Lehre neu denken

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Newsletter Lehre 02 2020
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Glühbirne
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Neues Qualifizierungsprogramm der Servicestelle LehreLernen ist online

Die Servicestelle LehreLernen hat wieder ein vielfältiges Workshop-Programm für das Wintersemester zusammengestellt und bietet verstärkt Angebote zur Unterstützung der digitalen Lehre an.

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Kollaboratives und jahrgangsübergreifendes Lernen

Jürgen Bolten und Erklärvideos
Jürgen Bolten und Erklärvideos
Foto: Tina Wolf

Professor Jürgen Bolten, Inhaber der Professur für Interkulturelle Wirtschaftskommunikation an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, engagiert sich schon seit vielen Jahren im Bereich des E-Learnings. Allein mit der Nutzung digitaler Tools für die Lehre gibt sich der Professor aber nicht zufrieden. In seinen Lehrveranstaltungen ist es ganz natürlich, dass Studierende gemeinsam Wissen entwickeln und dieses Wissen auch für die kommenden Generationen erhalten. Wie das funktioniert und welchen Mehrwert sein Konzept für die Studierenden und Lehrenden bringt, erklärt er in diesem Beitrag.

Klassische Leistungsnachweise wie Klausuren, Hausarbeiten und Referate fristen nach ihrer Bewer-tung zumeist ein unbeachtetes Dasein. Verbannt in Content Management Systeme, Schubladen und Archive werden sie in der Regel bis zum Ablauf ihrer Aufbewahrungsfrist nicht mehr genutzt. Das ist bedauerlich, denn vielfach enthalten sie fundiert recherchierte Forschungsergebnisse, wohlüberlegte Kritik und kreative Ideen, die es verdienten aufgegriffen und fortgeschrieben zu werden.

Vor dem Hintergrund dieser Überlegung werden in unterschiedlichen Lehrveranstaltungen des Bereichs Interkulturelle Wirtschaftskommunikation (IWK) seit mehreren Jahren erfolgreich Szenarien kollaborativen und jahrgangsübergreifenden Lernens praktiziert. Deren Kern bilden Medienprodukte wie fachspezifische WikisExterner Link, ErklärvideosExterner Link, interkulturelle Trainingsmaterialien und VideoglossareExterner Link, sowie PowerPoint-Präsentationen zu aktuellen Fachthemen („Wikifolia“), „Shared Prezis“ oder „Previews“ zu wissenschaftlichen Texten. Gemeinsam ist allen Medienprodukten, dass sie kollaborativ in kleineren Gruppen erstellt werden. Studienorganisatorisch werden sie anerkannt als Äquivalente zu traditionellen Leistungsnachweisen wie Hausarbeit, Klausur, Protokoll. Sofern die Benotung mindestens mit „gut“ erfolgt und die Studierenden zustimmen, werden die Ergebnisse in entsprechende Seminarräume der Thüringer Hochschul-Lernplattform www.glocal-campus.orgExterner Link oder auf die genannten öffentlichen Plattformen/ Websites hochgeladen. Sämtliche Materialien werden in nachfolgenden Seminaren als potentielles Lernmaterial verwendet und können von den folgenden Studierendengenerationen – dem Aktualitätsgrad entsprechend – fortgeschrieben oder ggf. auch ganz neu produziert werden.

Die damit verbundene Lehrpraxis hat sich unter verschiedenen Gesichtspunkten bewährt:

  • Studierende werden mit ihren Expertisen ernst genommen und empfinden bei der Anfertigung ihrer wissenschaftlichen Arbeit Verantwortung, weil sie wissen, dass spätere Generationen mit ihrem Material arbeiten
  • Wissenschaftliches Arbeiten wird nicht konkurrenzorientiert, sondern unter dem Aspekt der Wissensteilung und synergetischen Vernetzung realisiert
  • Durch die Fortschreibung der Produkte entstehen jahrgangsübergreifend Vernetzungen, die vielfach auch Alumni (als ehemalige Produzenten) einbeziehen
  • Bei einer Publikation im öffentlichen Raum (s.o.) erweisen sich Arbeitsergebnisse als Referenz bei der Suche nach Praktika oder Arbeitsplätzen. So erreicht ein von IWK-Studierenden erstelltes Erklärvideo zum Thema „Interkulturelle Kompetenz“ bereits deutlich über 100.000 YouTube-Abrufe, und die in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Politische Bildung erstellte Website mit interkulturellen Übungen wird etwa 1,4 Mio. Mal/Jahr angeklickt.

Das Bewusstsein, für konkrete Zielgruppen (Studierende, Lehrende an Schulen, Hochschulen und im Weiterbildungsbereich) zu arbeiten, fördert die Fähigkeit der Perspektivenübernahme. Es weckt gleichzeitig die Verantwortung für wissenschaftliches Arbeiten und für eine am „Sharing“-Prinzip orientierte Wissenskommunikation: Forschung verliert an diesem Punkt nach Aussagen der Studierenden ihre Unnahbarkeit, sie wird einem selbst verständlich, weil man ihre Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit plausibel, nachvollziehbar und verantwortungsvoll kommunizieren muss. Die Motivation, nicht für die Schubladen der Lehrenden, sondern für konkrete Nutzer zu arbeiten, hat auch bezogen auf den erzielten Notendurchschnitt der Seminare zu deutlichen Verbesserungen beigetragen.

Überflutete Straße nach einem Hurricane in Florida
Überflutete Straße nach einem Hurricane in Florida
Foto: Fotokina/Shutterstock

Neues Studienangebot an der Friedrich-Schiller-Universität Jena: „International Organisations and Crisis Management“

Im Wintersemester startet der neue Master-Studiengang des Instituts für Politikwissenschaften.

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