Prof. Dr. Maria Wartenberg
»Ora et labora.«
Werdegang
1989 · Studienabschluss
Humboldt-Universität Berlin
1991 · Promotion
Justus-Liebig-Universität Gießen
1992 bis 2002 · Postdoc-Phase
2002 · Habilitation
Universität zu Köln
2004 · Erste Professur
Universität zu Köln
2007 · Professur
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Interview
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin? Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?
Es ist erfrischend, Neuland zu betreten und Mechanismen aufzuklären, die bisher nicht bekannt waren. Man darf keine vorgefassten Meinungen haben, man muss Hypothesen auf Forschungsergebnissen aufbauen und auch bereit sein, bei unerwarteten Ergebnissen eine neue unkonventionelle Arbeitshypothese vorzulegen.
Welche Vorbilder haben Sie beruflich geprägt?
Meine Eltern, die als Pflanzenphysiologen an der Universität Jena tätig waren, und meine Geschwister, die in der Biologischen und Medizinischen Forschung in Bonn und Saarbrücken tätig waren.
Wessen Unterstützung war Ihnen auf dem Weg zur Professur besonders wichtig?
Mein Ehemann, Prof. Dr. Heinrich Sauer, hat mir stets den Rücken frei gehalten und in harten Zeiten Ermutigung gegeben. Die gemeinsame Arbeit und die Begeisterung für die Wissenschaft bedeuten auch Lebensglück und Zufriedenheit für mich.
Ist Ihre Karriere gradlinig verlaufen – und wie haben Sie eventuelle Umwege und Durststrecken bewältigt?
In der Zeit der DDR bekam ich nicht gleich einen Studienplatz und überbrückte die »Durststrecke« als Gasthörerin für Theologie und Philosophie. Ich empfinde diese Zeit immer noch als Bereicherung.
Akademische Karrieren sind oftmals von einem großen Maß an Unsicherheit geprägt. War das bei Ihnen auch der Fall – und wie sind Sie damit umgegangen?
Mein kürzester Arbeitsvertrag lief über drei Monate. Nach einigen Jahren entwickelt man eine Resistenz gegenüber diesen Verunsicherungen, da sie sich ständig aufs Neue fortsetzen. Natürlicherweise ist diese Möglichkeit, kreativ und frei zu arbeiten, auch an gewisse Risiken und Unsicherheiten gebunden.
Für wie wichtig halten Sie Networking in Ihrem Beruf?
Gute Politiker unter den Wissenschaftlern beherrschen das Networking perfekt. Wenn man jedoch nur noch Networking betreibt, hört man auf, ein Wissenschaftler zu sein. Das richtige Maß ist hierbei entscheidend.
Wie schaffen Sie es, einen solch anspruchsvollen und fordernden Beruf mit dem Privatleben in Einklang zu bringen?
Wenn man eine Haushälterin beschäftigt und sein Leben gut organisiert, kann man Wissenschaft und Privatleben mühelos in Einklang bringen. Das ist meine, zugegeben sehr subjektive Ansicht. Da muss wohl jeder seinen eigenen Weg finden.
Ihre Tipps für Nachwuchswissenschaftlerinnen?
Die richtigen Dinge zur richtigen Zeit zu tun, entscheidet über die Karriere. Abschlüsse müssen so zügig wie möglich bewältigt werden. Finden Sie den richtigen Lebenspartner. Eine gute Ehe ist Teamwork – beruflich und in der Familie. Zufriedenheit und Rückhalt in der Familie ist die Basis für beruflichen Erfolg.
Sind Wissenschaftlerinnen an der Universität Jena gut aufgehoben?
Wissenschaftlerinnen sind an der Universität Jena hervorragend aufgehoben. Es gibt keinen besseren Ort zum Forschen. Mir gefällt, dass die Jenaer Universität eine Universität mit Weitblick und hohen geistigen Freiheitsgraden ist. Im Jahre 2007 bin ich an die Jenaer Universität zurückgekehrt. Ich bin froh über diese Entscheidung.