Prof. Dr. Mirka Dickel
»Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Recht haben könnte.«
(Hans-Georg Gadamer)
Werdegang
1994 · Erster Studienabschluss
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
1994 bis 1996 · Referendariat
Bocholt
1997 bis 2006 · Studienrätin
Goethe-Gymnasium, Stolberg (Aachen)
2004 · Promotion
Friedrich-Schiller-Universität Jena
2006 · Akademische Rätin
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
2008 · Erste Professur
Universität Hamburg
2009 · Zweiter Studienabschluss (M.sc. Supervision)
Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen, Münster
2011 · Zweite Professur
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Interview
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin? Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?
Die Universität ist ein Ort, an dem ich meine Neugier kultivieren darf. Berufsbedingt darf ich geographische Bildungsprozesse befragen und beforschen, also all das, was mir fragwürdig und wissenswert erscheint und mein Interesse weckt. Als Wissenschaftlerin habe ich das Recht und die Pflicht, mich immer wieder selbst in (die) Frage zu stellen. Diese Herausforderung gefällt mir.
Welche Vorbilder haben Sie beruflich geprägt?
Mein Großvater und meine Grundschullehrerin sowie all diejenigen Menschen, denen ich auf meinem Weg begegnet bin, die mit Herz und Verstand bei der Sache und beim Gegenüber sind.
Wer oder was hat Ihnen auf dem Weg zur Professur am meisten geholfen? Welche resp. wessen Unterstützung war Ihnen besonders wichtig?
Sensibilität und Stetigkeit möchte ich als erstes nennen. Außerdem hat mir der Zufall geholfen, der sich aus der Nähe betrachtet, als Notwendigkeit herausstellt. Glücklicherweise war ich in der Lage, ihn beim Schopfe zu fassen.
Ist Ihre Karriere gradlinig verlaufen – und wie haben Sie eventuelle Umwege und Durststrecken bewältigt?
Nach Studium und Referendariat war ich acht Jahre lang Lehrerin für Deutsch und Geographie, doch von der Wissenschaft konnte ich nicht lassen. Die Zeit in der Schule bewerte ich nicht als Umweg. Vielmehr habe ich wesentliche Erfahrungen sammeln können. Erst in der dialogischen Praxis habe ich den Sinn geographischer Lern- und Bildungsprozesse, der sich im Gespräch selbst entfaltet, tiefgründig verstehen können.
Akademische Karrieren sind oftmals von einem großen Maß an Unsicherheit geprägt. War das bei Ihnen auch der Fall – und wie sind Sie damit umgegangen?
Es ist sehr wichtig, verständnisvolle Freundinnen und Freunde sowie Kolleginnen und Kollegen für das fachliche und persönliche Gespräch zu haben. Das erst bietet sicheren Boden, auf dem man stehen und gehen – manchmal auch fliegen – kann.
Für wie wichtig halten Sie Networking in Ihrem Beruf? Gibt es eine besondere Strategie, die Sie dabei verfolgen?
Wenn Sie mit »Networking« meinen, dass es heute zum guten Ton gehört, um jeden Preis vernetzt zu sein, möglichst international, quasi als Ausweis einer wissenschaftlichen Expertise, so stehe ich diesem neoliberalen Anspruch kritisch gegenüber. Wenn Sie aber meinen, dass ein Wissenschaftler mit denjenigen Kolleginnen und Kollegen im intensiven Gespräch ist, die an derselben Sache interessiert sind, so dass man gemeinsam im Dialog dem Geheimnis des Lebens auf die Spur kommen kann, dann ist dieser Austausch der Kern jeder Wissenschaft, die ursprüngliche Idee von Universität.
Wie schaffen Sie es, einen solch anspruchsvollen und fordernden Beruf mit dem Privatleben in Einklang zu bringen?
Was ich tue, beruflich oder privat, tue ich – wenn möglich – aus Leidenschaft. Sie stellt den Einklang her.
Ihre Tipps für Nachwuchswissenschaftlerinnen? Was sollten sie keinesfalls versäumen zu tun? Und was sollten sie unbedingt vermeiden?
Neben aller notwendigen eigenen Anstrengung gilt auch: »Keine Bemühungen, keine Vorsätze. Der Nebel lichtet sich von selbst.«