind Stipendien und die Modalitäten ihrer Vergabe. Zudem zeigt die Ausstellung die verhaltene Internationalisierung des Studiums. „Es gab Studenten etwa aus der Sowjetunion und auch aus dem Nahen Osten“, sagt Stefan Gerber. Zudem seien von manchen ausländischen Studierenden Gebühren erhoben worden – einer der Versuche, an dringend benötigte Devisen zu kommen. 

Insgesamt 35 Schautafeln werden im Foyer vor dem Kanzleramt aufgebaut und als Adressaten sind heutige Studierende angesprochen: „Wir laden die Studierenden dazu ein, über heutige Verkrustungen, über Stillstand nachzudenken“, so Stefan Gerber. Sei doch eine demokratisch verfasste Universität keine Selbstverständlichkeit, kein abgeschlossenes Projekt. Gezeigt wird die von den Archiven mitteldeutscher Universitäten zusammengestellte Schau im 1. Obergeschoss des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1) bis zum 20. Mai. Der Eintritt ist frei.

Kontakt:

Stefan Gerber, PD Dr.
Leiter des Universitätsarchivs
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Archiv
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Raum Universitätsarchiv
Bibliotheksplatz 2
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link