Universite de Poitiers - Maison des Etudiants

Université de Poitiers

Universite de Poitiers - Maison des Etudiants
Foto: Université de Poitiers

Sarenka Allmacher - 2017/2018

Sarenka Allmacher

Foto: Sarenka Allmacher

Im März 2017 fragte mich der ERAMSUS-Koordinator des Instituts für Psychologie der FSU Jena, Herr Dr. Kaufmann: “Die Universität in Poitiers hat Ihnen einen ERASMUS-Platz angeboten. Werden Sie das Angebot akzeptieren?” Eine Frage, eine kurze Antwort: “Ja!” Und damit sollte ich mir nicht nur den langjährigen Traum erfüllen dürfen, in Frankreich zu leben und zu studieren, sondern eines der größten Abenteuer meines Lebens begann.

Mein Name ist Sarenka Allmacher und ich habe mein drittes Studienjahr in Psychologie B.Sc. (das
akademische Jahr 2017/2018) im Rahmen des ERAMUS+-Programms an der Université de Poitiers, im Westen Frankreichs, studiert. Es war eine unglaublich bereichernde Erfahrung und ich kann nur jedem einen ERASMUS-Aufenthalt ans Herz legen! Ich war aufgeregt, als ich mich klopfenden Herzens in den Zug nach Frankreich setzte, nicht wissend, was mich erwartet. Doch in Poitiers wurde ich mit offenen Armen und viel Herzlichkeit empfangen und ich erlebte nicht nur das Geschenk, in eine andere Kultur eintauchen zu dürfen, sondern lernte auch unglaublich freundliche, inspirierende Menschen kennen und schloss Freundschaften, welche bis heute andauern. Neben dem Studium reiste ich auch durch Frankreich und erlebte das Land in vielen bunten Facetten. Zudem wurde ich an der Université de Poitiers mit dem französischen Universitätssystem und einer anderen Art der Lehre und des Lernens vertraut und konnte mein Wissen der Psychologie in verschiedenen Bereichen erweitern und vertiefen. Von daher kann ich euch nur ermutigen: Wagt den Schritt in das “Abenteuer Ausland”!

Sicht_auf_Poitiers

Foto: Sarenka Allmacher

WGs sind in Frankreich deutlich ungewöhnlicher als in Deutschland. Die meisten Franzosen leben in den Studentenwohnheimen, ein kleinerer Teil in sog. Studios, d.h. Einzelwohnungen, und ein noch kleinerer Teil in WGs mit Freunden oder Partner. Zum einen könnt ihr über die Universität selbst sehr einfach ein Zimmer in einem Studentenwohnheim erhalten oder ihr könnt über eine Tabelle mit Kontakten von potenziellen Vermietern, welche ihr vom internationalen Büro erhaltet, ein Zimmer suchen. Über diesen Weg hatte ich am Anfang mein Zimmer gefunden, ich würde den Aufwand hier jedoch als wesentlich höher einschätzen als bei der Wahl eines Wohnheimzimmers. Das erste Semester habe ich zusammen mit einer italienischen Studierenden bei einem älteren Rentner-Ehepaar gewohnt. Diese waren nicht nur ausgesprochen herzlich, sondern auch sehr daran interessiert, in einen kulturellen Austausch zu kommen und überaus hilfsbereit. Das zweite Semester lebte ich in dem Studentenwohnheim Roche d’Argent , wo ich viele freundliche Studierende kennenlernte. Beides waren insgesamt sehr positive Erfahrungen.

Poitiers ist eine kulturell und historisch sehr vielfältige Stadt, deren Innenstadt sich auf einemFelsplateau befindet und weitere Stadtteile an dessen Fuß und in der Umgebung, durch welche sich auch der Fluss, le Clain , seinen Weg bahnt. Die Fortbewegung über weitere Strecken erfolgt v.a. mit dem Bus innerhalb der Stadt und außerhalb über Zug und Auto. Auch wenn Poitiers eine Kleinstadt ist, hat es ein sehr familiäres und gemütliches Flair und zum Kennenlernen großer Städte habt ihr durch die guten Anbindungen und den Standort alle Möglichkeiten. Die ersten Wochen in Frankreich waren sehr aufregend, da es einige Sachen zu organisieren gab, ich mich daran gewöhnte, täglich Französisch zu sprechen und ich viele neue Leute kennenlernte. Es gab ständig Events und jeden Tag eine Fülle neuer Eindrücke! Um einen guten Start zu haben und euch gut mit anderen zu verbinden, folgende Tipps in Kürze: Geht die ersten Tage nach eurer Ankunft direkt zu dem Internationalen Büro zu Madame Delb und danach gleich zu eurem Koordinator/eurer Koordinatorin von eurer Fakultät.
(Bei Psychologie ist das die sehr freundliche und hilfsbereite Madame Tessier.) Meine Koordinatorin
half mir bei allen möglichen Fragen und zudem war die Betreuung der Hochschulgruppe ESN sehr
gut. Diese organisierte außerdem für ERASMUS-Studierende alle möglichen Veranstaltungen, bei
welchen man super andere internationale Studierende kennenlernen konnte - zum Knüpfen neuer Kontakte also sehr zu empfehlen.

Straße_Poitiers

Foto: Sarenka Allmacher

Die Universität verfügt über einen der größten Campus in Frankreich. Auch wenn sich einige Universitätsgebäude in der Innenstadt befinden, sind die meisten auf dem Campus. Dieser ist mit dem Bus ca. 10 Minuten von der Innenstadt entfernt. Nach anfänglichem Orientieren, Finden von Räumen etc. lebte ich mich auch Schritt für Schritt in den neuen Unialltag ein. Sehr ungewöhnlich war für mich anfangs, dass fast alle die Vorlesung mit ihrem Laptop mitschreiben, da Vorlesungsfolien selten zur Verfügung gestellt werden. So frontal die Vorlesungen waren, umso anwendungsbezogener waren jedoch die Seminare, welche mir super gut gefielen. An praktischen Beispielen und verschiedenen Übungen brachten sie einem lebhaft die erlernten Inhalte näher und ermöglichten es, diese mit viel Spaß zu vertiefen! Ich nahm außerdem beide Semester an einem französischen Sprachkurs teil, welcher zusammen mit verschiedenen Sportkursen einen guten Ausgleich zu den psychologischen Fächern darstellte. Für nur 10 Euro pro Semester können Studierende der Université de Poitiers sich bis zu drei Sportkurse aus dem umfangreichen Angebot heraussuchen. Zusätzlich werden an manchen Wochenenden sog. Stages, sportliche Ausflüge angeboten. Als Kurse war ich so beim Klettern und HipHop-Tanzen dabei und lernte in drei verschiedenen Stages Catamaran zu fahren und Surfen.

Darüber hinaus findet ihr in Poitiers ein vielfältiges kulturelles Angebot bei der Confort Moderne, Plan B , Maison des Étudiants (Konzerte) und dem TAP oder Dietrichs (Kino, Theater). Weiterhin gibt es einen super schönen englischen Teesalon, Jasmin Citronelle , und zahlreiche coole und gemütliche Cafés, u.a. das Tee ou Café , Sweet Time and Company und das Bibliocafé . Letzteres ist unter Studierenden sehr beliebt, da es dort viele coole Veranstaltungen gibt – Französischkurse,
Strickabende, Konzerte und vieles mehr. Sehr gefallen hat mir auch die Taverne de Geek . Dort kann man kostenfrei z.B. zusammen PlayStation spielen, aber auch X-Box oder Computerspiele, wenn man das möchte. In dem Bibliocafé traf ich mich super oft mit Freunden, um einen Kaffee zu genießen,
nebenbei Karten oder Wizard zu spielen oder einfach zu quatschen.

Rathaus_Poitiers

Foto: Sarenka Allmacher

Zum Feiern hat Poitiers zwar eher wenige Discos (Wallabys, Bodega oder The Room werdet ihr wahrscheinlich schon bald kennen), dafür umso mehr coole Kneipen. Diese sind vor allem am Place de Notre Dame und in dessen Seitenstraßen zu finden z.B. das Relax, WC, Zinc, Est-Ouest, Caribou oder der Palais de la Bière weiter am Campus kann ich auf jeden Fall empfehlen. Poitiers ist weiterhin in ganz Frankreich bekannt für das Futuroscope , einen futuristischen Freizeitpark mit 4D-Attraktionen. Der Eintritt ist zwar teuer, jedoch vor allem im Sommer lohnenswert. Abgesehen davon ist Poitiers eine sehr geschichtsträchtige Stadt und eine Stadtführung ist sehr empfehlenswert - wunderschön sind z.B. das Rathaus, die Kirche Notre-Dame-la-Grande und die Kathedrale Saint-Pierre .

In meiner Freizeit war ich mit Freunden auch oft in den vielen Parks von Poitiers wie dem Parc de Blossac und ging viel entlang des Fluss le Clain Laufen. In der Nähe befindet sich auch ein Badesee namens Lac de Staint-Cyr , an dem ich mit Freunden für ein Wochenende mal einen Bungalow gemietet habe - wirklich schön und echt zu empfehlen. Poitiers hat einen super Standort, um auf Reisen zu gehen, da es mehr oder weniger in der Mitte Frankreichs liegt. Nach Paris braucht man ungefähr eineinhalb Stunden mit dem Zug, Nantes im Norden und Bordeaux im Süden sind ungefähr in 2 bis 3 Stunden erreichbar und auch la Rochelle bietet als wunderschöne Küstenstadt mit Hafen und Strand ein verzauberndes Flair. Die Zugverbindungen in andere Städte sind sehr gut und ansonsten kann man sich super über Blablacar und Mitfahrgelegenheiten fortbewegen. Zum Übernachten kann ich euch zu Hostels oder v.a. Airbnb raten – je mehr Leute, desto günstiger und witziger das Reisen. So übernachtete ich z.B. einmal mit zwei anderen Leuten in einem am Hafen liegenden Schiff in la Rochelle. Besonders in Erinnerung sind mir neben kleineren Reisen, einer Reise nach Bordeaux und Toulouse, einem Paris-Aufenthalt und der Tourmit meiner Familie im Osten Frankreichs jedoch vor allem auch die “Road-Trips” mit meinen Freunden geblieben, auf welchen wir einmal die Nord-West-Küste und ein anderes Mal die Südküste Frankreichs erkundeten.

Auch wenn es in dem Jahr viele kleine und große Herausforderungen gab, bin ich sehr daran
gewachsen und war stets unterstützt. Die Menschen in Poitiers insgesamt, ob nun
Franzosen*Französinnen oder internationale Studierende, habe ich als sehr zuvorkommend, herzlich und sehr freundlich erlebt und Poitiers ist in der Zeit wirklich mein Zuhause geworden. Es war ein
unglaublich bereicherndes Jahr, in welchem ich viele neue Eindrücke gewonnen und viel gelernt und gesehen habe.