Unileben:
Das Unileben ist eigentlich relativ entspannt aber unterscheidet sich schon ziemlich von dem, was ich aus Deutschland gewohnt war. Bei den meisten Kursen herrscht Anwesenheitspflicht, die auch ernst genommen wird! Außerdem fließt in die Bewertung häufig die Mitarbeit während der Vorlesungen ein. Hausarbeiten und Vorträge, meist in Gruppenarbeit, sind Gang und Gebe und beschäftigen einen immer wieder während des Semesters. Einige der Klausuren finden bereits vor Weihnachten statt oder die Veranstaltung hat am Ende gar keine Prüfung. Wenn ihr mal weniger als die zum Bestehen nötigen 10 Punkte erreicht keine Panik. Ich hatte keinen Kurs, bei dem nur eine einzige Sache bewertet wurde. Häufig hat man z.B. die Aufteilung Mitarbeit 15%, Essay 35% und Klausur 50%. Alle Punkte, die man erreicht fließen dann prozentual in die Gesamtbewertung ein. Hat man also im Essay nur 8 Punkte, kann man das einfach durch die Mitarbeit oder die Klausur ausgleichen. Meine Kurse waren alle auf Englisch. Dabei hat sich das Sprachniveau der Dozenten/ Professoren sehr unterschieden. Von einwandfreiem Englisch bis hin zu eher brüchig war alles dabei. Die Uni hat auch viele Mensen, in denen man mittags essen gehen kann. Es ist wirklich super günstig (2,40€ für eine Suppe, eine Hauptmahlzeit und ein Dessert), hat mir aber persönlich nicht wirklich gut geschmeckt. Allerdings haben auch viele gesagt, dass die Mensa in der Nähre von der FEUC die schlechteste Mensa sei.
Freizeit:
Coimbra ist so studentisch, das lädt grade nur so zum Feiern gehen ein. Wenn man möchte, kann man es theoretisch jeden Tag krachen lassen. Vor allem im September und Oktober ist der Praça nachts komplett voll mit Studenten. Unsere typischen Anlaufstellen waren das What’s Up Doc, O’Reitor und NB Club. Aber neben den Erasmus Bars/ Clubs gibt es auch unzählige andere Clubs, Kneipen und Bars, in denen man jede Menge Spaß haben kann. Der Alkohol in den Bars aber auch in den Clubs ist um einiges günstiger als in Deutschland und es lohnt sich beinahe nicht, überhaupt vorzutrinken (der Preisunterschied ist kaum gegeben). Reggeaton ist nicht so meine Musik, wird in Portugal aber überall viel gespielt. Es gibt aber natürlich auch Anlaufstellen für Elektro etc. Tagsüber lädt der Fluss zum Entspannen und Baden ein. Etwas außerhalb gibt es wunderbare kleine Strände am Fluss und auch Aveiro oder Figueira da Foz sind mit dem Zug nur ca. eine Stunde entfernt. Der
Ozean ist zwar kalt, aber so wunderbar wild und anders. Passt aber bei höheren Wellen unbedingt auf. Die Strömung wird sehr leicht unterschätzt! Wenn man gerne etwas sportlich dabei ist, würde ich es auch sehr empfehlen, einmal das Surfen auszuprobieren. Ich kenne niemanden, der danach gesagt hat, dass es ihm nicht gefallen hat. Auch Surfwochenenden mit Transport von Coimbra sind ohne Probleme zu fairen Preisen möglich. Sehr häufig haben wir uns auch zum gemeinsamem Dinner getroffen, wo jeder mal etwas traditionelles aus seinem Land gekocht hat. Dies ist eine super Gelegenheit, sich durch die verschiedensten Gerichte zu probieren und zählte zu unseren liebsten und schönsten Aktivitäten, vor allem auch, weil mich die portugiesische Küche nicht wirklich überzeugt hat. Wenn wir nicht gerade am studieren oder gemeinsam kochen/ feiern waren, haben wir häufig Tages- oder Wochenendtrips gemacht. Man kann sich kostengünstig in Coimbra ein Auto leihen und auch die Zuganbindung nach Lissabon und Porto ist super. Bei Bus und Bahn bekommt immer 25% Rabatt, wenn man 25 Jahre alt oder jünger ist. Beide Städte sollte man unbedingt besucht haben! Ansonsten bietet Portugal eine wunderschöne Natur mit tollen Wanderrouten, kleinen Dörfern und Wäldern mit Wasserfällen und kleinen Seen zum Erkunden. Mit dem Flugzeug kommt man auch schnell und kostengünstig nach Marokko und auf die Azoren oder nach Spanien, was ich sehr empfehlen kann. Nutzt die Zeit, die ihr habt, und die Tatsache, dass neben der Uni eure normalen Verpflichtungen wegfallen und erkundet ausgiebig das Land. Und noch ein kleiner Tipp: Ab November kann es in Portugal nachts richtig kalt werden. Die allermeisten Häuser haben eine grottige Isolierung und auch ein eingebautes Heizsystem ist die große Seltenheit. Fragt euren Vermieter also frühzeitig nach einer elektrischen Heizung, ansonsten wird es in eurem Zimmer wirklich unangenehm. Leider ist es in den Cafés und Restaurants kaum anders. Ich habe das als sehr ungemütlich empfunden. Ich empfehle daher auch dicke Klamotten bzw. Thermounterwäsche mitzunehmen.
Fazit:
Die 5 Monate in Portugal gehören definitiv zu den besten Monaten meines Lebens. Nicht nur das Land ist toll, vor allem die Menschen haben die Erfahrung so wundervoll gemacht. Ich habe noch nie so viele warmherzige, offene und tolle Menschen kennen lernen dürfen wie dort. Außerdem fand ich es sehr erfrischend, dass alles etwas lockerer gehandhabt wird. Ich bin 30 Minuten zu spät? Stört niemanden. Wir buchen das Airbnb für Lissabon erst 2 Tage vorher? Kein Problem. Alles wird etwas lockerer gesehen und bricht, finde ich, die durchgeplante und versteifte deutsche Art etwas auf, was ich sehr genossen habe. In jeder spontanen Situation englisch zu reden ist nun auch überhaupt kein Problem mehr und falls ihr Angst wegen euren Sprachfähigkeiten habt: Macht euch wirklich keine Sorgen! Die meisten sprechen, wenn überhaupt, so gutes Englisch wie ihr, die meisten sind jedoch auf einem etwas geringeren Niveau. Man gewöhnt sich wirklich sehr schnell daran und fängt auch bald an, in Englisch zu denken und in meinen Fall sogar zu träumen. Ich kann euch Coimbra nur wärmstens empfehlen!