Prof. Dr. med. Hortense Slevogt
»Lass den Lärm anderer Leute Meinungen nicht deine eigene innere Stimme ertränken. Und am wichtigsten: Hab Mut, deinem Herzen und deiner Intuition zu folgen. Irgendwie wissen sie bereits, was du wirklich willst. Alles andere ist sekundär.«
(Steve Jobs)
Werdegang
1993 · Studienabschluss
Freie Universität Berlin
1996 · Promotion
Charité-Universitätsmedizin Berlin
2003 · Fachärztin für Innere Medizin
2003 bis 2009 · Postdoc-Phase
2009 · Habilitation
Charité-Universitätsmedizin Berlin
2011 · Professur
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Interview
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin? Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?
Es ist eine Freude, meine Zeit mit dem Begreifen komplexer Zusammenhänge verbringen zu dürfen. Es ist eine tiefe Befriedigung, dazu beizutragen, dass die Umtriebigkeit der Wissenschaft und die Ideen vieler in ihrer Summe dann zu Erkenntnissen führen, die Verbesserungen in der Diagnostik und/oder Therapie von Patienten nach sich ziehen.
Welche Vorbilder haben Sie beruflich geprägt?
Mein Vorbild war die Fehlstelle für Vorbilder und Unterstützer und Unterstützerinnen, die sich nach meinem Studium auftat. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in der Medizin nur sehr selten Frauen in Führungspositionen gab und bis heute gibt. Für mich galt es, diese Fehlstelle mit einem Beispiel von kraftvollen, positiven, kreativen, mutigen Frauen zu füllen, die sich in diesem System ihren Platz erkämpfen.
Wer oder was hat Ihnen auf dem Weg zur Professur am meisten geholfen? Welche resp. wessen Unterstützung war Ihnen besonders wichtig?
Der Glaube an mich selbst und die Überzeugung, dass Aufgeben immer nur die letzte Option ist, wenn es keine andere Alternative mehr gibt.
Ist Ihre Karriere gradlinig verlaufen – und wie haben Sie eventuelle Umwege und Durststrecken bewältigt?
Durststrecken habe ich überwunden, indem ich mit der Zeit gelernt habe, mich auf die Dinge zu konzentrieren, die mir wichtig sind.
Akademische Karrieren sind oftmals von einem großen Maß an Unsicherheit geprägt. War das bei Ihnen auch der Fall – und wie sind Sie damit umgegangen?
Zum einen habe ich das Feld meiner Kompetenzen erweitert, zum anderen fand und finde ich immer uneingeschränkte Unterstützung bei meinem Mann.
Für wie wichtig halten Sie Networking in Ihrem Beruf? Gibt es eine besondere Strategie, die Sie dabei verfolgen?
Networking ist sehr wichtig, um Brücken zu schlagen und den eigenen Handlungs- und Ideenradius zu erweitern. Wissenschaft lebt von Kooperationen, die erst durch Networking ermöglicht werden. Meine Strategie ist Offenheit gegenüber anderen und die Freude, dazuzulernen.
Wie schaffen Sie es, einen solch anspruchsvollen und fordernden Beruf mit dem Privatleben in Einklang zu bringen?
Hier gibt es keine Regel und es ist auch von meiner Familie abhängig, die für mich ein großes Glück bedeutet.
Ihre Tipps für Nachwuchswissenschaftlerinnen: Was sollten sie keinesfalls versäumen zu tun? Und was sollten sie unbedingt vermeiden?
Wenn Nachwuchswissenschaftlerinnen ihre Leidenschaft für die Wissenschaft entdeckt haben, sollten sie den Mut aufbringen, diesen Weg zu gehen. Mein Rat ist, dass sie sich zutrauen, Verantwortung zu übernehmen, eigene Ideen zu entwickeln und auch, andere anzuleiten. Auch sollten sie sich und ihre Ideen wertschätzen und nicht von vornherein von einer Nicht-Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausgehen, sondern sich die Erfordernisse, die es bedarf, beides leben zu dürfen, erkämpfen.
Sind Wissenschaftlerinnen an der Universität Jena gut aufgehoben? Was macht die Universität Jena für Sie attraktiv?
Jena ist ein sehr interessanter Wissenschaftsstandort, der in den letzten Jahren zu einem Zentrum auf dem Gebiet der Infektionsforschung geworden ist. Viele interessante Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen hier zusammen. Sehr hilfreich ist, dass eine Zusammenarbeit auf kurzem Weg möglich ist. Eine weitere Stärke ist die Nähe zur Klinik, sodass auch translationale Forschungsansätze sehr gut entwickelt werden können.