Prof. Dr. Marion Reiser
»Demokratien brauchen Demokraten.«
(Friedrich Ebert)
Werdegang
1999 · Studienabschluss
University of the West of England (Bristol)
2005 · Promotion
Georg-August-Universität Göttingen
2014 · Habilitation
Goethe-Universität Frankfurt am Main
2014 · Erste Professur
Leuphana Universität Lüneburg
2018 · Zweite Professur
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Interview
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin? Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?
Mir gefällt die Freiheit, mich mit wissenschaftlich und gesellschaftlich relevanten Themen zu beschäftigen. Dabei finde ich es anregend, mit anderen an Projekten zu arbeiten, Probleme zu diskutieren und neue Ideen zu entwickeln. Zunächst habe ich keine wissenschaftliche Laufbahn angestrebt. Dies hat sich mit der Zeit entwickelt, da mich wissenschaftliche Fragestellungen und die Neugier, die komplexe Realität zu durchdringen, gefesselt haben.
Wer oder was hat Ihnen auf dem Weg zur Professur am meisten geholfen? Welche resp. wessen Unterstützung war Ihnen besonders wichtig?
Entscheidend war für mich die Ermutigung meines Doktorvaters, mich überhaupt auf diesen spannenden, aber auch unsicheren Weg zu machen. Zudem waren der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen und das positive Feedback der Studierenden wichtig.
Ist Ihre Karriere gradlinig verlaufen – und wie haben Sie eventuelle Umwege und Durststrecken bewältigt?
Wenn ich auf meinen Lebenslauf blicke, ist meine wissenschaftliche Karriere sehr gradlinig verlaufen. Die Umwege habe ich vor allem im Kopf gemacht, indem ich regelmäßig hinterfragt habe, ob dies der richtige Weg ist. Die Begeisterung für die Wissenschaft und die Bestärkung durch mein Umfeld haben dazu geführt, dass ich den Weg dennoch weitergegangen bin.
Akademische Karrieren sind oftmals von einem großen Maß an Unsicherheit geprägt. War das bei Ihnen auch der Fall – und wie sind Sie damit umgegangen?
Auch meine Karriere war durch eine langjährige berufliche Unsicherheit geprägt. Insbesondere in der Postdoc-Phase empfand ich dies phasenweise als sehr belastend. Deshalb war in dieser Zeit der Austausch mit und der Rückhalt in meinem beruflichen und privaten Umfeld wichtig. Entscheidend war für mich, zu lernen, mit dieser Unsicherheit produktiv umzugehen, damit sie den kreativen Prozess nicht lähmt.
Für wie wichtig halten Sie Networking in Ihrem Beruf? Gibt es eine besondere Strategie, die Sie dabei verfolgen?
Damit Wissenschaft gelingt, braucht es für mich zwei unterschiedliche »Arten« von Netzwerken: Zum einen ein fachlich geprägtes Netzwerk, in dem auf Augenhöhe diskutiert wird sowie inhaltlicher Austausch und gemeinsame Forschung stattfinden. Und zum anderen eines, in dem der persönliche Erfahrungsaustausch, Vertrauen, kollegiale Kritik und Unterstützung überwiegen.
Wie schaffen Sie es, einen solch anspruchsvollen und fordernden Beruf mit dem Privatleben in Einklang zu bringen?
Dies ist ein ständiger Balanceakt. Work und Life verschmelzen leicht, da die Forschungsthemen auch privat interessieren und die »To-do-Listen« meist lang sind. Daher finde ich es wichtig, Freiräume für die Wissenschaft und auch für das Private zu verteidigen. Dies erfordert oft ein hohes Maß an Selbstdisziplin und gegenseitiges Verständnis.
Ihre Tipps für Nachwuchswissenschaftlerinnen: Was sollten sie keinesfalls versäumen zu tun? Und was sollten sie unbedingt vermeiden?
Ich halte es für essentiell, sich mit jenen Forschungsthemen zu beschäftigen, die einen wirklich interessieren. Ich rate davon ab, sich zu sehr an anderen zu orientieren und dies zum Maßstab des eigenen Werdegangs zu machen - die »ideale Wissenschaftskarriere« gibt es nicht. Ganz wichtig: Selbstzweifel sind nicht ganz zu vermeiden, aber man sollte in die eigene Kompetenz vertrauen.
Sind Wissenschaftlerinnen an der Universität Jena gut aufgehoben? Was macht die Universität Jena für Sie attraktiv?
Die Universität bietet sehr gute Arbeitsbedingungen. Wichtig für mich sind die angenehme Gesprächskultur, ein offenes Arbeitsklima und viele interessante Kooperationsmöglichkeiten im Institut, der Fakultät aber auch darüber hinaus.