Screenshot Zoom Seminar

Digital und inklusiv

Newsletter Lehre 02 2020
Screenshot Zoom Seminar
Foto: Berweger/Wolf

Belinda Berweger und Stephanie Wolf (Institut für Erziehungswissenschaften) berichten, wie sie ihr Online-Seminar nutzen, um den Einsatz digitaler Tools zusammen mit den Studierenden auf den Prüfstand zu stellen.

Belinda Berweger und Stephanie Wolf
Belinda Berweger und Stephanie Wolf
Foto: Regula Bearth/Wieland Brendel

Das Seminar als digitaler Erprobungsraum

Um Lehramtsstudierende auf aktuelle berufliche Herausforderungen in den Bereichen Digitalisierung und Inklusion vorzubereiten, haben wir das Seminar „digital und inklusiv: differenziert Unterrichten mit digitalen Medien“ als digitalen Erprobungsraum konzipiert. Als hochschulübergreifendes Seminarprojekt bot es sowohl Lehramtsstudierenden der Uni Jena (Regelschule und Gymnasium) als auch Studierenden der Universität Erfurt (Grundschullehramt und Sonderpädagogik) die Möglichkeit, nicht nur Wissen miteinander zu teilen, sondern auch die Potenziale des zeit- und ortsunabhängigen Lernens selbst zu erproben. Ziel des Seminarprojekts war es, den Einsatz digitaler Tools auf den Prüfstand zu stellen und ihren Einsatz als Werkzeug zur Individualisierung und Differenzierung von Unterrichtseinheiten zu beurteilen. Unter Individualisierung und Differenzierung werden unterrichtsmethodische Maßnahmen verstanden, mit denen die Lernsituation so gestaltet wird, dass sie unterschiedlichen Lernbedürfnissen einzelner Schülerinnen und Schüler oder Gruppen gerecht wird.

Wochenpläne und Lernziele als hilfreiche Orientierung für die Studierenden

Im ersten Schritt setzten wir uns mit der inhaltlichen Gestaltung des Seminars auseinander und legten die Lernziele fest. Ein Wochenplan gab uns und den Studierenden eine hilfreiche Orientierung, wann Inhalte im Rahmen von Selbstlerneinheiten asynchron zu absolvieren sind, Gruppenarbeitsphasen anstehen und wann der Austausch im Rahmen von Videokonferenzen stattfindet. Schnell war uns klar, dass wir die Studierenden – insbesondere unter den Corona-Bedingungen – engmaschig begleiten möchten. Neben den einstündigen Videokonferenzen via Zoom boten wir eine wöchentliche Chatsprechstunde an und hielten zu den Studierenden während der Gruppenarbeitsphasen im Rahmen von Kolloquiumsterminen Kontakt. Die Selbstlerneinheiten nutzten wir zu Beginn des Semesters, um den Studierenden die Erarbeitung von theoretischen Grundlagen zu erleichtern und stellten ihnen dazu Lernvideos, Wissenstests sowie Austauschforen im Moodle-Kursraum zur Verfügung. In den regelmäßigen Videokonferenzen nutzten wir Tools, die auch im Kontext von Schule und Unterricht für Kollaboration und Austausch zur Verfügung stehen (z.B. Mentimeter, Kahoot, Padlet, Etherpad) und boten den Studierenden damit einen Einblick aus Nutzerperspektive. Der Austausch via Zoom diente dabei nicht der Vermittlung von neuem Wissen, sondern der Sammlung individueller Lernerfahrungen sowie der Klärung offener Fragen innerhalb der Seminargruppe. Auch der Ausblick auf die nächste Phase des Seminars und den damit verbundenen Aktivitäten haben die Studierenden in der Evaluation der Veranstaltung besonders hervorgehoben. Außerdem erhielten wir als Lehrendenteam die Rückmeldung, dass der Austausch per Videokonferenz von den Studierenden sowohl informativ, orientierungsgebend aber auch als kurzweilig empfunden wurde. Uns bekräftigt dieses Feedback, auch im kommenden Semester die gemeinsame Zeit während der Videokonferenzen für den Austausch zu inhaltlichen Fragen, aber auch Off-Topics zu nutzen, denn die direkte Kommunikation untereinander hat uns wie auch den Studierenden gut getan.

'Gegenseitige Bewertung' zur Aktivierung des Austauschs unter den Studierenden

Während der Gruppenarbeitsphase erarbeiteten die Studierenden in hochschulübergreifenden Teams Unterrichtsentwürfe für den Distanzunterricht und nutzten dafür Tools und Apps, wie z.B. Thinglink, Bettermarks oder my simpleshow. Anschließend absolvierten die Studierenden die erstellten Lerneinheiten ihrer Kommilliton/innen und bewerteten diese  mit dem Moodle-Tool “Gegenseitige Beurteilung”. Neben den Bewertungen durch uns als Lehrende erhielten die Studierenden dadurch direktes Peer-Feedback von ihren Kommiliton/innen. Dies war für viele Studierende eine neue Erfahrung, dabei hat sich gezeigt, dass vor allem bei der Planung der Fristen für Einreichung und Bewertung im Rahmen eines digitalen Semesters auch Puffer für technische Schwierigkeiten eingeplant werden sollten. Die Unterstützung der Kommunikation der Studierenden untereinander stellte uns als Lehrende vor eine größere Herausforderung, zum kollaborativen Arbeiten in einem rein digitalen Lehrkontext fehlt der Austausch von Kontaktdaten über den Nachbartisch im Seminarraum. Das Kontaktieren von Gruppenmitgliedern über Moodle ist nicht ohne das Verändern der Standardeinstellungen möglich und Studierende haben auch keinen Zugang zur Videokonferenzsoftware. Wir haben unseren Studierenden deshalb auf Moodle gruppeninterne Foren eingerichtet und datenschutzkonforme jitsi-Räume beim Forschungsnetzwerk der TU Ilmenau zur Verfügung gestellt.

„Gemeinsam lernt es sich besser“

Lehrer/innenbildung ist immer auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Professionsverständnis: das gilt für die Studierenden sowie für die an der Ausbildung beteiligten Hochschullehrenden aus Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften. Dabei wird unter den aktuellen Rahmenbedingungen deutlicher denn je, dass die vor uns liegenden Herausforderungen nur mit hohem Aufwand alleine bewältigt werden können. Der gegenseitige Austausch, das kollaborative Erstellen von Materialien und eine wertschätzende Feedbackkultur können ein Weg sein, um den Anforderungen, die Schul- wie auch Hochschulschließungen zu Tage gefördert haben, zu begegnen. Deswegen werden wir die Erkenntnisse unseres Seminarprojekts ab Ende August auf dem BLOG “teach4dinc” zur Verfügung stellen. Statt einer traditionellen Seminarleistung haben unsere Studierendengruppen ihre eigenen Erfahrungen mit den Tools zum digitalen Unterricht in Form von Podcastfolgen, Kurzvideos und Textbeiträgen kreativ erarbeitet. Ergänzt wird dies durch theoretische Impulse des Lehrendenteams sowie hochschuldidaktische Perspektiven auf digitale Lehre. Diese Sammlung soll in den nächsten Semestern ergänzt werden und steht aktiven Lehrer/innen ebenso wie Studierenden zur Verfügung: denn gemeinsam lernt es sich besser.

Reingehört: Wenn Sie mehr über das Seminar erfahren wollen - dann hören Sie Belinda Berweger im Gespräch mit Marcus Berger in Folge 13 der #werkstattgesprächeExterner Link, dem Podcast der Erfurter Lernwerkstatt.

Informationen zur Durchführung hochschulübergreifender Lehrveranstaltungen im Rahmen der Lehrer/innenbildung erhalten Sie hierExterner Link.