Altes Testament

Das Lesen alttestamentlicher Texte digital vermitteln

Newsletter Lehre 02 2020
Altes Testament
Foto: Rahel Fuchs

Rahel Fuchs aus der Theologischen Fakultät beschreibt ihren Weg eine von Grund auf austauschbedürftige Veranstaltung digital durchzuführen

Rahel Fuchs
Rahel Fuchs
Foto: Rahel Fuchs

Wie liest man alte – und in diesem Fall alttestamentliche – Texte wissenschaftlich, reflektiert und methodengeleitet? Dieser Frage und ihrer Beantwortung widmet sich das Proseminar zum Alten Testament. Ziel ist es, einen Methodenkanon kennen und anwenden zu lernen, mit dessen Hilfe man alttestamentliche Texte mit ihrem ganz eigenen Charakter und ihrer Entstehungsgeschichte besser verstehen kann. Der Seminarform entsprechend ist neben einer aktiven Mitarbeit in den Sitzungen ein intensives Selbststudium gefordert, und dem Ziel entsprechend sind Theorie und Praxis Gegenstand der Lehrveranstaltung.

Von Null auf Hundert

Da ich bisher weder Erfahrungen mit bestimmten Plattformen oder Tools noch mit der Lehre überhaupt hatte, startete ich bei null. Durch Zufall war ich auf MS Teams aufmerksam geworden, das für Lern- und Lehrzwecke ausgelegt und – so meine Hoffnung – entsprechend durchdacht, vielfältig und ausgereift ist. Jetzt kann ich sagen: Durchdacht und vielfältig ist es, ausgereift jedoch noch nicht gänzlich. In Teams strukturiert man die Lehrveranstaltung nach Themen oder Sitzungen in verschiedenen „Kanälen“, die alle je einen Bereich für Kommunikation und Dateien-Austausch haben. Jedem Kanal kann man zudem Apps und Funktionen hinzufügen, z.B. geteilte Word-Dokumente, Fragebögen via MS Forms, PDF-Viewer, Videoplayer u.v.m. Mithilfe der Sevicestelle LehreLernen konnte ich Teams vor Semesterstart mit einer Test-Studentin ausprobieren und aufgetretene Probleme vorab lösen. Das so entstandene Online-Proseminar setzte sich für die zu erlernenden Methoden je aus vier Phasen zusammen:

  1. Auseinandersetzung mit der Theorie im Selbststudium mithilfe von Literatur und anhand von Leitfragen,
  2. Besprechung des Gelesenen, aufgekommener Fragen und klassischer Stolpersteine in einer wöchentlichen Videokonferenz,
  3. Anwendung der jeweiligen Methode im Selbststudium mithilfe von Leitfragen und „Zur-Not-Tipps“, die in Teams abrufbar waren, und
  4. der Auswertung der praktischen Übung zu Beginn der nächsten Sitzung.

Die Probleme: Vielschichtig aber nicht unlösbar

Die größten Probleme entstanden nicht bei den Sitzungsinhalten per se, nicht bei meiner Inter-netverbindung auf dem Dorf, nicht bei meinem Zugang zur und Umgang mit der Technik.

  • Technische Probleme

    Einerseits waren die Internetverbindungen einiger Studierender unstet und wurden im Laufe des Semesters immer schwächer. Ein Problem dem man selbst und die Studierenden bis heute ratlos gegenüberstehen. Andererseits warf MS Teams im Laufe des Semesters aufgrund der hohen Auslastung immer mal wieder Studierende raus.

    Zur Lösung beider Problembereiche wurden einige Veranstaltungen aufgezeichnet, um allen Zugang zum Sitzungsinhalt zu ermöglichen.

  • Strukturelle Probleme

    Einige Studierende waren nachvollziehbar überfordert mit der Aufgabe sich im Home-Studying selbst zu organisieren und zu strukturieren.

    Zur Lösung dessen wurde der Arbeitsaufwand reduziert und eine Arbeitsstruktur mithilfe von Vorbereitungsübersichten empfohlen.

  • Psychische/Soziale Probleme beim Fehlen eines Gegenübers

    Als Lehrende redet man z.T. vor schwarzen Bildschirmen, sieht keine Mimik, sieht Meldungen im Programm nicht immer sofort, und nicht immer sind alle, die anwesend sind auch geistig dabei. Vor allem Letzteres ist wohl in gewisser Weise auch in der Präsenzlehre ein Phänomen, doch hat man in einer kleinen Gruppe da noch die Chance, es mitzubekommen und die Studierenden zurückzuholen. Online geht das kaum.

Mein Fazit

Summa summarum konnte ich aus diesem Semester für mich lernen: Neben einer intensiven Vorbereitung bedarf es eines hohen Maßes an Flexibilität, um auf plötzlich auftretende technische und sich verschärfende strukturelle Probleme reagieren zu können. Auch wenn das digitale Semester eine Herausforderung in mehreren Bereichen war, mit Unsicherheiten sowie einem steten Ausprobieren und Umstellen einherging, bin ich letztlich doch zufrieden aus der letzten Sitzung gegangen. Das Feedback zur Veranstaltung war sehr gut und bei einigen Studierenden ist es trotz physischer Distanz doch gelungen, sie mit meiner Begeisterung für Fach und Methodik anzustecken.