Anke Lindmeier

Prof. Dr. Anke M. Lindmeier

Professor of Mathematics Education
Anke Lindmeier
Image: Anne Günther (University of Jena)

Prof. Dr. Anke M. Lindmeier

»Ein Element des Erfolges, egal in welchem Beruf, ist die Lust am Handwerk.«

(Irène Joliot-Curie, Physikerin und Chemikerin, 1897 - 1956)

Werdegang

2005 · Erster und zweiter Studienabschluss: Staatsexamen Gymnasien Fach Mathematik und Diplom Mathematik
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

2006 · Erweiternder Studienabschluss: Staatsexamen Gymnasien Fach Informatik
Technische Universität München

2010 · Promotion
Technische Universität München

2010 bis 2012 Postdoc-Phase
Technische Universität München

2012 · Juniorprofessur
Leibniz-Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik und Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

2014 · Zweite Professur
Leibniz-Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik und Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

2020 · Dritte Professur
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Interview

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin? Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?

Mein Antrieb ist die Einsicht, dass man viel zu wenig über mathematische Lehr-/Lernprozesse weiß. Die besten Jobfeatures sind das selbstbestimmte Arbeiten in jungen Teams und die Möglichkeit, Themen nach Aktualität und Interesse zu gestalten.

Welche Vorbilder haben Sie beruflich geprägt?

Interessanterweise konnte ich diese Frage noch nie beantworten, obwohl ich natürlich an vielen Stellen in der Wissenschaft interessanten Personen begegnet bin, bei denen ich die eine oder andere Eigenschaft oder Errungenschaft vorbildlich fand. Mich fasziniert, wenn Menschen die Neugierde nie verlieren, zuhören können, anwendungsrelevante Erkenntnisse hervorbringen und sich darum bemühen, Wissenschaft verständlich zu erklären.

Wer oder was hat Ihnen auf dem Weg zur Professur am meisten geholfen? Welche resp. wessen Unterstützung war Ihnen besonders wichtig?

Die Einbindung in größere Forschungsgruppenkontexte, die Entwicklungsangebote der Universitäten und Fachgesellschaften und die Bestärkung im privaten Umfeld.

Ist Ihre Karriere gradlinig verlaufen – und wie haben Sie eventuelle Umwege und Durststrecken bewältigt?

Vermutlich würde man den Weg aus externer Sicht als gradlinig beurteilen. Intern gab es natürlich immer wieder Momente, an denen ich vor großen Entscheidungen stand, beispielsweise den ursprünglichen Berufswunsch »Lehrerin« irgendwann zu revidieren oder aber große Umzüge mit der damit verbundenen Unsicherheit für sich selbst und die Familie in Kauf zu nehmen.

Akademische Karrieren sind oftmals von einem großen Maß an Unsicherheit geprägt. War das bei Ihnen auch der Fall – und wie sind Sie damit umgegangen?

Im Vergleich mit anderen akademischen Karrieren waren die Unsicherheitsfaktoren in meinem Fall sicherlich vergleichsweise gering. Trotzdem ist es mir immer wichtig, einen Plan B in der Tasche zu haben und auch mal den schlimmsten Fall zu durchdenken. So schlimm ist der bei genauer Betrachtung nämlich meist gar nicht.

Für wie wichtig halten Sie Networking in Ihrem Beruf? Gibt es eine besondere Strategie, die Sie dabei verfolgen?

Meiner Erfahrung nach gibt es verschiedene Arten von Networking. Manchmal ist der persönliche Austausch ohne größere inhaltliche Tiefe gewinnbringend. Wirklich voran bringen einen aber die Verbindungen, in denen man auch inhaltlichen Austausch pflegt.

Wie schaffen Sie es, einen solch anspruchsvollen und fordernden Beruf mit dem Privatleben in Einklang zu bringen?

Entscheidend sind für mich eine gute Organisation und das hohe Commitment zu gemeinsamen Aufgaben, auch von den anderen Beteiligten, vor allem dem Partner. Und mindestens genauso wichtig ist es, sich von den eigenen Ansprüchen und Ansprüchen anderer Personen etwas zu distanzieren und öfter mal fünf gerade sein zu lassen. Meine zwei Kinder finden das sowieso besser.

Ihre Tipps für Nachwuchswissenschaftlerinnen: Was sollten sie keinesfalls versäumen zu tun?

Sollte eine rationale Abwägung von Optionen zu keinem eindeutigen Ergebnis kommen, dann tun Sie am besten einfach das, was auf den ersten Blick wagemutiger klingt. Etwas nicht zu tun ist auch eine Entscheidung. Sammeln Sie zudem Erfahrung in Kommissionen und Gremien - aber wählen Sie weise und achten Sie darauf, was Sie in den Gremien lernen können. Eine Berufungskommission oder der Promotionsausschuss sind vielleicht erst mal "ge-wichtiger" als die Nachhaltigkeitsarbeitsgruppe.

Sind Wissenschaftlerinnen an der Universität Jena gut aufgehoben? Was macht die Universität Jena für Sie attraktiv?

Ich fühle mich an der Universität Jena gut aufgehoben und nehme die Bemühungen der Universität um die Steigerung der Attraktivität für Wissenschaftlerinnen mit Wohlwollen wahr. Das Arbeitsumfeld ist für mich ideal, ich sehe viele attraktive Möglichkeiten zur Zusammenarbeit, auch mit interdisziplinärem Blick. Trotzdem bin ich immer noch irritiert, wie schwer es vielen hier in Jena fällt, die kleinen Schritte zu gehen, beispielsweise gender-gerechte Sprache anzuwenden. Ich möchte nicht mehr hören, dass »die Lehrerstudenten im Praktikum von den Lehrern und Dozenten« betreut werden. Ein Beispiel, das bei genauerer Betrachtung mit Blick auf die Beteiligten im Lehramtsstudium schon fast absurd ist. Das gelingt woanders bereits besser und es würde mich freuen, wenn die Universität sich herausfordern ließe, solche Maßnahmen der Veränderung konsequenter zum Thema zu machen.