Daphne Auer, Studentin an der Fakultät für Mathematik und Informatik
In meinem Studienalltag während der Corona-Pandemie wurden drei wichtige Entwicklungen der Lehre angestoßen, deren Umsetzung ich mir auch für die Zukunft wünschen würde: Die Aufzeichnung von Lehrveranstaltungen, die Nutzung digitaler Feedbackelemente und die Verwendung der digitalen Lehr-/Lernplattform Moodle.
Aufzeichnung von Lehrveranstaltungen
Ziel jeder Lehrveranstaltung ist es, die Konzepte und Ideen möglichst allen Studierenden vermitteln zu können. Mit den Vorlesungsaufzeichnungen änderte sich die Lehrform stärker als man womöglich annimmt, denn für Studierende wurde es vor allem möglich, Lerntechniken und Lerntempo ganz individuell zuzuschneiden.
Dank der Aufzeichnungen von Vorlesungen haben Studierende die Möglichkeit, den Stoff erneut erklärt zu bekommen. Insbesondere bei schweren Inhalten sollen Studierende nicht ab Woche 5 abgehangen sein, sondern den grundlegenden Stoff für die nächsten Wochen langsam, mit Pausen und Erklärungen wiederholen können. Auch die Einordnung von Themen in eine Gesamtzusammenhang kann womöglich erst beim zweiten Mal Zuhören erfasst werden.
Außerdem können Studierende mit Hilfe von Lehraufzeichnungen ihr eigenes Lernkonzept entwickeln. Ein Beispiel: anstatt sich auf das Mitschreiben zu konzentrieren, fokussiert man sich in der Vorlesung darauf, dem Stoff zu folgen und Fragen zu stellen. Die Inhalte dokumentiert man erst beim Nacharbeiten mit dem Video, das zusätzlich noch die Kommentare der Dozierenden enthält. Viele nutzen den Vorteil, selbst die Geschwindigkeit zu bestimmen oder Pausen zu setzen, um den Stoff zu verarbeiten. Einige nutzen die Pausen vielleicht, um Vokabular nachzuschlagen. Durch Aufzeichnungen können Studierende so lernen, wie es am besten zu ihnen passt.
Nutzung digitaler Feedbackelemente
Mit spielerischen Werkzeugen wie pingo können Verständnis und Motivation auf beiden Seiten gestärkt werden. Quizfragen zum Vorlesungsstoff werden dabei anonym von den Studierenden beantwortet. Dozierenden wird dabei einerseits live gespiegelt, welche Inhalte in der letzten halben Stunde einer Vorlesung hängen geblieben sind, und welche nicht. Studierende haben auf der anderen Seite ein persönliches Feedback, inwiefern sie den Stoff verstanden haben und wie es Mitstudierenden geht. Auch Moodle bietet die Möglichkeit, Verständnisfragen in Quizform bereitzustellen.
Verwendung der digitalen Lehr-/Lernplattform Moodle
Einige Dozierende überraschten mich damit, wie sie Moodle zur Lehre einsetzten. Denn neben der zentralen Ablage von Dokumenten bietet es Möglichkeiten zur Vernetzung, für Feedbackschleifen, Terminabsprachen, Quizfragen oder Open-Book Klausuren. Das Potential sollte in Zukunft auf jeden Fall noch mehr erkundet und ausgeschöpft werden.
Behalten wir diese Aspekte der digitalen Lehre bei, verbessern wir damit die Lernbedingungen von so vielen Studierenden.
Von Dozierenden werden häufig Befürchtungen mit Bezug auf die Aufzeichnungen von Veranstaltungen geäußert, auf die ich an dieser Stelle gerne noch eingehen möchte.
„Studierende kommen nicht zu meinen Vorlesungen, wenn diese aufgezeichnet werden.“
Angenommen Studierende haben in einer Lehrveranstaltung das Gefühl, dass es ihnen zu schnell oder zu langsam geht, dann werden wohl viele eher mit den Videos lernen. Aber die meisten Studierenden sind dankbar für Struktur im Wochenplan. Auch motiviert man sich gegenseitig, wenn man mit den anderen Studierenden im Vorlesungsraum gemeinsam lernt, anstatt den ganzen Tag allein vor dem Rechner zu pauken. (Danach geht es doch meistens auch zusammen in die Mensa...)
„Ich verliere den Kontakt zu den Studierenden und bekomme kein Feedback.“
Um dem entgegenzusteuern, möchte ich den Vorschlag in die Diskussion bringen, drei verpflichtende Präsenz-Treffen im Semester einzuführen, wenn es keine wöchentlichen Übungstermine zur Lehrveranstaltung gibt. Dabei sollen Studierende Feedback zur Geschwindigkeit und Schwierigkeiten im Lernstoff geben. Zusätzlich können die Inhalte der letzten vier Wochen gemeinsam zusammengetragen werden. Weiterhin helfen Hilfsmittel wie pingo dabei, ein Gesamtbild vom Kenntnisstand der Zuhörenden zu erhalten und dabei die einzelnen Antworten anonym zu halten.
„Studierende schauen sich den gesamten Stoff erst am Ende der Vorlesungszeit an.“
Alle Studierenden wissen spätestens nach dem ersten Studienjahr, dass es eng wird alle Inhalte auf den letzten Drücker nachzuholen und dass man kontinuierlich am Stoff bleiben muss, um ihn zu verstehen. Ich habe das Gefühl, dass Studierende die Vorlesungen eher noch aufwändiger aufbereitet haben und auf der anderen Seite manche Dozierende während Corona sogar mehr Aufgaben gestellt haben, um zu sicherzustellen, dass Studierende dran bleiben. Der zusätzliche Aufwand hat so manchen Studierenden in den letzten Semestern einiges abverlangt.