Lena Koseck vom Institiut für Kunst- und Kulturwissenschaften erzählt, wie sie die Studierenden durch den Einsatz von Moderationssitzungen in die aktive Gestaltung ihrer Online-Seminare einbezogen hat
Während sich Filme durch Streaming-Plattformen und Online Angebote immer mehr ins Digitale bewegen, war dies für die Lehre in der Filmwissenschaft eine Premiere und damit eine neue Herausforderung. Nach etlichen Tests der verschiedensten Konferenz-Dienste (next-cloud, Microsoft-Teams, Adobe Connect etc.) im Team war schnell klar, dass Zoom unser bevorzugter „Vorführraum“ sein sollte. Wenn ich zurückblicke auf meine ersten Planungen, die ich im Winter für mein Aufbaumodul für Bachelor- und Masterstudierende „Film und Filmtheorie im Nationalsozialismus“ gemacht habe, dann bin ich überrascht, wie viel sich tatsächlich hat umsetzen lassen.
Eine Vielfalt an Gestaltungselementen sollte alle 'Typen' von Studierenden ansprechen
Für das Sommersemester hatte ich ein neues Seminarkonzept geplant. Eines, dass ich so selber noch nie ausprobiert oder in meinem eigenen Studium erlebt hatte. Der Seminarplan sollte sowohl reine Moderationssitzungen als auch reine Vortragssitzungen beinhalten. Moderationssitzungen bedeutet, dass die Studierenden den Großteil der Sitzung selbst leiten, sich Aufgaben für ihre Kommilitonen ausdenken (ob in Gruppen oder im Plenum) und auch die Diskussionen weitestgehend führen sollen. In Studium und Lehre habe ich wiederholt erlebt, dass es zwei Typen an Studierenden gibt: Diejenigen, die in Vorträgen sehr gut sind oder die deren Struktur brauchen, und Diejenigen, die mehr auf die Interaktion mit den Anderen bauen – mein Anspruch war beiden Typen die Möglichkeit zu geben, sich selbst einzuschätzen und so das Seminar vielseitig zu gestalten.
Die Umstellung in ein digitales Format gelang nur durch aktive Einbeziehung der Studierenden
Mit der Umstellung auf die digitale Lehre war schnell klar, dass Vorträge online meines Erachtens großes Frustrationspotenzial bieten, sodass ich den Seminarplan komplett auf Moderationen anpasste. Durch die anfänglichen Bibliotheksschließungen bedeutete dies vor allem auch, einen großen Pool an Zusatztexten zur Verfügung zu stellen, da die jeweiligen Moderierenden für ihre Sitzungsthematik als Experten gelten sollten.
Jede Sitzung setzte sich aus einem Pflichttext für alle und mindestens 2 Zusatztexten (auf freiwilliger Basis) zusammen. Gelegentlich kamen Filme dazu oder, wenn die Thematik zu umfangreich war, eine zusätzliche längere Sprachaufnahme von mir zu Teilaspekten, die im Vorfeld angehört werden sollte. Nach einleitenden Worten, die immer auch einen Rückbezug zur vorangegangenen Sitzung beinhalteten, war die jeweilige Moderationsgruppe (bestehend aus 2-3 Studierenden) an der Reihe. Die Sitzung wurde dann mit einer Gesamtdiskussion und einer Feedback-Runde unter meiner Leitung beendet. Vor jeder Moderationssitzung musste das jeweilige Moderationsteam ein Konzept mit Aufgaben, die die Studierenden zu lösen hatten, abgeben. Nach der Sitzung erstellte die Gruppe ein Protokoll für alle, dass im Fokus die Diskussionen zusammenfassen sollte.
Der klare Vorteil der Moderationssitzungen war, dass den Studierenden daran gelegen war, die Sitzungen möglichst spannend und vielseitig zu gestalten. Die meisten Konzepte sahen vor, in Breakout-Sessions über Zoom einzelne Text- oder Filmaspekte näher zu diskutieren und dann im Plenum den weiteren Seminarteilnehmenden näher zu bringen, es wurden aber auch Umfragen (über Zoom) genutzt.
Feedback effektiv nutzen
Wichtig war vor allem das konstante Einholen von Feedback, sowohl für jedes Moderationsteam, aber auch über das komplette Seminar, sodass sich zum Ende des Semesters alle Studierende zufrieden mit dem Seminar und dessen Struktur geäußert haben, wir sehr spannende und anregende Diskussionen hatten – auch mit denen, deren Kamera des Öfteren aus war – und ich das Konzept der Moderationen, gerade im digitalen Alltag, vorrangig auch als Motivation verstehe.